Es ist schon ein Jahr her, an dem ich eine große Short-Chance vorstellte. Am 01.08.2018 stellte ich Ihnen meine Trading-Idee im T-Bond-Future vor. Der Markt zeigte zu diesem Zeitpunkt ein auffälliges Muster und die Rahmendaten in den Märkten eröffneten eine außergewöhnliche Chance für einen „Big Short“ in den Märkten. Heute ist es Zeit für ein Update und ein Ausblick auf diese Short-Idee.
In der Vorstellung der Trading-Idee schrieb ich im letzten Jahr folgendes:
In meiner Welt müssten die Zinsen in der Eurozone normalerweise relativ zu den amerikanischen fallen. Da diese aber durch den Eingriff der Europäischen Zentralbank bereits deutlich zu tief stehen, müsste aktuell aus den oben (wenn auch nur kurz angerissenen) Bedingungen eine mächtige Short-Chance in den amerikanischen Bonds existieren. Sollte die FED auch nur im Ansatz ihren Worten Taten folgen lassen, dürfte es auf Sicht von einigen Monaten eine starke Chance auf fallende Kurse geben.
Nachdem nun ein Jahr ins Land gegangen ist kann man feststellen, dass diese Short-Chance ein wahrer Volltreffer war. Doch es hat sich etwas geändert in den letzten Monaten. Aus diesem Grund gibt es heute einen neuen Ausblick auf diese Trading-Idee.
Ölpreis steigt, Euro sinkt und Wirtschaft wächst
Die zündende Idee für dieses Szenario verdankte ich dem Zusammenspiel zwischen EUR/USD und dem Ölpreis und ein paar wirtschaftlichen Rahmendaten. So schrieb ich damals:
Der Euro legt zur Zeit deutlich zu. Dieser Umstand hilft, die wieder erstarkenden Inflationsdaten in der Eurozone unter Kontrolle zu halten. Gleichzeitig ist Mario Draghi weiterhin der größte Aufkäufer am Zinsmarkt und stellt so in der Eurozone ein verzerrtes Bild in den Euro-Renditen dar. Während die zuletzt deutlich zulegenden Preise für Öl also kaum in der Eurozone ankommen sollten, dürfte dieser Umstand in Amerika völlig anders aussehen. Auch die Konjunkturdaten in den USA sind weiterhin robust. Eine tendenziell erstarkenden Exportindustrie, erlaubt der FED wahrscheinlich auf dem eingeschlagenen geldpolitischen Kurs fortzufahren.
Die Idee war also logisch zusammengesetzt und funktionierte. Allerdings verändert sich der Markt zuletzt deutlich. Amerika ist weiterhin der Markt schlechthin. Vor allem Europa kommt nicht an dem großen Markt für Konsumprodukte vorbei. Und auch der Ölpreis ist trotzt des Trends zu den Erneuerbaren Energien ein wichtiger Faktor der Weltwirtschaft. Und im Gegensatz zu meiner Analyse aus 2017 ändern sich vor allem diese ausschlaggebenden Rahmenbedingungen für diese Short-Chance der Extraklasse deutlich.
Ölpreis steigt weiter
Der Ölpreis ist weiterhin auf dem Vormarsch. Dieser Umstand alleine verdeutlicht, dass das Zeitalter der Nullzinsen auch bei uns vorbei ist.
Den genauen Zusammenhang zwischen Ölpreis und Inflation können Sie in diesem Beitrag lesen:
Die Inflation kehrt 2018 zurück. Welche Auswirkungen sind denkbar?
Der Euro schwächelt gegenüber dem US-Dollar
Zusätzlich zum Inflationsdruck aus dem Ölpreis, schwächelt auch der Euro zuletzt deutlich. Dadurch verteuert sich die Energie in der Eurozone über dem Anstieg des Ölpreises an sich. Gleichzeitig wirken auch die Strafzölle der Amerikaner weiterhin auf die Devisenmärkte ein. Der Euro ist daher nicht grundlos unter Druck.
Die Wirtschaftsdaten bleiben robust
Und auch von der Wirtschaft kommen zurzeit kaum Störgeräusche. Im Prinzip zeigt sich der konjunkturelle Aufschwung sehr robust und mahnt noch zu keiner Vorsicht. Dieses gilt sowohl für Amerika wie für die Eurozone. Damit stellen sich alle Grundbedingungen für weiterhin steigende Zinsen als gut dar. Dennoch hat sich der Favorit für dieses Szenario geändert.
