Der aktuelle Superzyklus im Dow Jones – der seit ca. 1932 läuft – wird irgendwann enden. Das letzte Mal, als ein Superzyklus endete, bedeutete dies circa 90% Kurskorrektur. Allerdings lief diese Korrektur innerhalb 3-4 Jahren ab, so war die Rendite eines langfristigen Investments relativ schnell wieder im positiven Bereich. Der aktuelle Superzyklus kann auch deutlich anders enden, wie wir im zweiten Teil dieser Reihe sehen werden.
Annahmen für Analyse
Für diesen Artikel treffe ich zwei Annahmen:
- langfristige Charts werden logarithmisch dargestellt, damit die Bewegungen der Vergangenheit nicht wie Marktrauschen aussehen. Wieso das sinnvoller ist, können Sie hier auf Trading-Treff nachlesen
- für langfristige Betrachtungen wird der Dow Jones verwendet, da es hier Aufzeichnungen seit weit über 100 Jahren gibt. Uns sollen hier die Kurse ab 1928 genügen – kurz vor der Jahrhundert-Korrektur.
Definition eines Supercycle
Laut der Elliott-Wellen-Theorie laufen alle Bewegungen in Wellen (oder Cycles) ab. Diese gibt es in allen Zeiteinheiten. Ein Impuls besteht aus 3 Antriebswellen, von denen wiederum jede aus 3 Antriebswellen besteht und so weiter… Das Stichwort hier ist die Fraktalität.
Wir werden gleich sehen, dass diese einzelnen Cycles sich häufig in unterschiedlich steilen Trendkanälen ausprägen, die nach Beendung nach unten gebrochen (korrigiert) werden. Je kleiner die Zeiteinheit, desto steiler ist häufig der Kanal des Impulses.
Ein Superzyklus umfasst mehrere Cycles und soll laut der Theorie ca. 50 bis 60 Jahre andauern. Dies sind natürlich nur Schätzwerte und in der Literatur nicht einheitlich verwendet, da es nur begrenzt Kursdaten aus der Vergangenheit gibt. Im aktuellen Superzyklus sind wir mittlerweile bei 85 Jahren, er kann also als gereift angesehen werden.
Schlussfolgerung: Sollte der Superzyklus enden, wird er in einen flacheren Kanal (den Grand-Superzyklus-Kanal) korrigieren. Nun wollen wir uns zunächst das Chartbild im Dow Jones ansehen:
Hier sieht man deutlich die verschiedenen Cycles in rot, die jeweils deutlich steiler verliefen als der langfristige Superzyklus in grün. Diesen bildet eine Linie aus den Tiefs der letzten 90 Jahre, kopiert auf das Hoch vor dem Ende des letzten Superzyklus. Aktuelle zeigen die oberen Linien in rot und grün das Potential des laufenden Cycles an. Dieses muss noch lange nicht ausgeschöpft sein, eine weitere Verdreifachung sieht relativ unproblematisch aus.
Harmonic Patterns als Fraktal in der Elliott Wellen Theorie Teil 1
Die Linien stehen hier übrigens – der logarithmische Chart macht es möglich – für jeweils ca. 6 % Steigung im Jahr. Seit der Auferlegung des Dow Jones 1884 sind es übrigens durchschnittlich 5,13 % Rendite pro Jahr. Schön zu sehen ist auch, dass eine Korrektur in diesem Kanal von der Oberkante bis zur Unterkante unproblematisch aussieht, aber dennoch eine 90 % Korrektur darstellt.
Symmetrie-Betrachtung im Dow Jones Chart
Für die Symmetrie-Betrachtung gibt es noch einen, wie ich finde, wunderschönen Chart. Dieser wird auch im zweiten Teil noch eine entscheidende Rolle spielen.
Man erkennt, wie unglaublich flach (und unbedeutend) die letzten Korrekturen im US-Index ausgefallen sind. Während ein klassischer Cycle einen Kurszuwachs von jeweils ca. 2.400 % entsprach, machten die Korrekturen ca. 50 % der Rallye wieder wett. Diese wurden im nächsten Schub schnell wieder aufgeholt. Wenn man ganz nüchtern diese 2.400 % auf die aktuelle Rallye projiziert, wirken die Kursziele fast unvorstellbar. Genau so unvorstellbar schien es bei Kursen von 1.000, dass in einem Impuls eine 24.000 erreicht werden kann…
Der aktuelle Cycle
Die letzte Korrektur im Dow Jones schien zwar wie ein Crash, allerdings sieht man bei logarithmischer Betrachtung, dass sie sehr gesund war und selbst der sehr steile Cycle-Kanal gehalten hat. Dies könnte noch Potential bis zur oberen Kanalkante eröffnen, bei der aktuellen Geschwindigkeit erscheint der Bereich um 37.500 vorstellbar. Vielleicht erreicht der Dow Jones allerdings die obere grüne Kanalkante mit ihren unvorstellbaren Zielen nicht mehr, den Superzyklus-Kanal müsste man dann anpassen.
Wir sehen, erst im logarithmischen Chart erkennt man die wirklichen Potentiale, er ist in der langen Frist objektiver. Sich einfach blind gegen solche einen Jahrhundert-Trend zu stellen, kann sehr schmerzhaft sein. Bei einem Bruch des Kanals ändert sich das gegebenenfalls wieder, mehr dazu in den kommenden Tagen im 2. Teil.
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