Jede Zeit hat ihre Krisen. So war es schon immer und so wird es auch bleiben. Seit den letzten Wochen deutet sich eine neue globale Krise an – die Dollarkrise. Und der aufziehende Sturm könnte gerade erst beginnen.
Umstände wie Zinserhöhungen, Protektionismus und ein starker Dollar bereiten immer mehr Beobachtern der globalen Wirtschaft Kopfzerbrechen. Spätestens seit der türkischen Währungskrise ist auch dem letzten Marktteilnehmer klar, dass auch Länder, die bis gestern ohne Probleme Kontrolle über ihre Verschuldung hatten, in echte Bedrängnis kommen können. Vor allem die Last der Verschuldung in Fremdwährungen ist ein wichtiger Faktor, der gar nicht überschätzt werden kann. Jedenfalls nicht, wenn die Verschuldungswährung Nummer 1 zu echter Stärke tendiert. Mittlerweile ist die Lage bereits kritisch und es wird an den nächsten Zinsentscheidungen der FED liegen, ob sie weiter eskaliert.
Immer mehr Länder rutschen in die Dollarkrise
Das Wort Dollarkrise wirkt in dem Zusammenhang fast ein wenig irritierend. Denn anders als man vermuten kann, steckt nicht der US-Dollar in einer Krise, sondern seine Stärke könnte der Verursacher einer globalen Schuldenproblematik werden. Vor allem die Länder, die sehr hohe Auslandsverschuldung in Fremdwährung haben, sind dabei auf der Liste der bedrohten Arten. Denn eine deutliche Schwächung der heimischen Währung und eine Aufwertung der Verschuldungswährung sorgt für einen schnellen Anstieg des Schuldenwertes und dementsprechend der finanziellen Belastung des betreffenden Staates oder des Unternehmens, welches sich in einer Fremdwährung verschuldet hat.
Da die möglichen Auswirkungen bekannt sind, stellt sich nun, die Frage: Wie wahrscheinlich eine weitere Eskalation der Situation ist? Und die Antwort muss lauten: Es kommt darauf an!
Höhere Zinsen im USD befeuern das Problem
Die relative Attraktivität einer Währung hängt von vielen Faktoren ab. Sowohl die wirtschaftliche Stärke, das Wachstum der Geldmenge, die Inflationsrate oder eben der Zinssatz nehmen Einfluss. Einige dieser Variablen lassen sich durch die Entscheider zwar indirekt beeinflussen, allerdings nicht direkt steuern. Einzig der Leitzins ist ein Zinssatz, der direkt durch die weiterhin mächtigste Notenbank der Welt festgelegt werden kann. Dieser Zinssatz wirkt sich damit indirekt auf die langfristigen Zinsen und die wirtschaftliche Aktivität aus. Damit leistet dieser einen wichtigen Beitrag bezüglich der relativen Attraktivität einer Währung. Kann die FED die Zinsen dann überhaupt weiter erhöhen? Schauen wir uns dazu einige Währungen an, die Sie in den nächsten Wochen immer wieder in der Presse hören werden.
Argentinischer Peso im freien Fall
Wie Sie in dem Chartbild erkennen können, hat neben der Türkei auch Argentinien das „Dollar-Problem“. Der argentinische Peso (ARS) verlor gegenüber dem US-Dollar (USD) fast die Hälfte an Wert – in nicht mal einem halben Jahr! Kein Wunder also, dass die Zentralbank in Argentinien die Leitzinsen auf 60 % erhöhen musste! Sie lesen richtig, auf 60 %!
Türkische Lira im Krisenmodus
Auch die Türkische Lira (TRY) bleibt ein echtes Problem. Die Stabilität eines Landes und die Zufriedenheit und das Vertrauen der Bevölkerung sind mit der Stabilität der Währung eng verknüpft. Doch auch hier scheint das Vertrauen zu schwinden. Der USD konnte sich um fast 90 % innerhalb von nur 6 Monaten verteuern. Solche Bewegungen sind an den Devisenmärkten höchst ungewöhnlich.
Südafrikanischer Rand unter Beobachtung
Eine weitere Währung, die aufgrund ihres hohen Zinsniveaus für viele deutsche Anleger interessant war, ist der Südafrikanische Rand (ZAR). Auch hier ist die Tendenz des starken USD klar zu erkennen. Bisher sind die Auswirkungen noch deutlich geringer als bei den beiden oben genannten Staaten. Dennoch zeigt sich mit einem Kursgewinn von 33 % des USD gegenüber dem ZAR, dass es große Bewegungen in den US-Dollar zu geben scheint.
USD gegen Währungskorb
Das die 3 Währungen keine Ausnahme darstellen, zeigt sogar ein Blick auf den langfristigen Chart des US-Dollars gegenüber einem Korb aus weiteren Währungen. Enthalten sind die Indische Rupie (INR), der Rubel (RUB) und der Brasilianische Real BRL.
Auch hier zeigt sich, dass wir unmittelbar vor neuen Höhen des Dollars gegenüber dieses Baskets aus 3 Währungen stehen könnten. Doch soweit ist es noch nicht.
Wird die FED den Zins weiter erhöhen?
Eines kann man aus heutiger Sicht bereits sagen. Die FED wird sich der Bedeutung der eigenen Zinsschritte durchaus bewusst sein. Allerdings macht die FED, bei aller globalen Verantwortung, am Ende Zinspolitik für Amerika. Und bei einer Inflationsrate die knapp vor der 4 % Marke steht, dürfte der Druck gegenzusteuern auf eine unabhängige Notenbank weiterhin enorm hoch sein.
Fazit zur sich anbahnenden Dollarkrise
Die Stärkung des US-Dollars kommt für Leser dieser Seite wenig überraschend. Ein Zinserhöhungszyklus gepaart mit protektionistischen Maßnahmen stützte den Dollar zuletzt deutlich. Noch sind die Auswirkungen aus diesem Umstand allerdings beherrschbar. Vor allem die gute psychologische Stimmung unter den Anlegern in Europa und den USA sorgt dafür, dass die Gefahren von mehreren Ländern, die die Kontrolle über Ihre Währung verloren haben, ignoriert werden. Immerhin befindet sich die Wallstreet direkt auf Niveau des Allzeithochs. Allerdings ist die Welt komplex und miteinander verbunden. Diese Komplexität könnte sich früher oder später auch in Hongkong zeigen, denn der Hongkong-Dollar ist seit Jahrzehnten an den US-Dollar gekoppelt.
Sollten mehrere Staaten in tiefe Währungskrisen rutschen und damit auch Zahlungsausfälle der Anleihen verursachen, dürfte die Dollarkrise ein Problem für viele Volkswirtschaften werden, völlig egal auf welchem Kontinent sie sich befinden. Aus diesem Grund werden die nächsten Schritte der Notenbank FED sehr wichtige Indizien dafür liefern, ob sich die Lage sogar weiter zuspitzen könnte, oder ob Entspannung denkbar wäre. Außerdem sorgt die ansteigende Inflation bei möglichen Risiken für das Wirtschaftswachstum für eine reale Gefahr der Stagflation. Und sowohl für Anleger wie für die Menschen innerhalb eines Währungsraumes, die von diesem Schreckgespenst betroffen sind, dürften die Auswirkungen nur schwer beherrschbar sein. Die möglichen Auswirkungen einer Stagflation habe ich für Sie bereits zusammengefasst.