Die EZB macht weiterhin keine Anstalten ihre expansive Geldpolitik zu beenden. Das Auslaufen der Anleihekäufe ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Vor allem deutsche Banken werden es ab dem Jahr 2019 immer schwerer haben.
Es ist in der Tat schon 10 Jahre her, als die Welt in Angst vor Bankenpleiten mit einem riesigen Geldexperiment begann. Die Zinsen wurden deutlich gesenkt und einige Notenbanken begannen Assets am Markt aufzukaufen. Diese Schritt wurde nötig, da die Zinsen nicht nur am kurzen, sondern auch am langen Ende gesenkt werden sollten. Verbraucher und Firmen sollten auf diese Weise zu Investitionen und Ausgaben motiviert werden. Doch statt eines großen Schubes an Investitionen, wurden vor allem private und geschäftliche Spekulationen angeschoben. Immobilienpreise explodierten – vor allem in Ballungsgebieten – und riesige Aktienrückkaufprogramme sorgten für einen dauerhaften Flow an neuen Mitteln in den Aktienmarkt.
Doch die ultralockere Geldpolitik hat nicht nur das Spekulationsfieber angefacht. Es treten auch negative Auswirkungen auf das Bankengeschäft zu Tage, die vor allem das deutsche Bankensystem treffen wird. Doch warum gerade deutsche Banken betroffen sind, kann in nur einer Grafik ausgedrückt werden.
Deutsche Banken ab 2019 vor riesigen Problemen
Während zuletzt vor allem die Landesbanken wie die NordLB oder die HSH im Fokus von „Rettungsbemühungen“ standen, dürfte sich das Spektrum der notleidenden Banken ab dem Jahr 2019 ausweiten. Dabei wird es vor allem Banken treffen, die im klassischen Bankengeschäft aktiv sind. Einlagen und Kreditgeschäfte waren im Zuge der Finanzkrise vor 10 Jahren der Rettungsanker, der vielen Banken und Sparkassen die Möglichkeit gab die heiße Phase gut zu überstehen.
Doch nur 10 Jahre später, könnten vor allem diese Institute nun unter dauerhafter Ertragsschwäche leiden. Grund dafür ist die EZB-Politik. In den letzten Jahren wurden die langfristigen Zinsen auf ein Rekordtief gesenkt. Dabei traf es Deutschland am stärksten, denn deutsche Staatsanleihen galten in den letzten 10 Jahren als das sicherste Investment in der Europäischen Union. Doch genau diese Sicherheit senkte die Erträge der Anlageklasse, getrieben durch die aggressiven Aufkäufe der EZB auf das Rekordniveau von nahe- oder sogar unter Null. Warum ein solche Umfeld fatal ist, erklärt die folgende Grafik.
Ertragsquellen schwinden
In dieser Grafik sehen Sie, wie Banken im Kredit- und Einlagengeschäft ihr Geld verdienen.
In einer „normalen Zeit“, würden Anleger aus dem Sparsegment ein paar Stellen weniger Ertrag bekommen, als es für kurzfristiges Geld am Kapitalmarkt möglich ist. So verdienten die Banken bisher einen geringe Marge im Einlagengeschäft. Allerdings hat die EZB diese Marge ins negative gedrückt. Während Banken oftmals bereits Strafzinsen für Firmen in Rechnung stellen, werden Privatpersonen bisher eher verschont. Daher zahlen die Banken bei Anlagen auf Sparbüchern, Termingeldern und auch auf dem Girokonto oben drauf. Doch was ist mit den weiteren Ertragsquellen?
Auch Kredite werden mit Aufschlägen zum Kapitalmarkt üblichen Satz herausgegeben. Diese Marge ist der zweite wichtige Bestandteil des klassischen Bankengeschäfts. Auch die EZB-Politik ändert diese Ertragsquelle nicht direkt. Allerdings drücken die Konkurrenzsituation und die schwindenden Ertragschancen auch hier die ehemals auskömmlichen Margen immer weiter nach unten. Banken buhlen stark um das „sichere“ Kreditgeschäft und machen sich gegenseitig den Markt kaputt. Doch das ist noch nicht alles. Auch die dritte Ertragsmöglichkeit ist verschwunden.
Die sogenannte Fristentransformation, also die Finanzierung langfristiger Ausleihungen mit kurzfristigen Einlagen war schon immer ein gutes Geschäft. Banken konnten die Differenz zwischen kurzfristigen- und langfristigen Marktzinsen für sich vereinnahmen. Dafür trugen Sie das Risiko der Zinsänderung in den Büchern.
Diese Risiko existiert auch heute noch und dürfte höher den je sein. Allerdings existiert eben diese Fristentransformationserträge nicht mehr. Die Geldpolitik der EZB hat die Zinsstrukturkurve so verflacht, dass kaum noch Marge aus der Fristentransformation zu erzielen ist.
Damit haben wir eine besondere Situation erreicht. Die Finanzkrise liegt nun 10 Jahre zurück. Und so liegen auch die EZB-Maßnahmen mittlerweile 10 Jahre zurück. Ab Ende 2008, also vor 10 Jahren, senkte die EZB den Leitzins in Richtung Null. Und auch die langfristigen Zinsen verflachten sich nach 2008 deutlich. Doch warum wird es ab dem Jahr 2019 so kritisch?
Warum Banken auf der Kippe stehen
Üblicherweise sind viele Finanzierungen in Deutschland eher längerfristig festgeschrieben. Banken und Verbraucher hatten schon immer ein hohes Sicherheitsbedürfnis und schrieben Zinsen oftmals für 7 oder sogar 10 Jahre fest. Auch 15 jährige Zinsfestschreibungen kommen immer wieder vor. Doch vor allem der Bereich um 10 Jahre ist absolut üblich gewesen. Und genau diese letzten gut verzinsten Anlagen aus Bankensicht, und nichts anderes sind Kredite, werden nun endgültig aus den Bilanzen verschwinden. Die Ertragskraft aus dem Zinsgeschäft dürfte sich nun deutlich eintrüben. Eine erneute und vor allem breite Bankenkrise ist jederzeit denkbar.
Die Verzahnung der einzelnen Institute wurde seit dem Jahr 2009 nicht abgebaut, sondern ausgeweitet. Die Pleite einer Großbank wäre noch weniger verkraftbar, als es im Jahr 2009 der Fall war. Und auch die immer wieder diskutierten Megafusionen im Bankenbereich wären keine Lösung, sondern eine Verschärfung der Situation. Allerdings könnte man das Problem damit etwas aufschieben.
Die gute Nachricht ist, dass es nicht das erste Mal wäre, dass in die Zukunft verschobene Probleme im Kapitalismus auch gelöst werden können. Dennoch sollte man vor allem ab dem Jahr 2019 die Augen offen halten und die Bank der Wahl genau prüfen. Immerhin sind Einlagen aktuell nur bis 100.000 Euro durch den Staat gesichert. Und auch diese Zahl lässt sich über Nacht ändern.
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