Liebe Leserinnen und Leser,
während sich bei ProSiebenSat.1 ein Übernahmekrimi seinem dramatischen Finale nähert, kämpfen deutsche Tech-Giganten mit unerwarteten Gegenwind aus dem KI-Sektor. Gleichzeitig wirbelt Amazon mal wieder eine ganze Branche durcheinander – und diesmal trifft es die Lebensmittelhändler mit voller Wucht. Was diese Entwicklungen für Ihr Depot bedeuten und warum ausgerechnet Rüstungsaktien plötzlich wieder gefragt sind, erfahren Sie in der heutigen Ausgabe.
Der Kampf um ProSiebenSat.1: Berlusconi-Erben ziehen davon
Die Würfel fallen heute: Mit 40,4 Prozent der Stimmrechte liegt die italienische Berlusconi-Holding MFE deutlich vor dem tschechischen Milliardär Petr Kellner und seiner PPF-Gruppe, die nur auf 18,4 Prozent kommt. Was wie ein klarer Sieg aussieht, ist in Wahrheit ein Nervenkitzel bis zur letzten Sekunde – denn institutionelle Investoren entscheiden traditionell erst kurz vor Toresschluss.
Der Clou dabei: Obwohl PPF mit 7 Euro je Aktie nominal weniger bietet als das MFE-Paket aus 4,48 Euro plus 1,3 eigenen Aktien (zusammen etwa 8 Euro), präferieren einige Großaktionäre offenbar die reine Cash-Variante. General Atlantic mit seinen 2,4 Prozent hat sich bereits für PPF entschieden. Der Grund? Pure Liquidität schlägt manchmal komplexe Aktientausch-Deals – besonders wenn man schnell raus will.
Für deutsche Anleger ist dieser Übernahmekampf mehr als nur Unterhaltung. Er zeigt, wie europäische Medienkonzerne zunehmend zur Konsolidierung gezwungen werden. Wer auch immer gewinnt: ProSiebenSat.1 wird künftig Teil eines größeren Imperiums sein – mit allen Chancen und Risiken, die das mit sich bringt.
SAP und die KI-Panik: Wenn Disruption zur Bedrohung wird
Ein mysteriöser Kursrutsch von 7 Prozent am Vortag, heute eine zaghafte Erholung um 3 Prozent – was ist bei SAP los? Die Analysten von Metzler bringen eine brisante These ins Spiel: Könnte Künstliche Intelligenz das lukrative Software-as-a-Service-Geschäftsmodell (SaaS) komplett über den Haufen werfen?
Die Befürchtung: Wenn KI-Systeme zunehmend selbst Code generieren und Standardaufgaben übernehmen, wozu braucht man dann noch teure Enterprise-Software-Lizenzen? Diese Frage trifft nicht nur SAP, sondern die gesamte deutsche Software-Elite. Nemetschek büßte 11 Prozent ein und schafft heute kaum Erholung, Cancom dümpelt ebenfalls im roten Bereich.
Dabei hatte SAP gerade erst umfangreiche Sicherheitsupdates veröffentlicht – 26 Schwachstellen wurden gepatcht, vier davon kritisch mit Scores bis 9,9 von 10. Gleichzeitig läuft in Chicago das "Supply Chain Executive Forum", wo das Unternehmen seine Zukunftsvision präsentiert. Die Ironie: Während Manager über KI-gestützte Lieferketten diskutieren, sorgen sich Investoren, ob KI nicht das gesamte Geschäftsmodell kannibalisiert.
Amazons Lebensmittel-Offensive: Der 25-Dollar-Schlag
"Kostenlose Same-Day-Lieferung ab 25 Dollar Bestellwert" – was harmlos klingt, ist Amazons neuester Frontalangriff auf den traditionellen Einzelhandel. Das E-Commerce-Monster expandiert seinen Service bereits in 1.000 US-Städten und will bis Jahresende 2.300 Standorte abdecken. Die Börse reagierte brutal: Walmart verlor 1,2 Prozent, Kroger stürzte um 4,5 Prozent ab, selbst Costco musste Federn lassen.
