Tesla, Pfizer & Siemens: Wenn Giganten straucheln – und was das für Anleger bedeutet

Siemens stürzt trotz Rekordgewinn ab, Tesla integriert Apple CarPlay und Pfizer zahlt 10 Milliarden für Abnehm-Medikamente. Krypto-ETFs starten in den USA.

Tesla, Pfizer & Siemens: Wenn Giganten straucheln – und was das für Anleger bedeutet
Kurz & knapp:
  • Siemens-Aktie verliert 6 Prozent nach Kapitalmarkttag
  • Tesla arbeitet an Apple CarPlay-Integration
  • Pfizer übernimmt Metsera für bis zu 10 Milliarden
  • Neue Krypto-Index-ETFs starten in Amerika

Liebe Leserinnen und Leser,

manchmal sind es die Schwergewichte, die einen Handelstag prägen – nicht durch Stärke, sondern durch Schwäche. Heute erlebten gleich mehrere Börsenschwergewichte turbulente Stunden: Siemens enttäuschte trotz Rekordgewinnen und riss den DAX mit sich, Tesla arbeitet überraschend an der Integration von Apple CarPlay, und Pfizer greift tief in die Tasche, um im Milliarden-Markt der Abnehm-Medikamente mitzumischen. Gleichzeitig sorgen neue Krypto-ETFs in den USA für Aufbruchstimmung, während die Märkte zwischen Zinshoffnungen und Datenlücken navigieren. Ein Tag voller Widersprüche – und wichtiger Signale für die kommenden Wochen.

Siemens-Schock: Wenn Rekordgewinne nicht reichen

Der Münchner Technologiekonzern lieferte eigentlich solide Zahlen: Im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2025 erreichte Siemens einen Industriegewinn von 3,19 Milliarden Euro – ein beachtliches Ergebnis. Doch die Börse zeigte sich unbeeindruckt. Die Aktie stürzte um rund 6 Prozent ab und kostete den DAX damit knapp 150 Punkte. Zusammen mit den Verlusten bei Siemens Healthineers (-3,4%) und Siemens Energy (-5,9%) ging etwa ein Prozentpunkt des DAX-Rückgangs auf das Konto der Siemens-Familie.

Der Grund für die Enttäuschung? Der angekündigte Kapitalmarkttag brachte zwar Klarheit über die geplante Abspaltung von 30 Prozent der Healthineers-Anteile – doch Analysten hatten auf 40 Prozent gehofft. Zudem wirkte der Ausblick auf das kommende Geschäftsjahr verhalten: Die Prognose für den Gewinn je Aktie impliziert laut RBC eine Kürzung der Konsenserwartungen um etwa 7 Prozent. Das Management hob zwar die Wachstumsprognose für das Kerngeschäft auf 6 bis 9 Prozent beim Umsatz an – doch höhere Kosten im Quartal und die schleppende Entflechtung der Medizintechnik-Tochter trübten die Stimmung.

Für Anleger bleibt die Frage: Ist das eine Kaufgelegenheit oder der Beginn einer längeren Korrektur? Die Transformation zu einer „One Tech Company“ ist strategisch richtig – aber der Markt zeigt wenig Geduld.

Tesla und Apple: Annäherung der Giganten?

Eine Meldung, die viele überrascht hat: Tesla arbeitet Berichten zufolge intern an der Integration von Apple CarPlay in seine Elektrofahrzeuge. Das wäre ein bemerkenswerter Kurswechsel für CEO Elon Musk, der entsprechende Kundenwünsche jahrelang ignoriert hatte und CarPlay als überflüssig ansah. Die Spannungen zwischen Musk und Apple – etwa über App-Store-Richtlinien oder Apples gescheiterte Autopläne – waren bekannt.

Doch nun deutet sich eine pragmatische Wende an: CarPlay ist für viele Autokäufer ein entscheidendes Feature, und Tesla könnte sich dem Marktdruck nicht länger entziehen wollen. Laut Bloomberg könnte die Funktion bereits in den kommenden Monaten ausgerollt werden – wobei Verzögerungen möglich sind. Die Tesla-Aktie reagierte zunächst verhalten auf die Nachricht, während Apple-Anleger das als weiteren Beleg für die Reichweite ihrer Plattform werten dürften.

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Interessant wird, wie Tesla die Integration umsetzt: Wird CarPlay nur eine Option unter vielen – oder ein zentrales Element der Nutzererfahrung? Und könnte die Zusammenarbeit ein Zeichen dafür sein, dass Musk seine Strategie der geschlossenen Ökosysteme überdenkt?

