Die chinesische Wirtschaft kämpft weiterhin mit strukturellen Schwächen, während gleichzeitig globale Zentralbanken vor entscheidenden Weichenstellungen stehen. Trotz massiver Stimulusmaßnahmen aus Peking zeigen aktuelle Wirtschaftsdaten ein gemischtes Bild der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.
Industrieproduktion enttäuscht Erwartungen
Chinas Industrieproduktion wuchs im August mit nur 5,2% deutlich schwächer als erwartet. Analysten hatten mit einer Fortsetzung des Juli-Tempos von 5,7% gerechnet. Besonders belastend wirken sich dabei die anhaltenden US-Handelszölle von rund 50% auf verschiedene chinesische Waren aus. Hinzu kommt eine schwächelnde Nachfrage aus wichtigen Exportmärkten wie Japan und Europa.
Die schwache Industrieaktivität spiegelt sich auch in den Investitionszahlen wider: Anlageinvestitionen stiegen in den ersten acht Monaten lediglich um 0,5% gegenüber dem Vorjahr – ein deutlicher Rückgang vom Juli-Wert von 1,6%.
Konsumlaune bleibt gedämpft
Noch besorgniserregender entwickelt sich der private Konsum. Die Einzelhandelsumsätze wuchsen im August nur um 3,4%, nach 3,7% im Vormonat. Diese Entwicklung ist besonders brisant, da Pekings umfangreiche Stimulusmaßnahmen seit Ende 2024 – insbesondere Subventionen für Elektronik und Konsumgüter – ihre Wirkung zu verlieren scheinen.
„Die Effekte dieser Maßnahmen verpuffen zusehends“, bestätigen auch die schwachen Inflationsdaten für August. Dies deutet auf eine grundsätzliche Zurückhaltung der chinesischen Verbraucher hin.
Immobilienkrise verschärft sich
Besonders dramatisch zeigt sich die Lage am chinesischen Immobilienmarkt. Immobilieninvestitionen brachen in den ersten acht Monaten um 12,9% ein, während neue Bauvorhaben sogar um 19,5% zurückgingen. Die Hauspreise fielen im August um 2,5% gegenüber dem Vorjahr.
Diese Entwicklung ist für die chinesische Wirtschaft besonders problematisch, da der Immobiliensektor traditionell eine Schlüsselrolle für das Wachstum spielt. Immobilienentwickler kämpfen zudem mit Finanzierungsproblemen – ihre Mittelbeschaffung sank um 8% in den ersten acht Monaten.
Globale Märkte in Wartestellung
Während China mit wirtschaftlichen Herausforderungen kämpft, richten sich die Blicke der internationalen Märkte auf die bevorstehenden Zentralbankentscheidungen. Die US-Notenbank Federal Reserve steht vor ihrer ersten Zinssenkung seit langem, wobei eine Reduzierung um 25 Basispunkte als sicher gilt.
Der Dollar zeigte sich vor den erwarteten Fed-Entscheidungen stabil, während der Euro trotz Frankreichs Ratingherabstufung durch Fitch wenig Reaktion zeigte. Die Ratingagentur hatte Frankreichs Bonitätsnote auf A+ gesenkt – den niedrigsten Stand in der Geschichte des Landes.
Handelsgespräche ohne Durchbruch
In Madrid führen derweil US-amerikanische und chinesische Vertreter Handelsgespräche, wobei auch die Zukunft der Video-App TikTok diskutiert wird. Präsident Trump signalisierte erneut eine Verlängerung der Verkaufsfrist für TikTok über den 17. September hinaus – bereits die vierte Verlängerung.
Diese handelspolitischen Unsicherheiten belasten zusätzlich die chinesische Exportwirtschaft und verstärken den Druck auf Pekings Führung, weitere Stimulusmaßnahmen zu ergreifen.
Ausblick: Weitere Stimulus-Runde erwartet
Angesichts der schwachen Konjunkturdaten dürfte China seine geldpolitischen Anstrengungen verstärken. Experten rechnen damit, dass die chinesische Zentralbank noch in dieser Woche einen ihrer Leitzinssätze senken könnte.
Die Herausforderung für Peking bleibt jedoch, die strukturellen Probleme der Wirtschaft anzugehen – insbesondere die Immobilienkrise und die schwache Inlandsnachfrage. Ohne nachhaltige Lösungen drohen weitere Stimulusmaßnahmen wirkungslos zu verpuffen.