Tesla, Nvidia & Siemens Energy: Wenn Analysten den Turbo zünden

Citigroup erhöht Nvidia-Kursziel vor Quartalszahlen, Jefferies verdoppelt Bewertung für Siemens Energy und Deutsche Bank stuft Commerzbank hoch. Tesla kämpft weiter mit Führungsproblemen.

Tesla, Nvidia & Siemens Energy: Wenn Analysten den Turbo zünden
Kurz & knapp:
  • Citigroup sieht 17 Prozent Potenzial bei Nvidia
  • Jefferies verdoppelt Kursziel für Siemens Energy
  • Deutsche Bank stuft Commerzbank auf Buy
  • Tesla verliert weitere Top-Manager
  • Pfizer gewinnt Bieterkampf um Metsera

Liebe Leserinnen und Leser,

manchmal braucht es nur ein paar Worte von der richtigen Adresse – und plötzlich dreht sich die Stimmung. Am Montag war so ein Tag: Während sich in Washington ein Ende des historisch längsten Regierungsstillstands abzeichnete, sorgten vor allem Analysten für Bewegung in den Kursen. Nvidia bekam grünes Licht vor den Quartalszahlen, Siemens Energy wurde mit einem spektakulären Kursziel bedacht, und selbst die Commerzbank durfte sich über ein Upgrade freuen. Doch nicht überall herrschte Jubelstimmung – Tesla kämpft mit Führungsproblemen, und im Pharma-Sektor ging ein Milliarden-Poker zu Ende.

Nvidia: Citi sieht vor den Zahlen noch 17 Prozent Luft nach oben

Der KI-Chipriese Nvidia startete mit einem kräftigen Plus von über fünf Prozent in die Woche – und das aus gutem Grund. Die US-Großbank Citigroup hob nicht nur das Kursziel von 210 auf 220 US-Dollar an, sondern empfahl Anlegern auch, die jüngste Korrektur zum Einstieg zu nutzen. Seit Ende Oktober hatte die Aktie mehr als 15 Prozent von ihrem Rekord eingebüßt, rutschte zeitweise sogar in einen technischen Bärenmarkt. Doch Analyst Atif Malik bleibt überzeugt: Am 19. November, wenn Nvidia seine Quartalszahlen vorlegt, dürfte der Konzern die Erwartungen übertreffen – und die Prognosen erneut anheben.

Die Begründung klingt schlüssig: Trotz aller Bedenken über den KI-Investitionsboom bleibt das Angebot an KI-Chips bis mindestens 2027 hinter der Nachfrage zurück. CEO Jensen Huang soll sogar beim Auftragsfertiger TSMC um höhere Produktionskapazitäten gebeten haben – ein klares Signal, dass die Nachfrage ungebrochen ist. Für deutsche Anleger bedeutet das: Der Engpass liegt nicht bei der Nachfrage, sondern beim Angebot. Und genau das macht Nvidia trotz der jüngsten Schwäche interessant – zumindest aus Sicht der Citigroup.

Siemens Energy: Jefferies verdoppelt das Kursziel auf 134 Euro

Noch spektakulärer fiel die Kehrtwende bei Siemens Energy aus. Die Investmentbank Jefferies, die dem Energietechnikkonzern lange skeptisch gegenüberstand, hob die Aktie von „Hold“ auf „Buy“ – und verdoppelte das Kursziel gleich von 55 auf 134 Euro. Das entspricht einem Aufwärtspotenzial von rund 30 Prozent vom aktuellen Niveau. Die Begründung: Siemens Energy profitiert massiv von der weltweiten Elektrifizierungswelle, der Nachfrage durch KI-Rechenzentren und den Investitionen in Stromnetze. Bis 2028 erwarten die Analysten ein EBITDA-Wachstum von rund 40 Prozent pro Jahr – nur knapp hinter dem US-Konkurrenten GE Vernova.

Die Aktie legte daraufhin über vier Prozent zu und führte den DAX an. Kein Wunder: Nach einem fulminanten Lauf in den vergangenen Monaten hatte die Aktie zuletzt etwas Federn lassen müssen. Doch die neue Einschätzung von Jefferies zeigt, dass die Story intakt bleibt. Europa und die USA modernisieren ihre Stromnetze, und Siemens Energy sitzt mit seiner Technologie an einer Schlüsselposition. Für deutsche Anleger ist das eine erfreuliche Nachricht – hier wächst ein heimischer Champion heran, der von globalen Megatrends profitiert.