Pfizer jagt Novo Nordisk: Der 10-Milliarden-Deal um Metsera

Der Pharmakonzern Pfizer hat den Übernahmekampf um das Biotech-Unternehmen Metsera für sich entschieden – und zahlt dafür bis zu 10 Milliarden Dollar. Nach einem Bieterwettstreit mit Novo Nordisk sicherte sich Pfizer Zugang zu einem vielversprechenden Portfolio an Abnehm-Medikamenten. Das Kronjuwel: MET-097i, ein GLP-1-Rezeptor-Agonist, der nur einmal monatlich injiziert werden muss – im Gegensatz zu den wöchentlichen Spritzen von Novo Nordisks Wegovy oder Eli Lillys Zepbound.

In Studien zeigte MET-097i eine Gewichtsreduktion von bis zu 14,1 Prozent über 28 Wochen – ein solides Ergebnis, wenn auch nicht ganz auf Augenhöhe mit den Marktführern. Eli Lillys Zepbound etwa erzielte im dritten Quartal 3,6 Milliarden Dollar Umsatz, Novo Nordisks Wegovy kämpft hingegen mit Wettbewerbsdruck und schwächeren Verkäufen. Analysten von Leerink schätzen, dass Metseras Medikamente langfristig mehr als 5 Milliarden Dollar Jahresumsatz erreichen könnten.

Für Pfizer ist der Deal existenziell: Nachdem zwei eigene orale GLP-1-Kandidaten aus Sicherheitsgründen gestoppt werden mussten, fehlte dem Konzern ein Einstieg in den boomenden Markt für Adipositas-Therapien. Mit Metsera holt Pfizer auf – allerdings bleibt das Risiko, dass die späten klinischen Studien nicht die erhofften Ergebnisse liefern.

Krypto-ETFs: 21Shares bringt die ersten Index-Fonds nach Amerika

Während in Deutschland noch über regulatorische Details diskutiert wird, macht die USA einen großen Schritt: 21Shares hat die ersten Krypto-Index-ETFs lanciert, die unter dem Investment Company Act von 1940 registriert sind. Der 21Shares FTSE Crypto 10 Index ETF (TTOP) bildet die zehn größten Kryptowährungen ab – inklusive Bitcoin. Der 21Shares FTSE Crypto 10 ex-BTC Index ETF (TXBC) konzentriert sich auf die Top 10 ohne Bitcoin und richtet sich an Anleger, die Bitcoin separat halten möchten.

Die Gebühren liegen bei 0,50 Prozent (TTOP) bzw. 0,65 Prozent (TXBC) – attraktiv im Vergleich zu aktiv verwalteten Produkten. Beide ETFs werden quartalsweise rebalanciert und passen sich damit automatisch den Marktentwicklungen an. Für Anleger bedeutet das: Diversifikation ohne ständiges Umschichten, Zugang zu Ethereum, Solana, XRP und weiteren Altcoins – alles in einem regulierten Rahmen.

Die Partnerschaft mit Teucrium als Berater und FTSE Russell als Index-Anbieter unterstreicht die zunehmende Professionalisierung des Krypto-Marktes. Gleichzeitig startet Onramp mit einem Multi-Institution Bitcoin IRA ein weiteres innovatives Produkt: eine Altersvorsorge mit Bitcoin, bei der drei unabhängige Institutionen die Verwahrung sichern – ein Novum, das Sicherheit und Dezentralität verbindet.

Waymo wagt sich auf die Autobahn – und stellt sich der härtesten Prüfung

Alphabets Robotaxi-Tochter Waymo nimmt eine neue Hürde: Ab Anfang 2026 starten Wintertests in Schweden, bei denen die autonomen Fahrzeuge erstmals auch auf Autobahnen unterwegs sein werden. Jahrelang hatte Waymo Highways gemieden – zu Recht, denn Autobahnfahrten mit hohen Geschwindigkeiten, dichtem Verkehr und komplexen Spurwechseln gelten als Königsdisziplin des autonomen Fahrens.

Die Tests sind Teil der Vorbereitung auf kommerzielle Autobahnfahrten, die Waymo schrittweise einführen will. Technisch setzt das Unternehmen auf seine bewährten Sensorsysteme, doch die Herausforderung liegt in der Geschwindigkeit der Entscheidungsfindung: Bei 120 km/h bleiben nur Sekundenbruchteile, um auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren.

