Geehrte Leser, gerade die Zinsen als wichtiger Einflussfaktor der Volkswirtschaft bewegen sich seit langem unnatürlich. Während die Notenbanken den kurzfristigen Zins schon immer als Instrument einsetzten, kam in der noch jungen Phase nach der großen Finanzkrise 2007 ein neues Instrument zum Einsatz. Das sogenannte „quantitative easing“ wurde zur direkten Steuerung der langfristigen Zinsen und der Erschaffung von Zentralbankgeld eingesetzt. Die Bank of Japan legte den langfristigen Zins am Ende sogar quasi fest. All diese Instrumente führten zu einem Aufschwung, sowohl wirtschaftlich, vor allem aber an den Kapitalmärkten. Doch lassen Sie uns nicht zurück in die Vergangenheit blicken. Heute will ich mit Ihnen voraus in die Zukunft schauen. Der Börsenausblick 2018 ist meine Annahme des nächsten Börsenjahres. Dabei stelle ich Ihnen die in meinen Augen wahrscheinlichen Entwicklungen vor.
Das Jahr 2018 und die Zinsen
Eines der spannendsten Themen unserer Zeit dürfte die Entwicklung der langfristigen Zinsen sein. Immerhin, die Experten sind sich mittlerweile alle sicher, dass die Zinsen am Boden bleiben werden – und das dauerhaft. Die Begründungen sind dabei klar. Die EZB könne die Zinsen gar nicht „steigen lassen“, denn die meisten Euro-Länder könnten die Zinszahlungen nicht aufbringen. Wenn ich diese Begründung lese, denke ich immer an die Jahre zurück, in denen ich gegen die Meinung eben dieser Experten mit Zinsen auf der Nulllinie rechnete. Damals gab es auch gute Gründe für steigende Zinsen, nur sind sie nie gestiegen. Tatsächlich gibt es an den Kapitalmärkten gewisse vorhersehbare Zusammenhänge. Gerade die Zinslast der Krisenstaaten ist dabei sehr wohl ein Faktor, der sich ermitteln lässt. Allerdings halten sich Märkte nicht an Umstände, die für alle Marktteilnehmer gut sind. Im Gegenteil.
In meinen Augen wird es früher oder später eine Zinswende geben. Diese wird allerdings mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht auf leisen Füßen daher kommen. Vielmehr wird es heftige Ausschläge in historischen Dimensionen geben. Dabei wird die EZB immer wieder intervenieren müssen, doch am Ende wird die Situation dadurch nur verschlimmert werden. Und der Grund dafür dürfte vor allem der Euro sein.
Der Euro im Jahr 2018
Gerade der Euro wird das Zünglein an der Waage werden. Die europäischen Kräfte, die gegen den Euro wirken, werden in den nächsten Jahren vermutlich weiterhin erstarken. Mittlerweile sind politische Bewegungen vor allem an den extremen Rändern zu beobachten. Die aktuelle Konstruktion des Euro wird diese Entwicklung weiterhin antreiben. Wie schon oftmals erwähnt, hatte J.M. Keynes bereits festgestellt, dass ein Währungsraum in dieser Konstruktion nicht funktionieren kann. Ohne ausgleichende Mechanismen ist eine Einheitswährung für so unterschiedliche Wirtschaftsräume eine Gefahr für die Entwicklung einzelner Länder. Dabei mag nicht jedem Menschen bewusst sein, wo die für ihn sichtbar schwierige Lage entsteht, aber das Unterbewusstsein wird den Schuldigen identifizieren und sich gegen ihn stellen.
Das Jahr 2018 wird in meinen Augen ein Schicksalsjahr für den Euro werden. Die Parlamentswahlen in Italien am 4. März 2018 könnten bereits ein Auslöser für große Verwerfungen werden. Immerhin erlebten wir schon in 2017 die Unberechenbarkeit von wichtigen Entscheidungen, sei es die Wahl zum Brexit oder die Wahlen in Amerika. Auch der weitere Bestand der Eurozone in der heutigen Form könnte durch „freie Wahlen“ beendet werden. Nicht ohne Grund verfolgen immer mehr Politiker das Ziel, die vereinigten Staaten von Europa zu erschaffen. Allerdings nützt ein Name alleine nichts. Konstruktionsmängel lassen sich nicht durch Namensgebung beseitigen.
Börsenausblick für Aktien im Jahr 2018
Die Aktienmärkte werden von den oben genannten Rahmendaten schon lange beeinflusst. Insbesondere der langfristige Zins beeinflusst die Aktienmärkte deutlich. All das passiert nicht spürbar für die Anleger. Es hat aber doch allgegenwärtigen Einfluss. Die relative Attraktivität zwischen Aktienmärkten und Anleihen ist ein enorm wichtiger Faktor für die Aktienkurse. Da einige Notenbanken auf der Welt weiterhin in großem Stil Anleihen kaufen, ist der reale durch Handel bestimmte Zinssatz eine Unbekannte im System. Niemand kennt den natürlichen Satz für Renditen mit einer Laufzeit von z.B. 10 Jahren für Staatsanleihen in Europa. Dieser würde sich erst zeigen, wenn die EZB das Kaufprogramm wirklich beendet. Doch das ist weiterhin nicht absehbar. Sollten sich die Aktienmärkte weiterhin stark entwickeln, finden Sie an dieser Stelle Aktienfavoriten aus dem TecDAX.
