Die Commerzbank wehrt sich mit aller Macht gegen die Übernahmeambitionen von UniCredit. CEO Bettina Orlopp stellt sich im aktuellen Interview klar gegen den italienischen Großaktionär – und hat handfeste Argumente. Wird die Eigenständigkeitsstrategie am Ende siegen?
„Feindliche Übernahmen sind selten erfolgreich“
Orlopp lässt in ihrem Tagesspiegel-Interview keinen Zweifel: Die Commerzbank will unabhängig bleiben. „Feindliche Übernahmen sind selten erfolgreich“, stellt die CEO unmissverständlich klar. Trotz der 29-Prozent-Beteiligung von UniCredit betrachtet sie den Italiener lediglich als „Minderheitsaktionär – nicht mehr und nicht weniger“.
Doch warum stemmt sich die Bank so vehement gegen die Übernahme? Die Antwort liegt in handfesten geschäftlichen Risiken:
- Marktabdeckung: Commerzbank und UniCredits HypoVereinsbank bedienen fast identische Märkte
- Kundenstamm: Signifikante Überschneidungen im Mittelstands- und Großkundengeschäft
- Integrationsrisiko: Die Zusammenführung wäre „hochkomplex mit erheblichen Umsetzungsrisiken“
Die Trumpfkarte: Operative Stärke
Während UniCredit zuschaut, wird die Übernahme immer teurer. Die Commerzbank-Aktie hat sich in den vergangenen zwölf Monaten nahezu verdoppelt – ein beeindruckender Beweis für die turnarround-Erfolge. Die Zahlen sprechen für sich:
- Eigenkapitalrendite von 3% (2018) auf fast 8% (2023) gesteigert
- Bessere Performance als UniCredit im laufenden Jahr
- Quartalsweise Verbesserungen bei Marktwert und Profitabilität
Doch kann die operative Stärke allein den Übernahmedruck abwehren?
Politische Rückendeckung als Game-Changer
Die Bundesregierung steht fest an Orlopps Seite. Als Aktionär macht die Politik ihre Präferenz für die Unabhängigkeit der Commerzbank deutlich – ein nicht zu unterschätzender Faktor im Machtpoker. Besonders kritisch: Die Verlagerung von Kreditentscheidungen von Frankfurt nach Mailand könnte die Schlüsselposition der Bank im deutschen Mittelstand gefährden.
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Mit einem Marktanteil von 30 Prozent bei der Finanzierung des deutschen Außenhandels ist die Commerzbank systemrelevant. Orlopp nutzt diese strategische Bedeutung geschickt als Verhandlungsmasse.
Professioneller Dialog – aber ohne Angebot
Trotz der verhärteten Fronten läuft der Dialog weiter. Quartalsweise Investor-Meetings finden statt, an denen sogar UniCredit-CEO Andrea Orcel gelegentlich teilnimmt. Doch Orlopp macht klar: Für echte Verhandlungen fehlt die Grundlage.
„Das würde einen schriftlichen Vorschlag erfordern, der als substantielle und glaubwürdige Verhandlungsgrundlage dient. Einen solchen Vorschlag haben wir nicht gesehen.“
Die Botschaft ist eindeutig: Wer die Commerzbank will, muss sich offiziell bewegen – und das wird angesichts der gestiegenen Bewertung und politischen Widerstände immer unattraktiver.
Eigenständigkeit bis 2027 – eine realistische Vision?
Mit ihrer Strategie bis 2027 setzt Orlopp auf Kontinuität: Eigenkapitalrendite über 12 Prozent, Kosten-Ertrags-Relation unter 54 Cent. Während UniCredit zögert, macht die Commerzbank täglich ihr Geschäft ein wenig besser – und erhöht so den Preis für eine Übernahme stetig.
Der Abstand von über 20 Prozent zum 52-Wochen-Hoch zeigt, dass die Märkte die Unsicherheit durchaus honorieren. Doch die fundamentale Stärke der Bank gibt Orlopp Rückendeckung für ihren Abwehrkurs. Der Übernahmekampf ist noch nicht entschieden – aber die Commerzbank hat ihre Verteidigungslinien deutlich verstärkt.
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