Liebe Leserinnen und Leser,
Warren Buffett steht vor dem größten Umbruch seiner Karriere – und das ausgerechnet kurz vor seinem angekündigten Rückzug. Während sein Imperium Berkshire Hathaway mit einer 3,76-Milliarden-Dollar-Abschreibung auf Kraft Heinz kämpft, zeigen die Tech-Giganten Apple und Amazon, wie unterschiedlich die KI-Revolution verlaufen kann. Die spannende Frage: Wer profitiert wirklich vom neuen Goldrausch?
Buffetts späte Erkenntnis: Das Kraft-Heinz-Desaster
Der Oracle of Omaha muss eine bittere Pille schlucken. Berkshire Hathaways Nettogewinn brach im zweiten Quartal um fast 60 Prozent auf 12,4 Milliarden Dollar ein. Hauptverantwortlich: Eine massive Wertberichtigung auf die Beteiligung am Lebensmittelriesen Kraft Heinz. Die 3,76 Milliarden Dollar schwere Abschreibung nach Steuern ist dabei mehr als nur eine Buchhaltungsübung – sie markiert das Scheitern einer Investment-These.
Was macht diese Entwicklung so brisant? Buffett hält rund 27 Prozent an Kraft Heinz und hatte bereits vor Jahren milliardenschwere Abschreibungen vornehmen müssen. Der Lebensmittelkonzern kämpft mit veränderten Konsumgewohnheiten und hat im zweiten Quartal selbst einen Milliardenverlust verbucht. Nun prüft das Unternehmen sogar eine Aufspaltung – ein radikaler Schritt, der das endgültige Eingeständnis des Scheiterns wäre.
Für deutsche Anleger zeigt sich hier eine wichtige Lektion: Selbst die erfolgreichsten Investoren machen Fehler. Berkshires Rückzug aus dem Verwaltungsrat von Kraft Heinz im Mai war ein klares Signal, auch wenn das Unternehmen betont, die Beteiligung langfristig halten zu wollen. Mit Buffetts geplantem Rückzug zum Jahresende und der Übergabe an Greg Abel steht eine Ära vor dem Ende.
Apples KI-Dilemma: Perplexity als Rettungsanker?
Während Buffett mit traditionellen Geschäftsmodellen kämpft, steht Apple vor einer ganz anderen Herausforderung. Der iPhone-Konzern tradiert mit einem KGV von 30 nahe seiner Allzeithochs – trotz schwacher China-Verkäufe und fehlender KI-Strategie. Ein paradoxer Zustand, der Investoren zunehmend nervös macht.
Die jüngsten Spekulationen über eine mögliche Übernahme der KI-Suchmaschine Perplexity zeigen die Verzweiflung. Besonders brisant: Google zahlt Apple jährlich Milliarden für die Standard-Suchmaschinenposition auf iPhones. Sollten Regulierer diese lukrative Vereinbarung kippen, bräuchte Apple dringend eine Alternative. Perplexity könnte theoretisch einspringen – doch die Rechnung geht nicht auf.
Das Startup ist explizit darauf ausgelegt, das werbebasierte Suchmodell zu disruptieren. Apples strikte Datenschutzrichtlinien würden eine gewinnbringende Monetarisierung zusätzlich erschweren. Noch wichtiger: Eine Übernahme würde keinen iPhone-Superzyklus auslösen, da Perplexitys Dienste cloudbasiert funktionieren. Für den erhofften Hardware-Refresh braucht es lokale KI-Lösungen – und die kann Perplexity nicht liefern.
Amazons Robotik-Revolution: 119 Lagerhäuser im Visier
Ganz anders positioniert sich Amazon. Der E-Commerce-Gigant könnte durch den kürzlich unterzeichneten "One Big Beautiful Bill Act" einen gewaltigen Schub erhalten. Morgan Stanley schätzt, dass Amazon jährlich rund 15 Milliarden Dollar an zusätzlichem Free Cashflow generieren könnte – Geld, das direkt in die Automatisierung fließen dürfte.