Für Alphabet-Anleger ist das ein wichtiger Meilenstein: Waymo gilt als einer der führenden Akteure im Bereich autonomes Fahren – doch die Konkurrenz schläft nicht. Tesla setzt auf ein kamerabasiertes System, chinesische Hersteller drängen mit eigenen Lösungen auf den Markt. Wer zuerst skalierbare, sichere Autobahnfahrten anbietet, könnte einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil erlangen.

VW und Rivian: Der Winter wird zum Härtetest

Auch Volkswagen und Rivian bereiten sich auf den Winter vor: Anfang 2026 starten in Schweden Tests der neuen Elektronik-Architektur, die im Gemeinschaftsunternehmen RV Tech entwickelt wird. Im Fokus steht die Zonen-Architektur – ein Ansatz, bei dem Funktionen nicht nach Aufgaben (z. B. Temperatursteuerung), sondern nach Fahrzeugbereichen gebündelt werden. Das reduziert Komplexität, verkürzt Kabelstränge und senkt Kosten – ein entscheidender Faktor für das geplante VW-Elektroauto ID.Every1, das 2027 für rund 20.000 Euro starten soll.

Die Rivian-Aktie gewann heute leicht, während VW-Papiere ebenfalls zulegten. Für beide Konzerne ist die Kooperation strategisch zentral: VW will technologisch zu Tesla und chinesischen Herstellern aufschließen, Rivian erhält Zugang zu VWs globaler Reichweite. Sollte die Architektur erfolgreich sein, könnte das Joint Venture sie künftig auch anderen Herstellern anbieten – ein zusätzliches Geschäftsfeld.

Was die Märkte bewegt – und was fehlt

Die Wall Street zeigte sich heute gespalten: Während der Dow Jones nur leicht nachgab, rutschte der Nasdaq deutlicher ab – Tech-Werte wie Nvidia und Broadcom standen unter Druck. Der Grund: Bewertungssorgen und Unsicherheit über die nächsten Schritte der Fed. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im Dezember liegt nur noch bei rund 50 Prozent – deutlich niedriger als noch vor einem Monat.

Erschwerend kommt hinzu, dass wichtige Konjunkturdaten aus dem Oktober womöglich nie veröffentlicht werden: Der längste Regierungsstillstand der US-Geschichte hat Lücken gerissen, die sich nicht mehr schließen lassen. Die Fed muss also mit unvollständigen Informationen arbeiten – ein Risiko, das die Märkte nervös macht.

In Europa belastete vor allem die Siemens-Schwäche den DAX, der um 1,4 Prozent auf 24.042 Punkte fiel. Merck hingegen überraschte positiv und legte 5 Prozent zu, nachdem die Quartalszahlen besser als erwartet ausfielen.

Was jetzt zählt

Die kommenden Tage dürften entscheidend sein: Am Freitag stehen in China wichtige Konjunkturdaten an, in den USA werden Einzelhandelsumsätze und Erzeugerpreise veröffentlicht. Zudem rückt die Frage in den Fokus, ob die Fed im Dezember tatsächlich die Zinsen senkt – oder ob die Unsicherheit über fehlende Daten und hartnäckige Inflation eine Pause erzwingt.

Für Anleger heißt das: Wachsam bleiben, Diversifikation prüfen – und nicht jedem Impuls folgen. Manchmal sind es gerade die Tage, an denen Giganten straucheln, die die besten Einstiegschancen bieten. Doch Geduld und Timing sind gefragt.

Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Handelstag und ein erholsames Wochenende!

Herzliche Grüße
Andreas Sommer

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Über mich: Erfahrung für Ihren Anlageerfolg

Als Finanzanalyst und Börsenjournalist beschäftige ich mich seit über vier Jahrzehnten intensiv mit den Finanzmärkten. Meine Spezialisierung liegt auf der Analyse wachstumsstarker Aktien und der Entwicklung von Anlagestrategien, die fundamentale Bewertung mit technischer Analyse kombinieren.

Ein zentraler Aspekt ist das Timing („Timing is Money“), denn Risikobegrenzung ist essenziell („Vermeiden ist besser als Verlieren!“). Mein Ziel ist es, Ihnen klare Orientierung in dynamischen Märkten zu bieten.

Mein Weg an die Börse: Vom Bankberater zum Analysten

Meine Faszination für die Finanzmärkte entwickelte sich schon früh. Wichtige Stationen meines Weges sind:

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  • Wendepunkt 1987: Der Börsencrash weckte mein tiefes Interesse an der technischen Analyse als wichtiges Instrument zur Risikosteuerung.
  • Finanzjournalismus: Als Finanzredakteur und Chefredakteur für Börsenpublikationen vertiefte ich meine Marktkenntnisse.
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