Das Altersvorsorgesystem das in Deutschland auf drei Säulen ruht zeigt Risse im Fundament. Die gesetzliche Altersvorsorge steht zur Zeit stabil dar. Jedoch ist den Verantwortlichen Stellen bewusst, dass die Demographische Entwicklung an der Stabilität nagt. Da das Problem schon viele Jahre bekannt ist und keiner die Aussage von Dr. Norbert Blüm „Die Rente ist sicher“ mehr für ernst nahm, wurde die Altersvorsorge breiter aufgestellt. Die zweite Säule der Altersvorsorge besteht aus den Betriebsrenten und die dritte aus der Privaten. Hier zeigen sich mittlerweile Probleme.
In der vergangenen Woche äußerte sich die die BaFin zu den Pensionskassen und zeichnete ein eher düsteres Bild.
Jede dritte Pensionskasse unter intensivierter Aufsicht
Bei der BaFin Pressekonferenz sagte der Exekutivdirektor für Versicherungs- und Pensionsaufsicht, dass mittlerweile jede dritte Pensionskasse unter intensivierter Aufsicht stehe. Das lässt aufhorchen!
Ein Drittel der Pensionskassen läuft offensichtlich Gefahr ihre Verpflichtungen nicht mehr halten zu können. Hier bleiben den betroffenen Kassen nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie senken ihre Leistungen oder sie erhalten zusätzliches Kapital von ihren Trägern. Da die Pensionskassen meist für mehr als nur einen Arbeitgeber die Betriebsrente organisieren ist eine Einigung auf eine Kapitalspritze recht schwierig.
Da nicht jede Pensionskasse Teil einer Sicherungseinrichtung ist, geht die Befürchtung in die Richtung, dass Zehntausende Kunden Kürzungen ihrer Rente hinnehmen müssen.
Natürlich führen auch die Kassen das Niedrigzinsumfeld als Grund für ihre Probleme an, damit befinden sie sich in recht guter Umgebung, denn die Versicherungskonzerne blasen in das selbe Horn, sobald es um ihre Lebensversicherungssparten geht.
Hier bahnt sich ein Boom der Run Off Gesellschaften an, Ausgliederung oder Verkauf der Lebensversicherungen mit anschließender Einstellung des Neugeschäfts.
Man möchte meinen die Konzerne handeln hier nach dem Motto „Den letzten beißen die Hunde“.
Zweite und Dritte Säule in Gefahr
Die zweite Säule der Privaten Altersvorsorge läuft Gefahr ihre Verpflichtungen nicht halten zu können und ein Teil der dritten Säule, die Lebensversicherungen scheinen einen Exit zu suchen, da sie vor ähnlichen Problemen stehen.
Auch in den USA leiden die Vorsorge Einrichtungen unter dieser Problematik und werden in den kommenden Jahren einen Bailout benötigen um überleben zu können. Über die Lage von CalPERS wurde hier auf Trading-Treff.de erst vor kurzem berichtet.
Die seit geraumer Zeit laufende Zinswende wird hier den Druck weiter verstärken. Viele der Kassen und Versicherer sind in den letzten Jahren auf Alternative Anlagen ausgewichen, um die Lücke im Fixed Income Bereich zu füllen.
Die meisten dieser Alternativen Strategien haben jedoch ein negative Rendite/Risikoprofil und werden, sollten sich die zugrundeliegenden Annahmen als Falsch erweisen, weitere Probleme verursachen. Sie gehören schlichtweg zu dem Short Volatility Universum, dass auf Stabilität und eine lineare Entwicklung aufbaut. Wird die Stabilität gestört kommt es zu Verwerfungen und damit zu Verlusten, die die Rendite Chancen in den Schatten stellen können.
Fazit
Die Finanzkrise ist mit einer Verzögerung von fast 10 Jahren in der zweiten Säule angekommen und auch Teile der dritten sind befallen. Kurzum die Probleme häufen sich und eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht.
Die Vermutung, dass die nächste Finanzkrise, die irgendwann kommen wird, ihren Ursprung in den Vorsorgeeinrichtungen haben wird, hatte ich hier schon einige Male geäußert.
Wenn es so ist, wie es scheint, werden bei diesem Raubzug nicht die Banken unter die Räder kommen, sondern die entsprechenden Vorsorgeeinrichtungen, die schon jetzt an einer Unterdeckung ihrer Pensionsverpflichtungen leiden. Auch was positives wenn die Banken keinen Bailout benötigen, doch echt blöd für jegliche Renten und Vorsorge Träume der betroffenen Bürger. Der Short Volatility Trade ist das Neue Sub Prime Debakel, was nur noch auf einen Auslöser wartet
Bisher weigert sich die Politik eine ehrliche Diskussion zu führen hinsichtlich einer Reform. Infolge der Unentschlossenheit werden die Risse im Fundament noch weiter anwachsen.
Wahrscheinlich wird es erst zu einem Unfall kommen müssen, bevor eine rationale Reform des Altersvorsorgesystems durchgeführt werden kann.
Als Bürger kann man nur versuchen sich möglichst Antifragil bei der eigenen Geldanlage aufzustellen, um den Auswirkungen weitestgehend entgehen zu können.
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