Die Dimensionen sind beeindruckend: Mit nur 50 Prozent der erwarteten Steuervorteile könnte Amazon 17 neue robotergestützte Fulfillment-Center bauen oder 75 bestehende Lagerhäuser nachrüsten. Bei voller Ausschöpfung wären sogar 119 Retrofits möglich – das entspräche 17 Prozent aller Amazon-Lagerhäuser weltweit.
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Die finanziellen Auswirkungen? Jede 10-Prozent-Steigerung des Anteils von Next-Gen-Robotik-Lagerhäusern könnte Amazon jährlich 2 bis 4 Milliarden Dollar an wiederkehrenden Einsparungen bringen. Kein Wunder, dass die Aktie trotz schwacher AWS-Zahlen im letzten Quartal weiter Fantasie weckt. Während Apple über KI-Akquisitionen nachdenkt, baut Amazon still und heimlich die Logistik der Zukunft.
Chip-Sektor im Umbruch: Intel vor dem Aus?
Die Halbleiterbranche erlebt derweil tektonische Verschiebungen. Intel hat eine Bombe platzen lassen: Sollte kein externer Großkunde für die Fertigung gewonnen werden, könnte die Entwicklung neuer Chip-Generationen nach dem 18A-Prozess eingestellt werden. Ein "fabless" Intel – noch vor Jahren undenkbar – wird plötzlich zur realen Option.
Die Konsequenzen wären dramatisch. Intel macht 20 bis 25 Prozent der globalen Foundry-Investitionen aus. Besonders betroffen wären Ausrüster wie Lasertec (28 Prozent Umsatzanteil mit Intel) und ASML (9 Prozent). TSMC hingegen könnte als klarer Gewinner hervorgehen und seine Dominanz weiter ausbauen.
Parallel dazu verschärft Trump die Gangart: Die neuen Zölle von bis zu 50 Prozent könnten schon nächste Woche in Kraft treten. Für die Chipbranche besonders brisant: Spezielle Halbleiterzölle könnten folgen. Bernstein sieht Nvidia, Broadcom und Qualcomm weiterhin positiv, während AMD und Intel nur ein "Market Perform" erhalten.
Energie-Renaissance: Europas unterschätzter Sektor
Abseits der Tech-Turbulenzen zeichnet sich in Europa eine stille Revolution ab. Der Energiesektor hat den Stoxx 600 in den letzten drei Monaten um fast 9 Prozent outperformt. Der Grund: Die globale Ölversorgung steht vor einem Paradigmenwechsel.
Barclays prognostiziert, dass die Nicht-OPEC-Produktion bis 2026 auf nur noch 0,5 Millionen Barrel pro Tag Wachstum fallen wird – praktisch null bis 2030. Das US-Schieferöl, das ein Jahrzehnt lang den Markt flutete, erreicht sein Plateau. Höhere Bohrkosten und konsolidiertere Industrie bremsen die Expansion.
Für europäische Energiewerte wie TotalEnergies, Shell und Eni eröffnen sich Chancen. Besonders spannend: Repsol mit seiner Raffinerie-Exposition und Var Energi mit 14 Prozent Dividendenrendite. Die strukturelle Unterversorgung könnte einen mehrjährigen Bullenmarkt für Energieaktien einläuten – während alle Welt auf KI starrt.
Liebe Leserinnen und Leser, die Märkte zeigen uns gerade eindrucksvoll: Transformationen verlaufen selten linear. Während Buffett mit alten Sünden kämpft und Apple nach KI-Lösungen sucht, baut Amazon konsequent an der Zukunft. Intel steht vor existenziellen Entscheidungen, und im Energiesektor braut sich still eine Renaissance zusammen. Die kommende Woche dürfte spannend werden – Trumps Zölle treten in Kraft, und die Earnings Season geht in die heiße Phase. Bleiben Sie wachsam!
Mit besten Grüßen aus der Redaktion,
Andreas Sommer
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