Dollar-Schwäche: Globale Unsicherheit!

Anhaltende Dollar-Schwäche belastet Finanzmärkte, während Trumps Fiskalpolitik und Handelskonflikte Unsicherheit schüren. Experten sehen Risiken für US-Anlagen.

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Kurz & knapp:
  • Dollar-Index fällt dritten Tag in Folge
  • US-Schuldenpläne erhöhen fiskalische Risiken
  • Handelskonflikte belasten globale Märkte
  • Euro und Yen profitieren von Unsicherheit

Die Finanzmärkte reagieren weltweit mit Nervosität auf die undurchsichtige Fiskal- und Handelspolitik der Trump-Administration. Im Zentrum der Verunsicherung steht die aktuelle Dollar-Schwäche, die heute, am 21. Mai 2025, den dritten Tag in Folge anhält und den Greenback gegenüber einem Korb von Währungen belastet. Doch ist dies nur eine temporäre Korrektur oder der Beginn einer fundamentalen Neubewertung des US-Dollars angesichts ausufernder US-Schuldenpläne und ungelöster internationaler Handelskonflikte? Die Gemengelage ist komplex und die Auswirkungen sind bereits jetzt global spürbar.

Trumps Fiskalpolitik: Ein Pulverfass für den Dollar?

Haupttreiber für die aktuelle Verunsicherung ist das umstrittene Steuer- und Ausgabengesetz der Trump-Regierung. Obwohl Präsident Trump sich erst gestern mit republikanischen Abgeordneten traf, konnte er die Kritiker in den eigenen Reihen nicht vollständig überzeugen. Knackpunkt bleiben die aus Sicht von Hardlinern unzureichenden Ausgabenkürzungen, wie Sprecher Mike Johnson einräumte. Die Verhandlungen gestalten sich zäh, und eine Abstimmung im Repräsentantenhaus noch am heutigen Mittwoch erscheint fraglich. Analysten schätzen, dass das Gesetzespaket die ohnehin schon massive US-Staatsverschuldung von derzeit 36,2 Billionen US-Dollar um weitere 3 bis 5 Billionen US-Dollar erhöhen könnte.

Diese Aussichten schüren erhebliche Bedenken hinsichtlich der fiskalischen Gesundheit der USA. „Wir beobachten eine generelle Umschichtung weg von US-Safe-Haven-Anlagen, ausgenommen Aktien, was teilweise auf das Haushaltsgesetz zurückzuführen ist“, kommentierte Eugene Epstein von Moneycorp. „Schon vor diesem Gesetz hatten wir eine sich beschleunigende, schlechte Schuldenquote im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt. Unsere Ausgaben haben das Wachstum übertroffen.“ Die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch Moody’s am vergangenen Freitag, dem 16. Mai, hat das Vertrauen in US-Anlagen zusätzlich erschüttert, auch wenn die unmittelbaren Marktreaktionen begrenzt blieben. Eine aktuelle Reuters-Umfrage unter Ökonomen zeigt einstimmig, dass die Politik der Trump-Administration der Wirtschaft geschadet hat, über 55% sehen sogar „signifikanten Schaden“. Der Dollar-Index gab entsprechend nach, während der Euro auf ein Zweiwochenhoch von 1,1339 US-Dollar kletterte und der Dollar gegenüber dem Yen auf 143,64 Yen fiel.

Anleihemärkte und Handelsdiplomatie unter Hochspannung

Die Nervosität spiegelt sich auch an den Anleihemärkten wider. Die Renditen für US-Staatsanleihen zogen an, während der japanische Yen von steigenden Renditen heimischer Staatsanleihen profitierte. Insbesondere die Renditen für 30-jährige japanische Staatsanleihen erreichten heute neue Rekordhöhen nach einer schlecht gelaufenen Auktion. „Höhere japanische Renditen verringern die Differenz zu US-Treasuries und damit den Anreiz, den Dollar zu halten“, erklärte Fawad Razaqzada von Forex.com. Eine Auktion 20-jähriger US-Staatsanleihen im Laufe des heutigen Tages wird als wichtiger Stimmungstest für die Investorenbereitschaft in langlaufende US-Schuldtitel gesehen. Zusätzlich stützten Berichte über mögliche israelische Vorbereitungen für einen Angriff auf iranische Atomanlagen die Nachfrage nach sicheren Häfen wie dem Yen.

