Liebe Leserinnen und Leser,
während die Märkte weiter über Zinssenkungen und KI-Bewertungen debattieren, spielten sich am Montag drei Geschichten ab, die zeigen: Manchmal liegen die wirklichen Wendepunkte abseits des Rampenlichts. Ein Bergbaukonzern beendet einen monatelangen Rechtsstreit in Mali und befreit vier inhaftierte Mitarbeiter. Ein Pharmariese meldet einen Studienerfolg, der die Aktie zweistellig nach oben katapultiert. Und ein Tech-Gigant rast auf eine 4-Billionen-Dollar-Bewertung zu – während die Konkurrenz noch rätselt, wie das passieren konnte. Was diese drei Meldungen verbindet: Sie wurden unterschätzt, bis es zu spät war.
Barrick: Frieden in Mali – und plötzlich ist die Produktion gerettet
Als Barrick Mining am Montag verkündete, alle Streitigkeiten mit der malischen Regierung beigelegt zu haben, atmete die Rohstoffbranche auf. Monatelang hatte der Konflikt um die Minen Loulo und Gounkoto die Produktion belastet, vier Mitarbeiter saßen in Haft, die Regierung hatte die vorläufige Verwaltung übernommen. Jetzt werden alle Anklagen fallengelassen, die Mitarbeiter kommen frei, die operative Kontrolle kehrt zu Barrick zurück.
Was nach einem diplomatischen Erfolg klingt, ist vor allem eines: ein massives Risiko, das vom Tisch ist. Mali ist für Barrick ein strategisch wichtiger Standort – die beiden Minen gehören zu den produktivsten Goldanlagen des Konzerns. Der Deal bedeutet nicht nur Rechtssicherheit, sondern auch die Möglichkeit, die Produktion wieder hochzufahren, ohne ständig politische Eskalationen fürchten zu müssen. Barrick zieht zudem seine Schiedsklage vor dem ICSID zurück – ein Zeichen, dass beide Seiten an einer langfristigen Lösung interessiert sind.
Für Anleger ist die Botschaft klar: Ein Unsicherheitsfaktor ist eliminiert. Barrick kann sich wieder auf das konzentrieren, was es am besten kann – Gold fördern, während der Goldpreis weiter über 4.000 Dollar je Feinunze notiert.
Bayer: Asundexian schafft, was niemand mehr erwartet hatte
Zehn Prozent Plus an einem Tag – bei Bayer ist das inzwischen selten genug, um aufzuhorchen. Der Grund: Das Schlaganfall-Medikament Asundexian hat in der Phase-III-Studie die Ziele erreicht. Für einen Konzern, der jahrelang unter der Monsanto-Hypothek litt und dessen Pipeline immer wieder enttäuschte, ist das mehr als nur eine gute Nachricht. Es ist ein Hoffnungsschimmer, dass die Pharmasparte tatsächlich liefern kann.
Asundexian soll bei Patienten mit Schlaganfall-Risiko eingesetzt werden – ein Markt, den Bayer ursprünglich mit einem Spitzenumsatz von über 5 Milliarden Euro beziffert hatte. Analysten sind vorsichtiger und rechnen eher mit 3,5 Milliarden Euro, aber selbst das wäre ein Blockbuster. Wichtiger noch: Bayer stärkt damit eine Pipeline, die dringend Erfolge brauchte. Die Serie positiver Nachrichten aus der Pharmasparte setzt sich fort – und das zeigt sich auch im Chart. Die Aktie hat seit ihrem Tief vor einem Jahr über 50 Prozent zugelegt.
Doch die Euphorie hat Grenzen. Für langjährige Aktionäre, die den fast 90-prozentigen Absturz durch die Monsanto-Krise miterlebt haben, ist die aktuelle Erholung immer noch nur ein Bruchteil dessen, was verloren ging. Asundexian ist ein wichtiger Schritt – aber Bayer muss noch beweisen, dass die Trendwende nachhaltig ist.
Alphabet: Der stille Aufstieg zur 4-Billionen-Marke
Während alle Welt über OpenAI und ChatGPT spricht, zieht Alphabet davon. Die Aktie stieg am Montag um mehr als 5 Prozent auf ein Rekordhoch von 315,90 Dollar – die Marktkapitalisierung liegt jetzt bei 3,82 Billionen Dollar. Damit ist der Google-Mutterkonzern nur noch einen Schritt von der 4-Billionen-Schwelle entfernt. Nvidia, Microsoft und Apple haben diese Marke bereits erreicht, aber nur Nvidia und Apple halten sie aktuell.