Bund-Future könnte den T-Bond ablösen
Sollten die Rahmendaten weiterhin in dieser Form gegeben bleiben, sollte es für dieses große Szenario bald ein Favoritenwechsel geben. Während die amerikanischen Renditen bereits kräftig gestiegen sind, ist der Anstieg an den europäischen Märkten noch sehr verhalten. Das ist allerdings nicht der Grund für den Wechsel des Favoriten. Vielmehr dürfte die zuletzt einsetzende Schwäche des Euros gepaart mit Strafzöllen und einem weiterhin aufwärtsgerichteten Ölpreis künftig deutlich mehr Druck auf die europäischen Zinsen ausüben. Die EZB würde nach meinem Empfinden zu der denkbar schlechtesten Zeit mit den Ankäufen der Anleihen aufhören. Sowohl Inflationsdruck, wie auch zu lange „manipulierte“ Zinsen könnten, sollte Mario Draghi zu seinem Plan stehen, spätestens in 2019 einen herben Rücksetzer im Bund-Future zur Folge haben. Zusätzlich kommt ein wenig beachteter Umstand zu diesen bereits angesprochenen Problemen.
10 Jahre gleitend anlegen
Große Marktteilnehmer legten historisch gesehen ihre Gelder oftmals bei Fälligkeit wieder mittel bis langfristig an. Sowohl Banken wie Versicherungen nutzten den „normalen“ Zinsaufschlag zwischen kurz- und langfristigen Zinsen, um die Erträge zu optimieren. Die Fälligkeitsstruktur lieferte dauerhafte Fälligkeiten um liquide zu bleiben und erlaubte so Geldanlagen von höherer Dauer. Dabei wurde vor allem der liquide Bereich der 10 jährigen Anlagen genutzt. Diese Strategie ging lange Zeit auf – bis zum Jahr 2009.
In den Jahren nach dem Höhepunkt der Finanzkrise kam es zu einem drastischen Abfall der Renditen. Dieser Zwang spätestens ab dem Jahre 2009 viele Marktteilnehmer in immer längerfristige Anlagen. Vor allem Versicherungen, getrieben durch Garantieverzinsung alter Verträge, kauften Anleihen mit deutlich längeren Laufzeiten, oder investierten gleich in Immobilien oder Infrastrukturprojekte. All diese Anlagen haben vor allem eines gemeinsam – Sie verlangen einen sehr langen Anlagehorizont. Die regelmäßigen Fälligkeiten die ein Anleiheportfolio bietet, welches immer wieder gleitend ähnliche Laufzeiten kauft, laufen damit früher oder später aus – je nach der durchschnittlichen Dauer der Anlagen. Da vor allem die Laufzeit 10 Jahre sehr verbreitet war, dürfte 10 Jahre nach Beginn der dramatischen Zinssenkungen eine „Nachfragelücke“ der großen Kapitalanleger entstehen. Und Sie ahnen es, die 10 Jahre sind im nächsten Jahr abgelaufen.
Europäische Anleihen – Big Short 2019?
Zusätzlich zu den Rahmenbedingungen kommen also noch klassische Probleme aus dem Bereich Angebot und Nachfrage zum Auslaufen der Anleihekäufe seitens der EZB hinzu. Während Daten aus der Wirtschaft eher indirekt einfließen sind Angebot und Nachfrage die wirklichen Elemente, die einen Preis am Markt bilden. In den Jahren, in denen viele Marktteilnehmer noch bereit waren Schuldverschreibungen langfristiger Natur zu kaufen, verknappte die EZB durch die eigene Nachfrage nach Anleihen das Angebot. Sie trocknete damit nicht nur den Markt aus, und machte ihn so anfällig für Schwarze Schwäne mangels Liquidität. Zusätzlich zwang sie die großen Kapitalanleger in immer längere Laufzeiten, um den Verpflichtungen nachzukommen.
Aus diesem Grund könnten Nachfragelücken im Jahr 2019 entstehen, die auf ein erhöhtes Angebot treffen. Der Hunger nach neuen Schulden in Italien könnte an der Stelle der Beginn von weiteren Ländern sein, die sich dem Spardiktat nicht mehr unterwerfen wollen. Damit könnte das Jahr 2019 das Schicksalsjahr für die Rentenmärkte werden. Nur eine gute konjunkturelle Lage in Verbindung mit wenig politischem Störfeuer lassen diese Situation beherrschbar erscheinen und könnten einen Crash am Anleihemarkt verhindern. Sollten sich allerdings auch dort Baustellen ergeben, könnte ein Sturm über die Kapitalmärkte fegen. Immerhin korrelieren die Bewertungen von Aktien mit den Zinsen – daran gibt es keinen Zweifel. Es wäre also denkbar, dass nach der großen Short-Chance im T-Bond nun ein „Big Short 2019“ im Bund-Future lauert.
Kommentar hinterlassen