DAX, Siemens Energy & Cloudflare: Wenn Rekorde, Patente und Störungen die Woche beschließen

Der DAX schließt mit Wochengewinn und nähert sich einer überkauften Lage, während Siemens Energy weiter zulegt und eine Cloudflare-Störung das Internet beeinträchtigt.

DAX, Siemens Energy & Cloudflare: Wenn Rekorde, Patente und Störungen die Woche beschließen
Kurz & knapp:
  • DAX steigt auf 24.028 Punkte zum Wochenende
  • Siemens Energy kratzt an der 120-Euro-Marke
  • Weltweite Störung durch Cloudflare-Problem
  • Intel-Aktie stürzt nach Strategiewechsel ab

Liebe Leserinnen und Leser,

als die Börsenglocke in Frankfurt heute schloss, war eines klar: Der DAX hat seine Jahresendrallye noch nicht beendet. Mit einem Plus von 0,66 Prozent auf 24.028 Punkte verabschiedete sich der deutsche Leitindex ins Wochenende – und markiert damit ein Plus von 20 Prozent seit Jahresbeginn. Doch während BMW und Infineon die Kursliste anführten, offenbarte sich hinter den Kulissen ein Bild voller Widersprüche: Siemens Energy kratzt an der 120-Euro-Marke, Cloudflare bremst weltweit Online-Dienste aus, und Intel verliert an einem Tag über sieben Prozent. Was auf den ersten Blick nach einem entspannten Freitag aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Woche der großen Gegensätze.

DAX im Window-Dressing-Modus – doch nicht alle profitieren

Der deutsche Leitindex hat zum Wochenausklang zugelegt, und das liegt nicht nur an positiven Konjunktursignalen. Die deutschen Auftragseingänge stiegen im Oktober deutlich stärker als erwartet – ein Lichtblick, der Hoffnungen auf eine Wiederbelebung der Wirtschaft weckt. Dazu kommt die weiter intakte Zinssenkungserwartung für das US-Notenbanktreffen kommende Woche: Mit 87-prozentiger Wahrscheinlichkeit rechnet der Markt mit einer Senkung.

Doch Marktanalyst Andreas Lipkow warnt bereits: „Die Investoren fokussieren sich verstärkt auf die zyklischen Branchen und die bisherigen Favoriten in 2025. Die Jahresendrallye steht bereits im Zeichen des jährlichen Window-Dressings.“ Das erklärt, warum BMW mit einem Plus von 3,52 Prozent an der Spitze steht und ein 52-Wochen-Hoch bei 96,46 Euro erreicht – während Versorger wie RWE und Eon unter Druck geraten. Die Kehrseite: „Der DAX nähert sich einer überkauften Situation an“, so Lipkow. Ohne stärkeres Kaufinteresse könnte sich die Trenddynamik zeitnah verlangsamen.

Siemens Energy: Zwei Analysten, zwei Kursziele – und beide sehen Luft nach oben

Die Aktie von Siemens Energy hat ihre Rekordrally fortgesetzt und kratzte zeitweise an der 120-Euro-Marke. Mit einem Plus von über 138 Prozent seit Jahresbeginn ist das Papier zum absoluten Überflieger im DAX avanciert. Kein Wunder: Der immense Strombedarf hinter dem KI-Boom treibt die Fantasie, und zwei Analystenhäuser haben das Potenzial nun neu bewertet.

Benjamin Heelan von der Bank of America sieht Siemens Energy als seinen Top-Pick für 2026 im europäischen Investitionsgüterbereich und hebt das Kursziel auf 170 Euro an. Phil Buller von JPMorgan hatte tags zuvor bereits 160 Euro angesetzt. Beide verweisen auf die Themen KI-Rechenzentren, Energiesicherheit und Elektrifizierung als zentrale Treiber. Auch die Muttergesellschaft Siemens profitiert: Heelan und Buller sehen hier mit Zielen von 280 und 300 Euro noch viel Luft – die Aktie stockte allerdings erneut an ihrer 100-Tage-Linie.

Die Frage bleibt: Ist die Rally noch nachhaltig, oder hat sich der Markt bereits zu weit vorgewagt? Fakt ist: Siemens Energy spielt eine Schlüsselrolle in der Energiewende – und die Nachfrage nach effizienten Lösungen dürfte 2026 weiter steigen.

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Cloudflare-Störung: Wenn ein Anbieter das halbe Internet lahmlegt

Es war erst 10.20 Uhr, als Cloudflare meldete, die Störung sei beseitigt. Doch bis dahin waren LinkedIn, Zoom, Doctolib und zahlreiche Medien-Websites zeitweise unerreichbar. Der Grund: Eine Änderung an der Firewall, die eigentlich eine Sicherheitslücke in React Server Components schließen sollte, legte stattdessen etliche Online-Dienste lahm.

