Autobranche mit Rückenwind – Wirklich?

Es gibt sie noch, die positiven Aussagen zur deutschen Krisenbranche. Thomas Wendt, BILANZ Kolumnist bei „Welt“ sieht das nächste Jahr für die deutschen Autobauer wieder positiver. Doch ist das realistisch?

 

Grundsätzlich lebt vor allem die Börse von unterschiedlichen Meinungen. Thomas Wendt sieht die Welt der Automobilindustrie in der Tat aus einem völlig anderen Blickwinkel als ich. So sieht er zwar zu Recht den wichtigen Automarkt in China als Chance für die deutschen Produzenten und erwartet über staatliche Programme eine Stützung der Nachfrage, allerdings sind seine Schlussfolgerungen für mich nicht nachvollziehbar. Die Lieferengpässe der Autobauer sind schon lange nicht mehr das Hauptproblem der Branche. Ja, es kam in der Tat zu Verzögerungen bei der Auslieferung von Neuwagen. Das lag auch tatsächlich an dem neuen WLTP-Standard für Abgasmessungen. Allerdings produzieren die Massenhersteller schon sehr lange auf Halde und die Eigenzulassungen nahmen zwar ab, lagen aber weiterhin bei knapp 30 %. In meinen Augen spricht daher deutlich mehr für die Peak Auto-Theorie.

 

Eigenzulassungen bleiben Krisenzeichen

 

Die Eigenzulassungen der Hersteller bleiben ein wichtiges Warnsignal. Immerhin bedeuten diese Zahlen, dass jeder dritte bis vierte Wagen, je nach Hersteller, auf den eigenen Namen zugelassen wird. Diese Zulassungen dienen vor allem der folgenden kräftigen Rabattierung. Junge Gebrauchte oder Tageszulassungen werden oftmals mit deutlichen Abschlägen zum bereits verhandelten Neuwagenpreis verkauft. Wenn diese Eigenzulassungen weiterhin um die 30 Prozent liegen, dann bedeutet es weiterhin, dass die Neuwagenpreise deutlich zu teuer sind. Eine Anpassung an das Gehaltsgefüge und die Marktrealität erfolgt allerdings bisher nicht über die Hersteller.

Dieser Schritt könnte immerhin tief in die roten Zahlen führen. Diese sind natürlich ungern gesehen. Stattdessen wird weiterhin alles was denkbar ist in das Händlernetz gepumpt. Die Risiken steigen durch Finanzierungsmodelle mit Rücknahmegarantien und ähnlichen Konstrukten.

Thomas Wendt hat in seiner Kolumne allerdings mit der extrem niedrigen Bewertung der Autobauer recht. Das KGV von Daimler etwa liegt nur noch bei 6, doch das KGV sollte nicht das einzigste Argument sein. An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Auch Aktien mit einer Bewertung des 6-fachen Jahresgewinnes können sich dort halbieren. Bleibt für die Aktionäre nur zu hoffen, dass der Einfluss von China im Jahr 2019 in der Tat deutlich über das hinausgeht, was ich mir aus heutiger Sicht vorstellen kann. Dann wäre in der Tat eine gute Chance für Auto-Aktien im Jahr 2019 gegeben – allein mir fehlt der Glaube.

 

VW, Daimler und BMW – Automobilindustrie vor einer großen Krise?

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