Die Gewinne schmelzen dahin, wie das Eis in der Sonne. Gemeint ist die DAX-Entwicklung, welche sinnbildlich für den aktuellen Finanzmarkt scheint. Aus welcher Richtung kommen diese Impulse? Folgender kurzer Überblick soll die Ereignisse noch einmal geordnet darstellen.
Neue Finanzkrise in Europa?
Keine neue Regierung und eine Verschiebung der Neuwahlen auf den Spätsommer waren der heutige Auslöser für die Kurskapriolen. Gab es zuvor noch Koalitionsbekundungen zwischen der EU-kritischen Partei „Fünf Sterne“ und der fremdenfeindlichen „Lega“, so wurde nun doch keine Einigung erzielt. Im Gegenteil: Der Staatspräsident wird nun öffentlich angegriffen.
Sind dies nur Probleme eines Landes? Wohl kaum, denn bereits seit der Wahl am 4. März geht in der ganzen EU die Angst um, dass eine Populisten-Regierung das verschuldete Land noch weiter strapazieren könnte. Wirtschaftlich betrachtet sind die Schulden eines EU-Mitgliedslandes am Ende wohl auch ein Problem aller EU-Länder. Daher warnen Notenbanken aktuell auch vor einem Vertrauensverlust. Und genau hier wird es nun auch für Ihr Trading spannend, denn die Volatilität ist im Krisenmodus oftmals erhöht.
Zum Beispiel der EZB-Vizepräsident Vitor Constancio sprach hierbei direkt von einer neuen Staatsschuldenkrise, wie der Spiegel berichtete.
Dies zeigt auch die Einheitswährung an, welche erneut fiel. Kurs von fast 1,15 im EUR/USD standen zu Buche. Als Trend ist dies nun schon seit einigen Wochen im Chartbild sichtbar.
Doch nicht nur der Euro wackelte, sondern auch die Anleihen. Sie stiegen massiv an und verzeichneten den höchsten Stand seit 6 Jahren. Dies ist ein echtes Problem, schliesslich muss sich ein Staat über Anleihen refinanzieren. Wenn dabei der Zinssatz schlicht und ergreifend zu teuer ist, kann ein Staat auch insolvent gehen. Wie massiv die italienischen Anleihen nach oben sprangen, sieht man u.a. auf folgendem Twitter-Beitrag des Chief Economist der Life:
Fast schon ironisch erscheint der Artikel vom 1. März von den Ökonomen Friedrich & Weik an dieser Stelle:
Ebenfalls nach oben ging es für die Anleihen aus Portugal, welche auf 10 Jahre angelegt mit einem Zinssatz von bis zu 2,4 Prozent ansprangen. Spanien folgt auf dem Fuße. Und wie reagierte der Aktienmarkt?
Reaktion des Deutschen Aktienindex
Bereits zum Handelsstart zog es den DAX nach unten. Vorbörslich konnte die 12.800 als Unterstützung der vergangenen Tage nicht verteidigt werden. Es folgten mit XETRA-Eröffnung weitere Abschläge. Erst am Vortag gab es eine Hoch-Tief-Spanne von 218 Punkten, die heute auch annähernd erreicht wurde.
Im 6-Monatschart fiel der DAX auf das Niveau von Anfang Mai zurück und tangierte dabei die 200-Tagelinie:
Damit wurden allein in dieser Woche rund 2,5 Prozent an Verlusten angehäuft. Zu den Flops gehörten erneut die Banken. Diese sind von einer drohenden Finanzkrise auch am stärksten betroffen. Sie gehören auch zu den Underperformern der letzten Wochen und Monate.
Schlechtester DAX-Wert der letzten 3 Monate ist dabei die Commerzbank mit einem Minus von 26 Prozent. In diesem Kalenderjahr hält die Deutsche Bank mit 35 Prozent Kursminus die „rote Laterne“ inne. Die Aktie befindet sich mit dem heutigen Abschlag von 4 Prozent auf dem Tief aus dem Jahr 2016 und hat Mühe, dieses Tief zu halten:
Zukunftsaussichten
Der Anstieg der Zinsen dürfte ein ernstes Problem für den Kapitalmarkt darstellen. Steigenden Refinanzierungszinsen belasten die Länder, welche noch immer nicht wirtschaftlich in Fahrt sind. Eine Art „Flächenbrand“ ist nicht ausgeschlossen, wie der Anstieg der Renditen auch in Portugal und Spanien zeigt.
Italien könnte im schlimmsten Fall eine neue Eurokrise auslösen. Im besten Fall jedoch die Europäische Zentralbank alarmieren und die Liquidität seitens der Notenbank weiter hoch halten. Wir werden dazu weiter berichten.
Ihr Martin Kronberg