Commerzbank: Deutsche Bank sieht Boden beim Nettozinsüberschuss erreicht

Auch die Commerzbank durfte sich über ein Upgrade freuen. Die Deutsche Bank hob die Aktie von „Hold“ auf „Buy“ und begründete das mit der positiven Überraschung beim Nettozinsüberschuss im dritten Quartal. Trotz der jüngst schwachen Zahlen sehen die Analysten den Tiefpunkt durchschritten – und erwarten nun wieder Wachstum. Die Aktie sprang daraufhin um über sechs Prozent nach oben und war damit der größte Gewinner im DAX.

Die Erholung kommt nicht von ungefähr: Die Commerzbank hatte zuletzt mit der Unsicherheit rund um eine mögliche Übernahme durch die italienische UniCredit zu kämpfen. Doch die Fundamentaldaten scheinen sich zu stabilisieren, und das gibt Anlegern Hoffnung. Ob die Übernahme-Spekulationen damit vom Tisch sind? Wohl kaum. Doch zumindest kurzfristig sorgt das Upgrade für Rückenwind.

Tesla: Führungskrise nimmt kein Ende

Während Analysten andernorts für gute Laune sorgten, häufen sich bei Tesla die Hiobsbotschaften. Am Montag kündigten gleich zwei hochrangige Manager ihren Rücktritt an: Emmanuel Lamacchia und Siddhant Awasthi, Leiter des Cybertruck-Programms. Awasthi, der acht Jahre bei Tesla tätig war, sprach von einer „der schwersten Entscheidungen seines Lebens“. Die Abgänge reihen sich ein in eine Serie von Führungswechseln, die das Unternehmen in den vergangenen Monaten erschüttert haben.

Für Anleger ist das ein beunruhigendes Signal: Tesla steht nicht nur vor technischen Herausforderungen – die schwachen Zahlen im ersten Quartal und die eingezogene Prognose sprechen Bände –, sondern auch vor einem personellen Aderlass. Während CEO Elon Musk auf Zukunftswetten wie Robotaxis setzt, fragen sich viele, ob die Wachstumsstory vorbei oder nur unterbrochen ist. Die Aktie legte am Montag zwar über drei Prozent zu, doch das dürfte eher der allgemein besseren Stimmung an den Tech-Märkten geschuldet sein. Die Führungskrise bleibt ein Risikofaktor.

Pharma-Poker: Pfizer schnappt sich Metsera – Novo Nordisk geht leer aus

Im Pharma-Sektor ging ein spektakulärer Bieterstreit zu Ende: Pfizer sicherte sich den Adipositas-Spezialisten Metsera für bis zu zehn Milliarden US-Dollar – und ließ damit den dänischen Konkurrenten Novo Nordisk alt aussehen. Metsera entschied sich für Pfizers Offerte, obwohl beide Unternehmen zuletzt jeweils bis zu 86,25 Dollar je Aktie geboten hatten. Der entscheidende Faktor: kartellrechtliche Bedenken in den USA, die bei einer Übernahme durch Novo Nordisk aufgekommen waren.

Für Pfizer ist der Deal ein strategischer Coup. Der US-Konzern steigt damit in den lukrativen Markt für Abnehmmittel ein, der bis 2030 ein Volumen von 100 Milliarden US-Dollar erreichen könnte. Novo Nordisk hingegen muss sich eingestehen, dass die Konkurrenz durch Eli Lilly und nun auch Pfizer weiter zunimmt. Die Aktie des dänischen Konzerns legte dennoch über zwei Prozent zu – offenbar waren Anleger erleichtert, dass Novo nicht noch mehr Geld in die Hand nehmen musste. Doch die Frage bleibt: Wie will Novo seine Marktführerschaft verteidigen, wenn die Konkurrenz aufrüstet?

Ausblick: Shutdown-Ende und Quartalsberichte im Fokus

Die Hoffnung auf ein Ende des US-Regierungsstillstands beflügelte am Montag nicht nur die Tech-Werte, sondern die gesamten Märkte. Der US-Senat stimmte in einer 60-40-Entscheidung dafür, ein Gesetz zur Finanzierung der Regierung bis Ende Januar voranzutreiben. Sollte der Shutdown tatsächlich bald enden, dürfte das die Unsicherheit an den Märkten weiter reduzieren – und wichtige Wirtschaftsdaten wieder verfügbar machen.

Derweil nimmt die Berichtssaison Fahrt auf: In dieser Woche legen unter anderem Bayer, Infineon, RWE, Eon, Deutsche Telekom, Siemens und Allianz ihre Zahlen vor. Für deutsche Anleger wird es also spannend – zumal die bisherige Saison eher durchwachsen ausfiel. Richtig optimistisch klingen die wenigsten Vorstände. Doch vielleicht sorgen ja wieder die Analysten für positive Überraschungen.

Bis dahin wünsche ich Ihnen eine erfolgreiche Woche – und bleiben Sie wachsam.

Herzliche Grüße
Andreas Sommer

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