Deutsche Bank und Commerzbank: Wäre eine Fusion sinnvoll?

Es ist wieder der Sommer der Fusionsspekulationen in Europa. Nachdem vor wenigen Wochen den beiden Großbanken Barclays und Standard Chartered auf der britischen Insel entsprechende Pläne nachgesagt wurden, war es in den vergangenen Tagen die Achse Paris-Rom. Denn auch die italienische UniCredit und die französische Société Générale sollen über einen Zusammenschluss nachdenken.

 

Auch den beiden deutschen Privatbanken Deutsche Bank und Commerzbank werden erneut Fusions-Gedanken nachgesagt. Ist das nun das übliche Sommerloch oder was steckt dahinter?

 

Auf der Suche nach einem europäischen Champion

Woher diese plötzliche Rotation bei den Fusionsspekulationen? Tatsache ist: Nur die wenigsten europäischen Banken können es mit den amerikanischen Marktführern hinsichtlich Wachstumstempo und Profitabilität aufnehmen. Entsprechend kommen immer wieder Spekulationen in den Markt, die eine nächste Welle der Branchenkonsolidierung in der Eurozone kommen sehen.

Politik und EZB als oberste Aufseherin über die Banken in der Eurozone würden hier sicher zustimmen. Doch bei beiden ist der Wunsch bekannt, dass es mehr paneuropäische Banken-Champions geben soll, die der angelsächsischen Übermacht Paroli bieten könnten.

Dass es bislang nicht klappte, hatte viele – meist sehr individuelle – Gründe. Die Marktteilnehmer werden dennoch nicht müde, immer neue Namen auf das Fusions-Karussell zu setzen. Ganz aktuell – und wieder einmal: Deutsche Bank und Commerzbank.

 

Fusions-Karussell erfasst Deutsche Bank und Commerzbank

Wobei eine Deutschland-Bank – oder wie wir sie nennen würden „Deutsche Commerz“ – sicher einigen Charme hätte. Denn ein solcher Zusammenschluss könnte die beiden Banken zumindest von der gemeinsamen Bilanzsumme her in der Führungsgruppe der europäischen Banken verankern. Auch vom operativen Ergebnis her wäre solch eine Konstellation sicherlich durchaus interessant, auch wenn aktuell das Nettoergebnis absolut indiskutabel ist. Doch muss eine Fusion immer auch mehr sein als nur die Summe beider Teile und da dürfte es bei solch einem Zusammenschluss hapern.

Beide Banken haben derzeit ein klares Strategieproblem, das so schnell wohl nicht gelöst werden wird. Wenn man bedenkt, welche Ressourcen derzeit jedes Institut bündeln muss, um die eigenen Kostensenkungspläne umzusetzen, wäre ein Mammut-Projekt „Fusion“ wohl kaum machbar. Und die Begründung für die aktuellen Spekulationen, dass die Deutsche Bank derzeit so schwach sein, konterkariert geradezu den Fusionsgedanken. Denn aus zwei Schwachen erwächst wohl nie etwas starkes.

 

Zusammengehen strategisch fragwürdig

Zumal bei einer Kombination das generelle Strategieproblem weiterhin nicht gelöst wäre. Mittelstandsfinanzierung, Privatkunden, Investmentbanking, Digitalisierung, Ertragsschwäche – die Liste der Baustellen beider Institute wäre lang und würde durch eine Fusion wohl nur noch länger.

 

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Dass hinter den Gerüchten hauptsächlich wieder der Gedanke steckt, dass über Kostensynergien die Kapitalrenditen gesteigert werden können, mag nicht falsch sein. Permanenter Stellenabbau hinterlässt aber nun mal bei der Belegschaft auch viel Frustration. Und in solchen Situationen verlassen dann meist zuerst die besten Talente das Institut. Gewonnen wäre also mit nur neuen Sparrunden nichts.

 

Fazit zu einer möglichen Fusion

Besonders Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner will sich zu den neuen Spekulationen nicht äußern. Nicht-Dementis werden ja gern als insgeheime Zustimmung missverstanden. In diesem Fall dürfte die Deutsche Bank aber wirklich keine entsprechenden Pläne verfolgen. Zumal etliche Großaktionär zwar wissen und fordern, dass sich bei der Bank etwas ändern muss, dabei aber keine Fusion im Sinn haben. Also: Es bleibt wohl auch diesmal nur beim berühmten Sommerloch.

Über Carsten Müller 22 Artikel
Seit mittlerweile fast 30 Jahren ist Carsten Müller als Journalist an den internationalen Finanzmärkten aktiv. Nach beruflichen Stationen wie n-tv Telebörse oder dem Düsseldorfer Bernecker Verlag ist der gebürtige Berliner seit längerem als Herausgeber und Redakteur verschiedener Publikationen tätig, mit denen er seine Leser vor allem bei einem nachhaltigen Vermögensaufbau unterstützen möchte. Sein aktuelles Projekt heißt dabei „Future Money“ und ist ein Newsletter mit einer klaren Ausrichtung auf die Trends und Themen, welche die Kapitalmärkte in den nächsten 20, 30 Jahren bestimmen werden. Sein Investmentansatz ist dabei sehr fundamental geprägt, dennoch kombiniert mit Timing-Faktoren und Markttechnik.

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