Chinas Wirtschaftsmotor stottert bedenklich. Die im August veröffentlichten Daten für Juli offenbaren ein düsteres Bild: Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze verfehlen die Erwartungen deutlich, während sich gleichzeitig die globalen Finanzmärkte nervös zeigen. Das Zusammenspiel aus schwächelnder chinesischer Konjunktur und unerwarteten Inflationsdaten in den USA sorgt für Unruhe an den internationalen Börsen.
Industrielle Schwäche überrascht Analysten
Die chinesische Industrieproduktion wuchs im Juli nur um 5,7% gegenüber dem Vorjahr – der niedrigste Wert seit November 2024. Analysten hatten mit 5,9% gerechnet, nach 6,8% im Juni. Diese Abschwächung spiegelt die nachlassenden Effekte des Lageraufbaus vor den US-Zöllen wider und deutet auf eine breitere Abkühlung der globalen Nachfrage hin.
Besonders alarmierend: Der bereits im vierten Monat in Folge schrumpfende Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe unterstreicht die Probleme. Sowohl neue Exportaufträge als auch die Inlandsnachfrage schwächeln weiter. Die Erzeugerpreise fielen um 3,6% – ein Rückgang, der das Zweijahrestief aus dem Juni bestätigt und die anhaltende Deflation auf Fabrikebene verdeutlicht.
Konsum bleibt schwach trotz Fördermaßnahmen
Noch besorgniserregender entwickelt sich der private Verbrauch. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im Juli nur um 3,7%, deutlich unter den erwarteten 4,6% und dem Vormonatswert von 4,8%. Diese Zahlen zeigen, dass Pekings Bemühungen zur Ankurbelung des Binnenverbrauchs bislang wenig Wirkung zeigen.
Die Anlageinvestitionen in Sachanlagen wuchsen in den ersten sieben Monaten lediglich um 1,6% – weit entfernt von den prognostizierten 2,7%. Gleichzeitig stieg die Arbeitslosenquote auf 5,2%, was zusätzlichen Druck auf die Kaufkraft der Haushalte ausübt.
Immobiliensektor verstärkt Abwärtsspirale
Der angeschlagene Immobiliensektor verschärft die Lage zusätzlich. Investitionen in diesem Bereich brachen um 12% ein, während die Verkaufsfläche um 4% schrumpfte. Neue Bauvorhaben gingen sogar um 19,4% zurück. Selbst die Neubaupreise fielen um 0,3% gegenüber dem Vormonat – ein Trend, der seit Mai 2023 anhält.
Diese Entwicklung ist besonders problematisch, da der Immobiliensektor traditionell eine Schlüsselrolle für Chinas Wachstum spielt. Die anhaltende Schwäche dämpft nicht nur direkte Investitionen, sondern belastet auch verwandte Industrien wie Stahl, Zement und Haushaltsgeräte.
Globale Märkte reagieren nervös
Die schwachen chinesischen Daten treffen auf bereits angespannte globale Märkte. Höher als erwartet ausgefallene US-Erzeugerpreise dämpften die Hoffnungen auf aggressive Zinssenkungen der Federal Reserve. Der Produzentenpreisindex stieg um 0,9% – der stärkste Anstieg seit drei Jahren.
Diese Kombination aus chinesischer Schwäche und amerikanischen Inflationssorgen belastet die Märkte. Der CSI 300 gab frühe Gewinne ab und schloss nahezu unverändert. Auch andere asiatische Märkte zeigten sich volatil, während Investoren die Wahrscheinlichkeit einer 50-Basispunkte-Zinssenkung der Fed komplett aus ihren Kalkulationen strichen.
Handelskrieg belastet weiter
Obwohl China und die USA ihren Handelswaffenstillstand um weitere 90 Tage verlängerten, lasten die Zölle weiter auf der chinesischen Wirtschaft. Hersteller leiden unter gedämpfter Nachfrage und können die Kostensteigerungen nur schwer an die Kunden weitergeben. Die vorübergehende Entspannung verhinderte zwar eine Eskalation zu dreistelligen Zollsätzen, löst aber nicht die grundlegenden Probleme.
Politischer Handlungsdruck wächst
Angesichts der schwächelnden Wirtschaftsdaten steht Peking unter zunehmendem Druck, das Wachstumsziel von "rund 5%" für 2025 zu erreichen. Die Regierung hat bereits verstärkte politische Maßnahmen angekündigt und Zusagen zur Stärkung des Binnenverbrauchs gemacht. Ob diese ausreichen, bleibt fraglich.
Analysten erwarten weitere fiskalpolitische Stützungsmaßnahmen oder Verbrauchsanreize. Extreme Wetterereignisse von Rekordhitze bis zu Überschwemmungen haben zusätzlich Fabrikproduktion und Geschäftstätigkeiten beeinträchtigt und die ohnehin schwierige Lage verschärft.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob China seine Wirtschaft stabilisieren kann oder ob sich die Schwäche weiter verfestigt – mit entsprechenden Auswirkungen auf die globale Konjunktur.