Die Brisanz liegt im Detail: Mit 25 Dollar Mindestbestellwert unterbietet Amazon die meisten Konkurrenten deutlich. Walmart verlangt für vergleichbare Services 35 Dollar. Noch pikanter: Amazon kannibalisiert damit möglicherweise sein eigenes Abo-Geschäft Amazon Fresh für 9,99 Dollar monatlich. Doch dem Konzern scheint das egal – Hauptsache, die Marktanteile stimmen.
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Für deutsche Anleger ist das ein Weckruf. Was in den USA passiert, schwappt erfahrungsgemäß über den Atlantik. Die Frage ist nicht ob, sondern wann Amazon auch hierzulande die Daumenschrauben anzieht. Metro, Rewe und Co. sollten ihre Digitalstrategien schleunigst überdenken.
Die Renaissance der Rüstungsaktien
Während Tech-Werte schwächeln, erleben Rüstungsaktien eine bemerkenswerte Renaissance. Rheinmetall legte 2,2 Prozent zu, Renk kletterte nach starken Halbjahreszahlen um 2 Prozent. Der Clou: Renk-Chef Alexander Sagel denkt laut über einen "Plan B" nach – sollte Deutschland Exportstopps verhängen, könnten Panzergetriebe für Israel einfach über US-Werke geliefert werden.
Die Zahlen sprechen für sich: Renks Auftragsbestand erreichte mit 5,9 Milliarden Euro ein Rekordniveau, das operative Ergebnis sprang um 30 Prozent nach oben. Drei Viertel des Umsatzes stammen mittlerweile aus dem Militärgeschäft. Selbst die Porsche SE springt auf den Zug auf – die Holding des Porsche-Clans will künftig verstärkt in "dual-use-fähige Technologien" investieren, von Satellitenüberwachung bis Cybersecurity.
Es ist ein Paradigmenwechsel: Jahrelang gemiedene Rüstungsaktien werden salonfähig, während die einstigen ESG-Lieblinge aus dem Tech-Sektor unter Druck geraten.
Die stillen Gewinner: TUI und der Tourismusboom
Inmitten all der Turbulenzen gibt es auch Erfolgsstories. TUI überraschte mit einem Kurssprung von 8,4 Prozent. Der Grund: Die Margen im dritten Quartal explodierten förmlich, das bereinigte EBIT schoss um 38 Prozent nach oben. Hotels & Resorts sowie Kreuzfahrten brummen wie lange nicht mehr.
Es zeigt sich: Während die Welt über KI-Revolution und geopolitische Spannungen diskutiert, geben die Menschen ihr Geld für eines aus: Erlebnisse. Der Post-Corona-Nachholeffekt ist noch lange nicht verpufft. Wer auf die richtigen Freizeitaktien gesetzt hat, kann sich über satte Gewinne freuen.
Der Blick nach vorn zeigt gemischte Signale. Am Freitag treffen sich Trump und Putin in Alaska – die Märkte werden jeden Gesichtsausdruck analysieren. Parallel dazu laufen die Verhandlungen über Evotecs Toulouse-Verkauf auf Hochtouren, während sich die US-Berichtssaison ihrem Höhepunkt nähert. Besonders spannend: Nvidias Zahlen am 27. August, wo Analysten mit China-Umsätzen von bis zu 6 Milliarden Dollar rechnen.
Die große Frage bleibt: Erleben wir gerade nur eine Verschnaufpause in der Tech-Rally, oder deutet sich hier eine größere Rotation an? Die Zeichen mehren sich, dass Anleger verstärkt auf Substanz statt auf Versprechen setzen. In diesem Umfeld könnten ausgerechnet die lange verschmähten Old-Economy-Werte ihr Comeback feiern.
Bleiben Sie wachsam und denken Sie daran: Die besten Chancen entstehen oft dort, wo niemand hinschaut.
Mit aufmerksamen Grüßen,
Andreas Sommer
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