Ein weiterer, von vielen Anlegern nicht beachteter Umstand, trieb im Jahr 2017 die Aktienmärkte an: Das Investmentsteuerreformgesetz. Sie werden sich nun sicher zu recht fragen, was ein Investmentsteuerreformgesetz mit der Entwicklung am Aktienmarkt zu tun hat. Die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten und soll auch nicht abschließend diskutiert werden. Allerdings kann man in aller Kürze folgendes sagen:
Mischfonds mit Einfluss auf die Entwicklung der Aktien in 2018
In den letzten Jahren waren vor allem Mischfonds echte Verkaufsschlager in Deutschland. Diese zogen Unmengen an Kapital an, um der Niedrigzinsphase zu begegnen. Dabei landeten auch Gelder in diesen Produkten, die wahrscheinlich nicht dem Risikoprofil von Mischfonds entsprechen. Doch was hat das nun mit dem neuen Gesetzt zu tun? Dieser Frage stelle ich ein Zitat von der Seite fondsprofessionell.de voraus.
„Als Ausgleich für den Anleger hat der Gesetzgeber Teilfreistellungen vorgesehen. Das heißt: Laufende Erträge und Gewinne aus dem Verkauf von Fondsanteilen werden bei der Abgeltungsteuer teilweise freigestellt. Bei Fonds mit einer Aktienquote von mindestens 51 Prozent bleiben 30 Prozent steuerfrei, bei Mischfonds mit einer Aktienquote von mindestens 25 Prozent sind es 15 Prozent.“
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Das Investmentsteuerreformgesetz ändert zukünftig die Besteuerung von Investmentfonds in Deutschland. Dabei wird es zukünftig Freibeträge in der Besteuerung geben, die mit Höhe der Aktienquote innerhalb des Fonds zu tun haben. Im Jahr 2017 wurden aus diesem Grund bei einigen Mischfonds, die bisher flexibel agieren konnten, Mindestaktienquoten festgelegt. Diese wurden zum Ende des Jahres 2017 auch aufgebaut und werden ab 2018 eingehalten.
Dieser Umstand klingt sicherlich etwas unspektakulär, allerdings darf man den Effekt nicht unterschätzen. Neben einigen Mischfonds, die bereits hohe Aktienquoten hatten, gab es sehr wahrscheinlich schon aufgrund des Aufbaus der anderen Mischfonds eine erhöhte Nachfrage nach Aktien, die sich vor allem Anfang 2018 nicht wiederholen wird. Außerdem werden Mischfonds, die sich Mindestquoten in die Bedingungen schreiben, auch für Überraschungen in schwierigen Börsenphasen gut sein. Das Steuerungselement über Derivate, welches einige Mischfonds zukünftig nutzen wollen, könnte der Gesetzgeber über kurz oder lang schließen.
Immobilienmärkte im Jahr 2018
Dieses Thema kann kurz gehalten werden. Immobilienmärkte korrelieren sehr stark mit den Zinsen. Es ist durchaus denkbar, dass ein Ende der Aufkäufe der EZB nicht nur zu einer Pause im Preisanstieg sondern vielmehr in einer echte Preiskorrektur führen könnte. Deutschland hat allerdings weiterhin eine Sonderstellung. Vielen europäischen Anlegern sind deutsche Immobilien in Ballungszentren lieber als die Immobilie vor der eigenen Haustür. Daher dürfte der deutsche Markt einer der letzten sein, der in eine Korrktur eintreten wird. Aber ganz von diesen Trends befreien wird sich der deutsche Immobilienmarkt nicht können. Am Ende entscheidet der Zins. Den Zusammenhang kann man an dieser Stelle sehr gut nachvollziehen: „Die Immobilie – ein echter Inflationsschutz?“
Börsenausblick 2018 – Das Fazit
In jedem Fall dürfte das Jahr 2018 für uns alle anspruchsvoll werden. Während weiterhin durch Planwirtschaft niedrig gehaltene Zinsen ein starkes Argument für Aktien darstellen, dürften vor allem politische Entwicklungen und damit verbunden der Euro zu einem großen Risiko im Jahr 2018 werden. Daher dürfte der beste Rat für Ihr Vermögen überhaupt sein, die Streuung über verschiedene Anlageklassen und Währungen konsequent auszubauen. Unterliegen Sie nicht dem sogenannten „home bias“. Anleger neigen bei ihren Geldanlagen stark zu den Heimatmärkten. Dieser Umstand könnte in 2018 durchaus Gefahrenpotenzial mit sich bringen und sollte vermieden werden. Außerdem sollten Sie großen Wert auf die richtige Auswahl der Aktien legen. In einem anderen Beitrag wurde bereits aufgezeigt, wie Sie die richtigen Aktien finden. Diesen kann ich Ihnen uneingeschränkt empfehlen.
Ich wünsche Ihnen auch für das Jahr 2018 ein glückliches Händchen für Ihre Anlageentscheidung,
deepinsidehps
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