Bitcoin korrigiert, Nvidia stoppt China-Produktion & Tesla setzt auf KI-Kooperation: Die kritischen Weichenstellungen

Bitcoin fällt von 124.000 auf 112.000 Dollar, Nvidia beendet China-Chip-Produktion und Tesla sucht KI-Partnerschaften mit chinesischen Konkurrenten. Fed-Chef Powells Rede erwartet.

Liebe Leserinnen und Leser,

die Märkte halten heute den Atem an – Jerome Powell betritt gleich die Bühne in Jackson Hole, und seine Worte könnten die Weichen für die kommenden Monate stellen. Während Bitcoin von seinem Allzeithoch bei 124.000 Dollar auf aktuell 112.000 Dollar zurückgefallen ist, bereiten sich Technologiegiganten auf eine neue Realität vor: Nvidia kappt überraschend die Produktion seiner China-Chips, Tesla schmiedet KI-Allianzen mit chinesischen Rivalen, und Intel könnte bald dem US-Staat gehören. Was nach Chaos klingt, folgt einem klaren Muster – die Neuordnung der globalen Tech-Landschaft nimmt Fahrt auf.

Powell ante portas: Die Zinswende, die keine sein darf

In wenigen Minuten wird Jerome Powell ans Rednerpult treten, und die Märkte sind so nervös wie ein Rennpferd vor dem Start. Die Wahrscheinlichkeit für eine September-Zinssenkung ist binnen einer Woche von 90 auf unter 70 Prozent gefallen – ein klares Zeichen dafür, dass die Fed in der Zwickmühle steckt.

Die Inflation zeigt erste Anzeichen einer Trump-Zoll-bedingten Wiederbelebung, während gleichzeitig der Arbeitsmarkt schwächelt. Powell muss heute einen Drahtseilakt vollführen: Zu taubenhaft, und er riskiert eine Inflationsspirale. Zu falkenhaft, und die ohnehin fragile Konjunktur könnte kippen.

Besonders pikant: Die Energiekosten steigen bereits wieder. Stromrechnungen der US-Haushalte legten zuletzt um 6,2 Prozent zu – mehr als doppelt so schnell wie die Gesamtinflation. Der Schuldige? Datenzentren, die mittlerweile 4,4 Prozent des gesamten US-Stromverbrauchs verschlingen. Bis 2030 könnte sich dieser Wert verdreifachen. Die KI-Revolution hat ihren Preis, und den zahlen am Ende die Verbraucher.

Bitcoin: Die 122.000-Dollar-Illusion zerplatzt

Der Krypto-Markt erlebt gerade seine eigene Ernüchterung. Bitcoin, noch vor einer Woche bei seinem Allzeithoch von 124.000 Dollar gefeiert, ist auf 112.000 Dollar abgerutscht. Das sind immer noch stolze 19 Prozent Plus seit Jahresbeginn, aber die Euphorie ist verflogen.

Was ist passiert? Die institutionellen Anleger, die den jüngsten Bullrun befeuert hatten, ziehen sich zurück. Die Gründe sind vielschichtig: Unsicherheit über Powells Kurs, Gewinnmitnahmen nach der Rally, und – besonders interessant – die wachsende Konkurrenz durch andere Krypto-Assets.

Hier kommt CEA Industries ins Spiel. Das Unternehmen hat gerade 500 Millionen Dollar eingesammelt, um die weltgrößte BNB-Treasury aufzubauen. BNB, für Unkenner, ist die Währung der Binance-Blockchain – und damit direkter Bitcoin-Konkurrent. Mit David Namdar (Galaxy Digital) als CEO und Russell Read (Ex-CalPERS) als CIO hat CEA ein Dreamteam zusammengestellt, das MicroStrategys Bitcoin-Strategie kopieren will – nur eben mit BNB. Der erste Schritt: 200.000 BNB-Token im Wert von 160 Millionen Dollar wurden bereits gekauft.

Nvidia: Der China-Schock und seine Folgen

Nvidia hat still und leise die Notbremse gezogen. Die Produktion des H20-Chips, der speziell für den chinesischen Markt entwickelt wurde, ist gestoppt. Jensen Huang spricht diplomatisch von „Anpassungen des Lieferkettenmanagements“, doch die Wahrheit ist unbequemer: China will diese Chips nicht mehr.

Der Grund? Chinesische KI-Unternehmen wie DeepSeek machen rasante Fortschritte. Das neue V3-Modell von DeepSeek zeigt: China braucht Nvidia möglicherweise weniger, als Nvidia China braucht. Die Aktie reagierte vorbörslich mit einem Minus von 1,8 Prozent – noch moderat, aber das könnte erst der Anfang sein.

Die UBS bleibt trotzdem optimistisch und hat das Kursziel vor den Quartalszahlen nächste Woche angehoben. Doch die Warnung ist deutlich: Ohne China-Geschäft fehlt Nvidia ein wichtiges Wachstumsstandbein. Die geopolitischen Spannungen könnten den KI-Champion mehr kosten als bisher gedacht.

