Zapad bedeutet Westen und ist ein Manöver der Russischen und Weißrussischen Streitkräfte. Dieses Manöver findet seit 1973 in Regelmäßigen Abständen statt. Die Szenarien die dabei behandelt werden sind der Zeit geschuldet.
Uns werden die Szenarien seit 2009 interessieren, da die Inhalte so einiges über die Absichten verraten, besonders, wenn man auf jüngere Vergangenheit schaut.
Zapad 2009
Im Jahr 2009 lag der Schwerpunkt des Manövers Zapad auf einen Konflikt mit Polen. Es wurde hauptsächlich die Unterdrückung eines Aufstandes der Polnischen Minderheit im Westen Weißrusslands trainiert. In Folge dessen eskalierte die Situation mit Polen und es kam in dem Szenario zu einem Krieg. Dabei lag das Hauptaugenmerk der Übung auf den Einsatz von taktischen Nuklearwaffen gegen den Feind, in diesem Fall Polen. Im Jahr 2010 wurden während einer anderen Übung, in einer ähnlichen Rahmenlage, ebenfalls Nuklearangriffe Simuliert.
Zapad 2013
Das Zapad Manöver des Jahres 2013 hatte den Schwerpunkt auf die Operation verbundener Kräfte und umschloss jegliche konventionelle Kriegsführung. Hierbei wurde der Erfolg der 2008 / 2009 angefangenen taktischen Neuordnung der Streitkräfte gemessen. Diese Neuordnung erschien der Russischen Führung notwendig, nachdem die Schwächen der bisherigen Taktischen Gliederung der Truppen im Georgien Krieg offensichtlich wurden. Daneben lag ein weiterer Schwerpunkt auf der Bekämpfung von Baltischen Terroristen. Man bedenke bei dieser Übung die Zeitliche Nähe zum Ukraine Konflikt. Dieser fing Anfang des Jahres 2014 an.
Zuvor wurde in den Medien schon der Konflikt heraufbeschworen und damit ein Szenario in Gang gesetzt, dass die Ukraine weiterhin bedroht und seine Schatten über die Baltischen Staaten wirft.
Der Westen reagiert
Damit meine ich nicht nur die vier NATO Bataillone die in das Baltikum und Polen geschickt wurden, sondern auch die weniger beachteten Übungen und „Sandkasten Spiele“. Im Januar fand in Warschau ein Sandkasten Spiel statt.
Warschau
Die Teilnehmer kamen aus Polen, den USA, den Baltischen Staaten und von der NATO. Organisiert wurde diese Veranstaltung von der Potomac Foundation und der Casimir Pulaski Foundation. Die Simulation fand mithilfe des Hegemon Programms statt, dass noch während des kalten Krieges entwickelt worden ist.
Die Übung drehte sich um ein Szenario, das so kaum Beachtung findet, da im Westen die Beziehungen zwischen Weißrussland und Russland oft falsch eingeschätzt werden. Im Gegensatz zu der Wahrnehmung im Westen, ist die Beziehung zwischen den beiden Staaten in einer Krise.
Der Weißrussische Diktator Alexander Lukaschenko ist nicht gewillt sein Land zu einem Militärischen Vorposten Russlands zu machen und sucht eher eine Annäherung an den Westen. Hier haben wir sogleich eine Parallele zu dem Ukraine Konflikt.
In dem Szenario der Übung entschließt sich der Kreml dazu einen Putsch gegen den Weißrussischen Diktator zu starten und diesen anschließend gegen einen Moskau treuen Geheimdienst General zu ersetzen. Der Neue Herrscher bittet Russland darum Truppen in dem Land zu stationieren, was zuvor von Alexander Lukaschenko abgelehnt wurde. Sobald die Russischen Truppen ihre Bereitstellungsräume erreicht haben startet die nächste Phase.
Diese Phase zeichnet sich durch die Etablierung von hybriden Bedrohungen in den Baltischen Staaten und Polen aus. Hier kommt nun die NATO wieder ins Spiel, die Aufgrund dieser Bedrohungslage Artikel 5 geltend macht und die High Readiness Forces zur Unterstützung der betroffenen Staaten entsandt.
Die Reaktion Moskaus lässt dann auch nicht auf sich warten und Russland erklärt der NATO den Krieg und marschiert mit der 1. Garde Panzer Armee in die Baltischen Staaten und Polen ein.
Das Ergebnis dieser Übung ist, dass Weißrussland der wichtigste Staat in der Region ist, von dem die gesamte Stabilität abhängt. Sollte Weißrussland in die Hände Russlands fallen, dann können die Baltischen Staaten und die Ukraine von zwei Seiten in die Zange genommen werden, was diese nicht lange überstehen werden.