Was steckt dahinter? Alphabet hat die Skepsis widerlegt, die nach dem ChatGPT-Launch 2022 aufkam. Damals fürchteten Investoren, Google könne seinen KI-Vorsprung verlieren. Stattdessen hat der Konzern seine Cloud-Sparte zum Wachstumstreiber gemacht, das neue Gemini-3-Modell überzeugt, und selbst Warren Buffetts Berkshire Hathaway ist als Investor eingestiegen. Die Aktie hat in diesem Jahr knapp 70 Prozent zugelegt – weit mehr als Microsoft oder Amazon.
Das Paradoxe: Während die Konkurrenz Milliarden in KI-Infrastruktur pumpt und die Gewinne unter Druck geraten, steigert Google seine Profitabilität. Die Suchmaschine bleibt ein Cashflow-Monster, die eigenen Chips bieten eine Alternative zu Nvidias teuren Prozessoren, und die KI-Integration ins Kerngeschäft läuft reibungsloser als erwartet. Alphabet zeigt, dass man nicht der Lauteste sein muss, um zu gewinnen – manchmal reicht es, einfach besser zu sein.
Doch die Bewertung wirft Fragen auf. Einige Beobachter warnen vor einer KI-Blase, die an die Dotcom-Ära erinnert. Zirkuläre Deals zwischen OpenAI und Nvidia, explodierende Marktkapitalisierungen ohne entsprechende Geschäftsmodelle – die Parallelen sind da. Alphabet profitiert davon, dass es bereits Geld verdient, aber auch dieser Konzern ist nicht immun gegen eine Korrektur, sollte die Stimmung kippen.
Novo Nordisk: Wenn Hoffnungen platzen
Nicht jeder Montag bringt gute Nachrichten. Novo Nordisk stürzte um über 12 Prozent ab – der tiefste Stand seit 2021. Der Grund: Eine Alzheimer-Studie mit Semaglutid (bekannt als Ozempic) ist gescheitert. Die orale Version des Abnehmmittels konnte das Fortschreiten der Krankheit nicht verlangsamen. Für einen Konzern, der jahrelang von den Abnehmspritzen getragen wurde, ist das ein herber Rückschlag.
Analysten relativieren: Die Erwartungen an die Studie waren ohnehin gering, Novo hatte selbst eingeräumt, dass die Erfolgschancen niedrig seien. Dennoch zeigt der Kursrutsch, wie nervös Investoren sind. Die Konkurrenz bei Abnehmmitteln wächst, der Hype flacht ab, und die Pipeline liefert nicht die erhofften Überraschungen. Für Anleger bleibt die Frage: Ist das nur ein Rücksetzer – oder der Beginn einer längeren Schwächephase?
Rheinmetall: Friedenshoffnung als Kurstreiber nach unten
Rüstungsaktien hatten am Montag einen schweren Tag. Rheinmetall verlor zeitweise über 8 Prozent und rutschte unter 1.500 Euro – der tiefste Stand seit Ende April. Der Auslöser: erneute Hoffnungen auf einen Waffenstillstand in der Ukraine. Die USA und die Ukraine meldeten Fortschritte bei Friedensgesprächen, und die Börse reagierte prompt.
Doch die Nervosität ist übertrieben. Friedenspläne gab es in den vergangenen Monaten viele – umgesetzt wurde keiner. Und selbst wenn es zu einem Waffenstillstand käme: Das Thema Verteidigung bleibt auf der europäischen Agenda weit oben. Deutschland hat angekündigt, massiv in die Bundeswehr zu investieren, Rheinmetall baut Kapazitäten aus und plant neue Munitionsfabriken. Die Auftragsbücher sind voll, die Perspektiven intakt. Der aktuelle Abverkauf könnte sich als antizyklische Kaufchance erweisen – vorausgesetzt, man hat die Nerven, gegen die Stimmung zu setzen.
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Was diese Woche noch kommt
Am Mittwoch präsentiert die britische Finanzministerin Rachel Reeves ihr Herbstbudget – und es wird erwartet, dass sie die Steuern deutlich erhöhen muss, um die Haushaltsziele zu erreichen. In Deutschland bleibt der Ifo-Index im Fokus, der am Montag enttäuschend ausfiel und die Erwartungen der Industriebetriebe dämpfte. Und in den USA steht Thanksgiving an – der Donnerstag ist handelsfrei, am Freitag folgt der Black Friday, der traditionell den Start ins Weihnachtsgeschäft markiert. Für Einzelhändler wird es spannend: Die Konsumstimmung ist so niedrig wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr.
Bis morgen – und bleiben Sie wachsam.
Ihr Andreas Sommer