Tesla: Wenn der Feind zum Freund wird

Während Nvidia sich aus China zurückzieht, geht Tesla den entgegengesetzten Weg. Nach einem Absatzrückgang von 15 Prozent im ersten Halbjahr in China hat Elon Musk die Strategie radikal geändert: Kooperation statt Konfrontation.

Tesla arbeitet jetzt mit DeepSeek und ByteDance an KI-Lösungen für den chinesischen Markt. Das ist bemerkenswert, denn noch vor Monaten galt China als Bedrohung für Teslas Technologieführerschaft. Jetzt wird klar: Ohne lokale Partner keine Chance im Reich der Mitte.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Xiaomi, der Smartphone-Gigant, der erst seit Kurzem Autos baut, hat mit seinem YU7-SUV innerhalb von 18 Stunden 240.000 Bestellungen eingesammelt. Zum Vergleich: Tesla verkaufte im gesamten ersten Halbjahr weltweit 721.000 Fahrzeuge. Xiaomi plant bereits den Europa-Einstieg – die Schlacht um die E-Auto-Vorherrschaft hat gerade erst begonnen.

Deutsche Unternehmen: Zwischen Hoffnung und Bangen

Der DAX zeigt sich vor Powells Rede erstaunlich robust (+0,3 Prozent), doch unter der Oberfläche brodelt es. Die Commerzbank verliert fast 4 Prozent – der polnische Staat plant eine Sondersteuer für Banken, die auch die Commerzbank-Tochter mBank trifft. Von 19 auf 30 Prozent soll der Körperschaftsteuersatz steigen, um die gestiegenen Verteidigungsausgaben zu finanzieren.

Intel hatte diese Woche die Mega-Fabrik in Magdeburg endgültig abgesagt – 30 Milliarden Euro Investition und 3.000 Arbeitsplätze futsch. Jetzt diskutiert man in Sachsen-Anhalt über die Zukunft der 400 Hektar großen Fläche. Die US-Regierung erwägt derweil, direkt bei Intel einzusteigen. Ein staatlicher Chip-Champion made in USA? Was nach Planwirtschaft klingt, könnte Realität werden.

Lichtblick des Tages: Die Deutsche Telekom verlängert ihren FC-Bayern-Sponsoring-Vertrag bis 2032. Über 60 Millionen Euro jährlich fließen an den Rekordmeister – inklusive Erfolgskomponenten. „Gute Freunde kann man nicht trennen“, kommentierte Telekom-Vorstand Rodrigo Diehl. Bei diesem Preis muss die Freundschaft schon sehr innig sein.

Palantir und die Grenzen des KI-Hypes

Die Palantir-Aktie hat diese Woche über 12 Prozent verloren, obwohl das Unternehmen die Gewinnerwartungen übertraf. Was ist da los? Die Antwort liefert eine MIT-Studie: 95 Prozent aller KI-Unternehmen haben noch keinen einzigen Dollar verdient.

Die Citigroup warnt: Palantirs technologischer Vorsprung könnte schneller schwinden als gedacht. Wenn jedes Unternehmen KI-Tools entwickelt, was macht Palantir dann noch besonders? Die Bewertung mit einem KGV von über 200 erscheint plötzlich absurd hoch.

Sam Altman selbst, der OpenAI-Chef und KI-Papst, warnte diese Woche vor einer Blase im Tech-Sektor. Wenn der größte KI-Optimist zur Vorsicht mahnt, sollten Anleger hellhörig werden. Die Party ist vielleicht noch nicht vorbei, aber die Musik wird definitiv leiser.

Der Blick nach vorn

Die kommende Woche wird zeigen, ob die Tech-Rally noch Luft nach oben hat oder ob die Korrektur gerade erst beginnt. Nvidias Quartalszahlen am Mittwoch werden zum Lackmustest für den gesamten KI-Sektor. Kann das Unternehmen ohne China-Geschäft die hohen Erwartungen erfüllen?

Bei Bitcoin deutet die technische Analyse auf eine Stabilisierung hin. Die 110.000-Dollar-Marke hat als Unterstützung gehalten. Sollte Powell heute tatsächlich taubenhaft überraschen, könnte das der Startschuss für die nächste Rally sein. Die Weichen werden heute gestellt – in wenigen Minuten wissen wir mehr.

Was mich persönlich umtreibt: Die Diskrepanz zwischen KI-Versprechen und wirtschaftlicher Realität wird immer größer. Milliarden fließen in Technologien, die noch keinen Cent verdienen. Gleichzeitig explodieren die Infrastrukturkosten. Irgendwann muss sich das rechnen – oder es knallt. Powell steht heute vor der Aufgabe, diesen Balanceakt zu moderieren. Kein beneidenswerter Job.

Mit gespannten Grüßen aus einem aufgeregten Markt,

Andreas Sommer

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