Immer wenn es im Fussball einmal nicht so richtig rund läuft, kommt die Trainer-Frage auf den Plan. Allerdings geht es nicht nur im Fussball so zur Sache. Auch an der Börse kommt es immer wieder vor, dass ein Neuanfang über die Spitze der Führung erfolgen soll. So war es zuletzt auch bei der Deutschen Bank und Volkswagen.
Erst ernannte die Deutsche Bank (WKN: 514000 / ISIN: DE0005140008) mit Christian Sewing einen neuen Vorstandschef. Nun folgt mit Herbert Diess bei Volkswagen (WKN: 766403 / ISIN: DE0007664039) ebenfalls ein neuer Mann an der Spitze. Die Aktienkurse reagierten euphorisch – zunächst. Die Nachhaltigkeit muss sich jedoch erst erweisen, oder nicht?
Die richtige Führung ist wichtig
Es ist ein oft beobachtetes Phänomen. Der Vorstandschef eines Unternehmens wird aufgrund einer mehr oder minder großen Krise im Unternehmen durch einen Nachfolger ersetzt (Ja, es sind in der Tat noch immer Männer, die auf Männer folgen). An der Börse wird ein solcher Führungswechsel stets euphorisch beklatscht. Doch schon nach wenigen Tagen tritt Ernüchterung ein. Denn: Auch ein neuer „Besen“ mag gut „kehren“, aber Wunder vollbringen kann niemand. Und wenn, benötigen sie Zeit.
Einer alleine kann nicht für Erfolg garantieren
Egal wie groß die Krise in einem Unternehmen auch ist, es ist nie eine Person allein verantwortlich. Das trifft auch auf die beiden aktuellen Fälle zu. Weder Deutsche-Bank-Chef John Cryan noch VW-Chef Matthias Müller haben die jeweiligen Probleme im Alleingang verursacht. Bei der Deutschen Bank geht es eher um die Frage:
Was für eine Bank will die Deutsche Bank sein. Nach dem Teilverkauf der Fondstochter DWS und dem sukzessiven Abstieg im Investmentbanking dürfte der Weg klar in Richtung klassische Bank für Privat- und Geschäftskunden sein. Der neue Mann an der Spitze kann diesen Weg glaubhaft vertreten und so im besten Fall als Führungsfigur den Wandel anführen. Allein bestreiten kann auch Sewing den Weg nicht. Dazu muss das gesamte Unternehmen mitziehen. Ob das in den nächsten Jahren gelingt, wird die Zukunft zeigen.
Tiefgehender Wandel bei VW
Im Fall von VW muss endlich der Diesel-Skandal aufgearbeitet werden. Dass das mit einem früheren langjährigen BMW-Manager wie Diess besser funktioniert, als mit einem Konzerngewächs wie Müller dürfte auf der Hand liegen. Dennoch muss sich auch in Wolfsburg etwas grundlegend ändern. Etwas mehr Demut und Problembewußtsein gegenüber den Kunden und Dieselgate wäre nie so hochgekocht wie es aufgrund der Passivität von VW seit der Aufdeckung vor über zweieinhalb Jahren vor sich hin köchelt.
Lediglich in den USA wurde VW juristisch gezwungen Farbe zu bekennen. Da dies in Europa nicht erfolgt, tut VW auch nichts. Mit nicht unerheblichem Imageschaden. Die Versuche diesen Schaden durch Innovationen im Elektroautobereich Wett zu machen, sind bisher nicht von Erfolg gekrönt. Mit Diess steht künftig aber ein ausgewiesener Elektroauto-Experte an der Spitze des VW-Konzerns. Auch dies ein Signal: Wir haben verstanden.
Fazit zu der neuen Führung
Köpfe machen Kurse – zumindest kurzfristig ist dieser Satz korrekt. Auf mittlere und lange Sicht entscheidet aber nicht nur der Mann oder die Frau an der Spitze über den Erfolg eines Unternehmens und damit auch den Aktienkurs. Führungsköpfe können lediglich Impulse geben und einen Kurs glaubhaft vertreten. Funktionieren muss aber das gesamte Unternehmen. In den beiden aktuellen Fällen, Deutsche Bank und VW, wird man sehen, ob das gelingt.
CDS Spreads steigen – Deutsche Bank und Commerzbank angeschlagen
In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage und beim alltäglichen Lebensgenuß
Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt
Bildquelle: Pressefoto Volkswagen
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