Für Cloudflare ist es die zweite Großstörung binnen drei Wochen – Mitte November waren X, ChatGPT und Perplexity stundenlang offline. Das wirft eine unbequeme Frage auf: Wie abhängig sind Unternehmen von wenigen Infrastruktur-Anbietern? Und haben sie Notfallpläne, wenn ein Single Point of Failure ausfällt? Die Antwort bleibt oft unklar. Cloudflare selbst betonte, es habe sich nicht um einen Angriff gehandelt – doch das beruhigt Kunden kaum, die auf eine stabile Verfügbarkeit angewiesen sind.

Intel: Strategiewende sorgt für Kursrutsch – Analysten bleiben skeptisch

Während andere Halbleiterwerte wie Infineon von positiven Signalen profitierten, erlebte Intel einen rabenschwarzen Donnerstag. Die Aktie stürzte um 7,45 Prozent auf 40,50 US-Dollar ab – und das, obwohl das Papier im Jahresverlauf über 100 Prozent zugelegt hat. Der Grund: Intel hat überraschend entschieden, die Netzwerksparte NEX doch nicht zu verkaufen oder auszugliedern.

Monatelang galt die Einheit als Kandidat für eine Abspaltung, um Kapital freizusetzen. Nun rudert das Management zurück und argumentiert, eine interne Weiterführung ermögliche eine engere Verzahnung von Silizium, Software und Systemlösungen. Doch Anleger werten die Kehrtwende als Bruch mit der Fokussierungsstrategie – zumal Intel hohe externe Wafer-Kosten schultern muss und sich beim Investitionsbudget für 2026 zurückhaltend äußerte.

Die Analystenstimmung bleibt verhalten: Von 34 TipRanks-Einschätzungen raten nur drei zum Kauf, 25 auf Halten und sechs auf Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel von 36,07 US-Dollar liegt rund elf Prozent unter dem aktuellen Kurs. Die Frage lautet: Kann Intel die strategische Begründung in operative Erfolge ummünzen – oder war die NEX-Entscheidung ein teurer Fehler?

Infineon: Patent-Erfolg und E-Mobilitäts-Partnerschaft stützen Kurs

Während Intel strauchelt, zeigt sich Infineon stabil. Die Aktie legte zum Wochenausklang um 1,40 Prozent auf 37,01 Euro zu – gestützt durch zwei positive Nachrichten. Die US-Handelsbehörde ITC bestätigte eine Patentverletzung durch den chinesischen Wettbewerber Innoscience. Der Fall betrifft Galliumnitrid-Halbleiter, eine Schlüsseltechnologie für energieeffiziente Systeme in KI-Rechenzentren. Für Infineon bedeutet das: geschützte Marktanteile, stabilisierte Margen und einen Wettbewerbsvorteil im kommenden KI-Superzyklus.

Parallel demonstriert Infineon seine Innovationskraft im Mobilitätssektor. Der Konzern liefert spezielle Siliziumkarbid-Module an Electreon, einen Anbieter kabelloser Ladesysteme für Elektrofahrzeuge. Die Technologie ermöglicht kabelloses Laden während der Fahrt und kommt bereits auf der französischen Autobahn A10 zum Einsatz. Für Infineon entsteht ein weiteres Wachstumsfeld, das Dekarbonisierung und digitale Infrastruktur verbindet.

Analysten bleiben optimistisch: JPMorgan und die Baader Bank verweisen auf Kursziele um 42 bis 43 Euro – ein Potenzial von bis zu 16 Prozent.

Krypto-Markt unter Druck: Bitcoin fällt unter 91.000 Dollar

Der Kryptomarkt zeigte sich zum Wochenausklang nervös. Bitcoin rutschte um 2,6 Prozent auf 90.137,99 US-Dollar ab, Ethereum verlor 2,5 Prozent auf 3.093,24 US-Dollar. Die Ursache: Sorgen vor den am Freitag veröffentlichten PCE-Inflationsdaten aus den USA. Zwar sind die Zahlen wegen des Shutdowns veraltet und stammen aus dem September – doch der Markt reagierte trotzdem mit Vorsicht.

Hinzu kamen Abflüsse aus Bitcoin- und Ethereum-Spot-ETFs: Bitcoin-Produkte verzeichneten am Donnerstag Outflows von 195 Millionen US-Dollar, Ethereum-ETFs verloren 42 Millionen. Der CMC Fear and Greed Index fiel auf 25 – ein Zeichen für wachsende Unsicherheit. Die Frage bleibt: Ist das eine gesunde Konsolidierung nach der Rally – oder der Beginn einer größeren Korrektur?

Was die kommende Woche bringt

Am Mittwoch, den 11. Dezember, veröffentlicht Schott Pharma seine detaillierten Geschäftszahlen – nachdem der Ausblick für 2026 bereits enttäuscht hat. Am selben Tag gibt die Munich Re ihre Ziele für 2026 bekannt. Und am Donnerstag entscheidet die US-Notenbank über den Leitzins – mit 87-prozentiger Wahrscheinlichkeit wird eine Senkung erwartet. Ob das die Märkte weiter stützt, hängt auch von den begleitenden Kommentaren ab.

Eines ist sicher: Die Jahresendrallye ist noch nicht vorbei – doch die Luft wird dünner.

Beste Grüße und ein erholsames Wochenende,
Andreas Sommer

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