Schweden
In Schweden fand in diesem Jahr zum ersten mal seit 20 Jahren eine Parlamentsübung für den Kriegsfall statt. Dabei wurden 50 Parlamentarier, die ein Notfallparlament bilden in sichere Anlagen verbracht, so dass die Regierung bzw. der Staat weiterhin Handlungsfähig ist. Doch damit ist in Schweden nicht genug, auch die rund 60 Tausend Bunkeranlagen zum Schutz der Zivilbevölkerung werden just zu dieser Zeit einer Inspektion unterzogen, ob sie den Anforderungen noch entsprechen.
Russlands 1. Armee
Im Jahr 2015 begann Moskau mit der Wiederindienststellung der 1. Garde Panzer Armee. Die Armee ist im Westlichen Militärdistrikt Russlands an der Grenze zu Weißrussland stationiert. Sie umfasst mittlerweile 3 Divisionen und 3 weitere Brigaden. Insgesamt handelt es sich um eine beeindruckende Militärmacht, die 700 Kampfpanzer, 1300 Gepanzerte Fahrzeuge und 500 Artillerie Geschütze umfasst. Dazu wird diese Streitmacht von einem Hochmodernen Luftabwehr System geschützt. Die 1. Garde Panzer Armee war während des Kalten Krieges in Deutschland in und um Dresden stationiert und stellte die Speerspitze eines möglichen Angriffs dar. Diese Aufgabe fällt ihr auch heute wieder zu und stimmt damit mit der Tradition dieser Armee überein.
Ihr erster Einsatz ist für das Manöver Zapad 2017 geplant, wofür Moskau schon Viertausend Eisenbahnwagen, zum Transport von Ausrüstung und Nachschub, angemietet hat. Das reicht aus, die gesamte Armee und den benötigten Nachschub schnellstens zu verlegen.
Vorfälle in Weißrussland
Die Nazis in der Ukraine. Im Februar wurde in Brest eine Nazi Zelle von Sicherheitskräften ausgehoben, die über ein veritables Waffenarsenal verfügten. Ein weiterer Vorfall im Land, der von sich reden machte, fand im März statt. Hierbei handelt es sich um die Aufdeckung von Putsch Bestrebungen gegen die Regierung. Dieser Vorfall hat zwei Deutungsweisen.
- Die Regierung rechnet unter diesem Vorwand mit der Opposition ab oder
- Es sind die ersten hybriden Spielchen von Seiten Russlands.
Dabei muss noch angemerkt werden, dass die Verdächtigen Gruppen Ausbildungslager innerhalb Weißrusslands unterhalten haben sollen aber auch in der Ukraine, Litauen und Polen.
Baltische Terroristen, Aggressive Polen und die Nazis in Weißrussland, erinnert irgendwie an die Manöver Inhalte der Jahre 2009 bis 2013.
Auch die Medien bereiten von russischer Seite aus ein dem Ukraine Konflikt entsprechendes Szenario vor. Es wird dort von den einschlägigen Medien über Benachteiligungen der Russischsprachigen Bevölkerung berichtet aber auch über die Nazifizierung des Landes. Eigentlich sind es dieselben Berichte und Ansatzpunkte die man schon im Vorfeld des Ukraine Konflikts beobachten konnte.
EUCOM
Wie Military.com im März berichtete, bittet das United States European Command (EUCOM) um weitere Truppen, um im Fall einer weiteren Eskalation Handlungsfähig zu sein. Das EUCOM hat sein Hauptquartier in der Nähe von Stuttgart. Dem EUCOM sind die Siebte Armee, die Sechste Flotte und die Dritte Air Force unterstellt. Die Sechste Flotte kam auch letztens beim Angriff auf Syrien ins Spiel, bei dem zwei Zerstörer über 50 Tomahawk Marschflugkörper auf Ziele innerhalb Syriens abfeuerten.
Doch was interessiert uns das Manöver?
Ein solches Szenario mit dem Potential eines großen Konfliktes wird alle Märkte beeinflussen. Ob es nun die Rohstoffmärkte sind, die Anleihen- oder Aktienmärkte, egal, alle werden dadurch beeinflusst. Hier sehe ich mittlerweile den wahren Schwarzen Schwan des Jahres 2017.
Selber wurde ich auf die Übung durch eine kleine Randnotiz des BND Chefs bei einem Spiegel Interview aufmerksam. Dabei sprach er mit einem Satz das Manöver an.
Die Situation, um Weißrussland herum, muss man dieses Jahr mit Argusaugen beobachten, denn es kann sich viel negatives entspinnen. Es ist natürlich nicht gesagt, dass das oben beschriebene Szenario so eintrifft, denn der Kreml hat viele Optionen, um seinen Einfluss in der Region auszubauen. Zum Glück fehlte es bisher am Willen beider Seiten eine offene Konfrontation zu riskieren und ich denke es wird auch weiterhin so sein, wobei das Risiko eines gravierenden Zwischenfalls nicht zu unterschätzen ist.
Schwere Kost. Mir wäre lieber, dass die Menschen wieder mehr Verstand aufbringen und auf die Bremse treten. Aber das ist nur ein Wunschtraum.
Auch im Ölmarkt sieht man ja bereite, dass es gerade in den Rohstoffen dramatische Bewegungen geben kann.