Die Lage an den Rentenmärkten spitzt sich zu. Während die Tendenz bei den Zinsen seit Monaten eher aufwärtsgerichtet ist, steigt die Nachfrage nach Anleihen unter den sicherheitsorientierten Anlegern. Immerhin versprechen die einzelnen Krisenherde innerhalb der EU nichts Gutes für die nächsten Wochen. Doch ist die Bundesanleihe wirklich ein Schutz für Investoren und kann die EZB die Ankäufe demnächst einstellen?
Die Lage an den Märkten für festverzinsliche Wertpapiere ist angespannt. Mitten in der amerikanischen Zinswende versuchen auch die langlaufenden Anleihen in der Eurozone eine Wende auf das Parkett zu zaubern. Dieser Versuch wurde allerdings zuletzt durch die Regierungsbildung in Italien gestoppt. Noch hält die EZB den Markt unter Kontrolle. Die Anleihekäufe im Rahmen des QE-Programms fangen eine Menge des Drucks auf die Anleihen der Krisenstaaten ab. Doch Italien könnte in der Tat für Ärger sorgen.
Italien sorgt für Ärger
Nachdem die Regierungsbildung in Italien durchaus viele Fragen für die weitere Zukunft des Landes, der Sozialpolitik und der Finanzierbarkeit offen lässt, gab es einen kurzfristigen Nachfrageanstieg nach den Anleihen der Bundesrepublik Deutschland. Innerhalb weniger Tage halbierte sich die Rendite, die ohnehin weiter auf einem historisch niedrigen Niveau liegt.
Dieser Nachfrageanstieg war durchaus verständlich. Denn einige der italienischen Vorschläge wie die Einführung der „Mini-Bots“, enthalten ein extrem hohes Potenzial, die Eurozone mit der Gemeinschaftswährung zu unterwandern.
Exkurs Mini-Bots
Die Mini-Bots wären etwa gleichzusetzen mit einer Alternativwährung, die dann nur in Italien greift. Es handelt sich bei dieser Idee um Staatsanleihen in sehr kleiner Stückelung, die im Inland als Möglichkeit dienen, Rechnungen zu bezahlen. Allerdings können die Firmen und Bürger auch Steuern durch diese Mini-Bots entrichten. Aus diesem Grund kann in der Idee eine echte Form von Parallelwährung gesehen werden.
Deutsche Bundesanleihen legten zu – berechtigt?
Diese Unabwägbarkeiten sorgten so für den Einbruch bei den deutschen Renditen. Diesen Umstand verdankt die Bundesregierung allerdings nicht ihrer guten Arbeit, sondern der Wahrnehmung des Kapitalmarktes. Weiterhin gilt die Bundesanleihe aus Deutschland als Fels in der Brandung – zu Recht?
Allerdings könnte sich dieser Umstand bald ändern. Denn eines wird auch der Kapitalmarkt früher oder später begreifen. Die Bundesanleihe ist nur so sicher, solange es keine „Abweichler“ innerhalb der Eurozone gibt. Bleiben wir bei dem Beispiel Italien.
Die Einführung dieser Mini-Bots hätten eine stark inflatorische Wirkung. Immerhin würde Italien damit direkt die Kontrolle über die Druckerpresse erhalten. Dieser Weg wäre mit Sicherheit eine wirksame Waffe gegen die aktuelle Wirtschaftskrise.
In dem Artikel zum Partizipalismus deckte ich den Zusammenhang einer „echten Druckerpresse“ bereits auf.
Allerdings würde der Auftrieb im Preisniveau zulasten der anderen Länder der Eurozone gehen. Und so kommt Deutschland zurück ins Spiel.
Kann die EZB das QE-Programm beenden?
Viele Marktteilnehmer vermuteten seit ein paar Wochen, dass Mario Draghi demnächst aus dem Ankaufsprogramm für Anleihen aussteigen könnte. Auf der einen Seite nimmt das Material, welches für Ankäufe zur Verfügung steht, immer weiter ab. Auf der anderen Seite bedroht das extrem niedrige Zinsniveau mittlerweile erneut die Banken und könnte eine Bankenkrise 2.0 erzeugen. Eine schwierige Situation für die Währungshüter.
CDS Spreads steigen – Deutsche Bank und Commerzbank angeschlagen
Doch die Situation in Italien ist an diesem Punkt nicht zu unterschätzen. Immerhin wäre die Einführung einer alternativen Währung in der Tat ein Novum. Die Auswirkungen auf das Preisniveau dürften deutlich sein – wenn zu Beginn auch nur in Italien. Allerdings würden schnell Begehrlichkeiten innerhalb der Eurozone entstehen. Die Druckerpresse im eigenen Haus ist sehr verführerisch.
Steigen die Renditen?
Der Kapitalmarkt könnte diese Entwicklung antizipieren und die Zinsen könnten nicht trotz dieser Lage, sondern bedingt durch eben diese deutlich zulegen. Damit könnte die EZB gezwungen werden, das Programm erneut zu verlängern, selbst wenn sie er beenden wollten. Dabei ist noch nicht einmal betrachtet, dass Deutschland als „sicherer Hafen“ auch Probleme bekommen könnte. Denn eine Alternativwährung ist immer auch zumindest eine kleine Abkehr vom Euro. Und so könnten die Haftungsrisiken der „Eurorettung“ für Deutschland deutlich stärker in den Fokus rücken.
In der Summe ist die Entwicklung in Italien ein heikles Problem. Allerdings war es vorherzusehen (wir berichteten über die Probleme innerhalb der Gemeinschaftswährung). Und Italien wird auch nicht das letzte Land sein, welches „neue Wege“ wagen wird. In dieser Situation wäre es also denkbar, dass es für die EZB nochmals schwieriger wird, das lange anhaltende Geldexperiment zu beenden. Natürlich wird es irgendwann enden, aber wann steht in den Sternen.
Wir dürfen gespannt sein.
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