China rüstet militärisch mit KI auf

China setzt verstärkt auf künstliche Intelligenz für autonome Waffensysteme und militärische Planung, während positive Wirtschaftsdaten die geopolitische Position stärken.

China rüstet militärisch mit KI auf
Kurz & knapp:
  • DeepSeek als Schlüsseltechnologie für Militärplanung
  • Autonome Kampffahrzeuge und Drohnenschwärme im Einsatz
  • Trotz Huawei weiterhin Abhängigkeit von Nvidia-Chips
  • Industriegewinne steigen um 21,6 Prozent im September

Chinas Volksbefreiungsarmee setzt verstärkt auf künstliche Intelligenz für die Kriegsführung der Zukunft. Während das Reich der Mitte seine militärischen Fähigkeiten mit Roboterhunden und autonomen Drohnenschwärmen ausbaut, zeigen gleichzeitig positive Wirtschaftsdaten eine stabilisierende Gesamtlage. Doch die geopolitischen Spannungen mit den USA werfen weiterhin Schatten auf die globalen Märkte.

DeepSeek als militärischer Gamechanger

Das chinesische KI-Unternehmen DeepSeek hat sich als zentraler Baustein in Pekings militärischer Modernisierung etabliert. Ein von Reuters durchgeführter Review von Hunderten Forschungsarbeiten, Patenten und Beschaffungsunterlagen zeigt das systematische Vorgehen: Die Volksbefreiungsarmee nutzt DeepSeek-Modelle für autonome Kampffahrzeuge, die mit 50 Kilometern pro Stunde operieren können.

Besonders bemerkenswert ist die Geschwindigkeit militärischer Planungsprozesse, die durch KI revolutioniert wird. Forscher der Xi’an Technological University berichten, dass ihr DeepSeek-basiertes System 10.000 Schlachtfeldszenarien in nur 48 Sekunden analysieren kann – eine Aufgabe, die konventionelle Militärplaner 48 Stunden kosten würde.

Die militärische Anwendung umfasst dabei ein breites Spektrum: Von Roboterhunden, die in Rudeln auf Bedrohungssuche gehen, bis hin zu Drohnenschwärmen, die autonom Ziele verfolgen. Dutzende Ausschreibungen und Patente belegen Chinas Bemühungen, KI in Drohnen zu integrieren, damit diese Ziele erkennen und verfolgen können – mit minimaler menschlicher Kontrolle.

Technologische Abhängigkeiten bleiben bestehen

Trotz der Erfolge zeigt sich eine paradoxe Situation: Obwohl China verstärkt auf heimische Huawei-Chips setzt, verwenden chinesische Militärforscher weiterhin häufig Nvidia-Hardware. 35 Patentanträge von Militärakademien aus den letzten zwei Jahren verweisen auf Nvidia’s A100-Chips, teilweise noch bis Juni dieses Jahres.

Nvidia-Sprecher John Rizzo spielt die Bedeutung für das chinesische Militär jedoch herunter: „China hat mehr als genug heimische Chips für alle militärischen Anwendungen.“ Dennoch belegten Dokumente bis September 2022 – als die USA Exportbeschränkungen verhängten – die intensive Nutzung amerikanischer Technologie.

Wirtschaftliche Erholung stabilisiert Position

Parallel zu den militärischen Entwicklungen zeigen Chinas Industriegewinne positive Signale. Mit einem Anstieg von 21,6 % im September – dem schnellsten Wachstum seit November 2023 – demonstriert die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt Widerstandsfähigkeit trotz schwacher Inlandsnachfrage.

Diese Stabilisierung stärkt Pekings Position in der geopolitischen Arena erheblich. Während staatliche Unternehmen mit 0,3 % Gewinnrückgang kämpften, verzeichneten private Firmen ein Plus von 5,1 % – ein Zeichen für die Anpassungsfähigkeit der chinesischen Wirtschaft.

Globale Marktreaktionen und Ausblick

Die Entwicklungen in China wirken sich unmittelbar auf die internationalen Märkte aus. Optimismus über mögliche Handelsgespräche mit den USA hat bereits zu einem Aufschwung bei risikoreicheren Anlagen geführt. Der australische Dollar, oft als China-Proxy betrachtet, kletterte auf ein Zweiwochenhoch.

Doch Experten warnen vor verfrühtem Optimismus. Die strukturellen Widersprüche in der chinesischen Wirtschaft und die anhaltenden technologischen Spannungen mit Washington dürften die Märkte noch lange beschäftigen. Während China seine „algorithmische Souveränität“ vorantreibt, bleibt die Frage offen, wie nachhaltig diese militärische und wirtschaftliche Modernisierung ohne westliche Technologie sein kann.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob Chinas Doppelstrategie aus militärischer KI-Aufrüstung und wirtschaftlicher Stabilisierung die gewünschten geopolitischen Vorteile bringen wird.

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Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.