Parallel zu den fiskalischen Sorgen schwelen die internationalen Handelskonflikte weiter. Händler äußerten Bedenken, dass US-Offizielle im Rahmen der G7-Finanzministertreffen in Kanada auf einen schwächeren Dollar drängen könnten, um unabhängige Handelsabkommen zu begünstigen. Obwohl sich die Nachrichtenlage zu Trumps globalem Zollkrieg diese Woche etwas beruhigt hat, tickt die Uhr für das Ende einer 90-tägigen Zoll-Schonfrist für US-Handelspartner. Die Gespräche mit wichtigen Verbündeten wie Japan und Südkorea scheinen an Schwung verloren zu haben.

Vor diesem Hintergrund findet heute auch ein heikles Treffen zwischen dem südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa und Donald Trump im Weißen Haus statt. Ramaphosa, begleitet von Ministern, dem Luxusgüter-Tycoon Johann Rupert und den Golflegenden Ernie Els und Retief Goosen, versucht, Handelsabkommen zu sichern und Strafmaßnahmen abzuwenden. Trump hatte Südafrika zuvor wegen seiner Landreform und einer Völkermordklage gegen Israel kritisiert und Entwicklungshilfe gestrichen. Für Südafrika steht viel auf dem Spiel, da die USA der zweitwichtigste Handelspartner sind. Trump wiederum dürfte auf Ausnahmen von südafrikanischen Gleichstellungsgesetzen für US-Unternehmen drängen.

Immerhin gab es im Handelsstreit mit China jüngst eine gewisse Entspannung. Beide Länder kündigten am 12. Mai einen Waffenstillstand an, woraufhin die USA Zusatzzölle von 145% auf 30% senkten und China seine Zölle von 125% auf 10% reduzierte. China betonte jedoch bei der Welthandelsorganisation (WTO) die Notwendigkeit des Multilateralismus zur Lösung globaler Handelsdispute.

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Europas Märkte: Zwischen Hoffen und Bangen

Die Turbulenzen in den USA hinterlassen auch an den europäischen Finanzmärkten Spuren. Der paneuropäische STOXX 600 notierte heute kaum verändert, wobei Verluste im Einzelhandels- und Luxusgütersektor durch Gewinne in anderen Branchen ausgeglichen wurden. So brachen die Aktien des britischen Sportartikelhändlers JD Sports um über 10% ein, nachdem das Unternehmen einen Umsatzrückgang im ersten Quartal und eine Warnung vor Kaufzurückhaltung im wichtigen US-Markt veröffentlicht hatte. Auch Luxuswerte wie LVMH, Hermes und Kering gerieten unter Druck, nachdem Chanel einen Umsatzrückgang von 4,3% im Vergleich zum Vorjahr meldete.

Positiv entwickelten sich hingegen Technologiewerte. Die Aktie des deutschen Chipherstellers Infineon legte beispielsweise um 2,3% zu, beflügelt von der Ankündigung einer Kooperation mit Nvidia zur Entwicklung von Chips für neue Stromversorgungssysteme in KI-Rechenzentren. Insgesamt bleibt die Stimmung jedoch angespannt. „Es gibt große Fragezeichen, ob Donald Trump dieses Steuergesetz durchbekommt, enorme Unsicherheit bezüglich der Zölle und woher das Geld für die Steuersenkungen eigentlich kommen soll“, fasste Danni Hewson von AJ Bell die Lage zusammen. „Wenn die wirtschaftliche Gesundheit der USA nicht rosig ist, werden Investoren in Europa sehr besorgt sein.“ Trotzdem hat sich der STOXX 600 von seinem Einbruch im April erholt und notiert weniger als 3% unter seinen Allzeithochs. Der europäische Bankensektor erhielt zudem Rückenwind durch eine Hochstufung auf „attraktiv“ durch Morgan Stanley. Die Schweizer Bank Julius Baer musste hingegen einen Kursrutsch hinnehmen, nachdem sie eine Belastung von 130 Millionen Franken aus einer Kreditportfolio-Überprüfung bekannt gab und ihren Chief Risk Officer austauschte.

Ein besonderer Lichtblick kam aus Großbritannien: Das Pfund Sterling erreichte den höchsten Stand seit Februar 2022, nachdem die Verbraucherinflation im April stärker als erwartet gestiegen war. Dies dämpft zwar die Erwartungen an schnelle Zinssenkungen durch die Bank of England (BoE), stützt aber die Währung.

Zinspolitik im Kreuzfeuer: Inflation und Notenbank-Dilemmata

Die Inflationsentwicklung und die Reaktion der Notenbanken stehen weltweit im Fokus. In den USA bleibt der Wirtschaftsausblick trotz des vorübergehenden Handelsfriedens mit China schwach, so eine aktuelle Reuters-Umfrage. Für das laufende Jahr wird nur ein Wachstum von 1,4% erwartet, für 2026 1,5%. Die Inflationserwartungen bleiben hoch und dürften bis mindestens 2027 über dem 2%-Ziel der Federal Reserve (Fed) liegen. Die Fed, deren Leitzins seit Jahresbeginn in der Spanne von 4,25% bis 4,50% verharrt, zeigt keine Eile bei Zinssenkungen, primär wegen der Unsicherheit durch die US-Zollpolitik. Eine Mehrheit der Ökonomen rechnet zwar mit einer ersten Zinssenkung im dritten Quartal, voraussichtlich im September, doch die Prognosen bleiben vage.

In Kanada müssen sich die Großbanken für das zweite Quartal auf höhere Rückstellungen für Kreditausfälle einstellen, bedingt durch die Handelsunsicherheit infolge der US-Politik. Analysten erwarten höhere Rückstellungen, ein verlangsamtes Kreditwachstum und gedämpfte Investmentbanking-Aktivitäten. Aufgrund der hartnäckigen Kerninflation, die im April auf 3,15% stieg, hat die Investmentbank Macquarie ihre Prognose für eine erste Zinssenkung durch die Bank of Canada (BoC) von Juni auf Juli verschoben.

In Großbritannien hat die überraschend hohe Inflation im April die Situation für die Bank of England verkompliziert. Analysten von ING gehen jedoch davon aus, dass der jüngste Anstieg der Dienstleistungsinflation, getrieben durch Faktoren wie eine höhere Kfz-Steuer und das Timing von Ostern, temporär ist. Sie erwarten, dass die Dienstleistungsinflation von 5,4% im April auf rund 4,5% im Sommer zurückgehen wird, was den Weg für vierteljährliche Zinssenkungen der BoE bis ins Jahr 2026 ebnen könnte. Eine erste Zinssenkung wird für August erwartet.

Die kommenden Wochen dürften an den Finanzmärkten volatil bleiben. Die weitere Entwicklung des US-Dollars, die Entscheidungen der US-Politik bezüglich Steuern und Handel sowie die Reaktionen der globalen Zentralbanken werden die Richtung maßgeblich vorgeben. Die aktuelle Dollar-Schwäche könnte somit mehr als nur ein kurzfristiges Phänomen sein, sondern ein Indikator für tiefgreifendere Verschiebungen im globalen Wirtschaftsgefüge.

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Über Felix Baarz 182 Artikel
Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.