Fed-Entscheidung bewegt Märkte weltweit

Die US-Notenbank senkt erstmals seit Dezember die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte. Während US-Aktien neue Rekorde feiern, zeigt sich der Dollar stark und europäische Märkte bleiben verhalten.

Kurz & knapp:
  • Fed senkt Zinsen auf 4,00 bis 4,25 Prozent
  • Wall Street erreicht neue Allzeithochs
  • Dollar-Index steigt auf 97,67 Punkte
  • Immobilienaktien mit deutlichen Gewinnen

Die globalen Finanzmärkte zeigten sich diese Woche von einer durchwachsenen Seite, nachdem die US-Notenbank erstmals seit Dezember die Zinsen senkte. Der erwartete Viertelpunkt-Schritt auf eine Spanne von 4,00 bis 4,25 Prozent sorgte für gemischte Reaktionen an den internationalen Börsen.

Aktienmärkte: Rekorde trotz verhaltener Aussichten

An der Wall Street feierten alle drei Hauptindizes neue Höchststände. Der Dow Jones kletterte um 0,37 Prozent auf 46.315 Punkte, der S&P 500 legte 0,49 Prozent auf 6.664 Punkte zu. Besonders stark präsentierte sich die Nasdaq mit einem Plus von 0,72 Prozent auf 22.631 Punkte.

Doch die Euphorie hat ihre Grenzen. „Der Markt war in den vergangenen Wochen ganz auf die Fed-Entscheidung fokussiert“, erklärt Michael Farr von Farr, Miller & Washington. „Es gab genug in der Entscheidung, um alle leicht enttäuscht, aber grundsätzlich zufrieden zu lassen.“

Die Notenbank hatte weniger aggressive Zinssenkungen signalisiert als von vielen erhofft. Jerome Powell betonte den datenabhängigen Ansatz und dämpfte Erwartungen einer schnellen Zinswende.

Währungsdrama: Dollar stark, Pfund schwach

Während US-Aktien feierten, sorgte der Devisenmarkt für Überraschungen. Der Dollar-Index stieg den dritten Tag in Folge um 0,33 Prozent auf 97,67 Punkte. „Was wir unseren Kunden sagen: Das ist nur eine Gegenbewegung“, so Marc Chandler von Bannockburn Forex.

Besonders unter Druck geriet das britische Pfund mit einem Minus von 0,64 Prozent auf 1,3467 Dollar. Auslöser waren drastisch gestiegene Staatsausgaben, die die ohnehin angespannte Haushaltslage weiter verschärften. „Trotz besserer Einzelhandelsdaten haben die schlechten Verschuldungszahlen die Schwierigkeiten von Finanzministerin Rachel Reeves verdeutlicht“, analysiert Jane Foley von der Rabobank.

Immobiliensektor: Hoffnung auf niedrigere Hypothekenzinsen

Eine der Gewinnerbranchen könnten Immobilienaktien werden. Der PHLX Housing Index sprang im laufenden Quartal bereits über 16 Prozent nach oben. DR Horton legte sogar mehr als 30 Prozent zu, KB Home und Toll Brothers jeweils über 20 Prozent.

„Wenn man die Hypothekenzinsen senken kann, haucht das dem Wohnungsmarkt vielleicht wieder etwas Leben ein“, hofft Jack Janasiewicz von Natixis Investment Managers. Die Mortgage Bankers Association meldete bereits einen Rückgang der 30-Jahres-Zinsen auf 6,39 Prozent.

Doch Vorsicht ist geboten: Die Fed-Zinsen beeinflussen Hypothekenzinsen nicht direkt. Diese orientieren sich eher an den Renditen 10-jähriger Staatsanleihen, die aktuell bei 4,1 Prozent notieren.

Europäische Märkte: Durchwachsene Bilanz

Europas Börsen zeigten sich weniger begeistert. Der STOXX 600 schloss praktisch unverändert, der deutsche DAX konnte von der Fed-Entscheidung kaum profitieren. Immerhin sorgten Technologieaktien für Aufhellung – sie wurden zum Wochengewinner mit einem Plus von 4,9 Prozent.

In London belasteten fiskalische Sorgen die Stimmung zusätzlich. Der FTSE 100 verlor 0,12 Prozent, nachdem Daten zeigten, dass Großbritanniens Neuverschuldung die offiziellen Prognosen deutlich übertroffen hatte.

Fed-Insider: Uneinigkeit über den Kurs

Besonders interessant war die erste Sitzung von Stephen Miran, dem neuen Fed-Gouverneur aus dem Trump-Lager. Er stimmte als einziger für eine größere Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte und prognostizierte weitere aggressive Schritte. „Ich sehe keine bedeutende Tarifsinflation und erwarte Disinflation durch die Grenzpolitik“, rechtfertigte er seine Position.

Unterstützung erhielt er von Minneapolis-Fed-Chef Neel Kashkari: „Ich glaube, das Risiko eines starken Anstiegs der Arbeitslosigkeit rechtfertigt weitere Maßnahmen zur Unterstützung des Arbeitsmarktes.“

Ausblick: Volatilität programmiert

Die kommenden Wochen dürften spannend werden. Mit der Berichtssaison im Oktober rücken Unternehmenszahlen in den Fokus. „Wir müssen sehen, ob sich Zölle tatsächlich in den Gewinnen niederschlagen“, warnt Analyst Farr.

Die Fed hat deutlich gemacht: Der Weg der Zinssenkungen wird holprig und datenabhängig. Für Anleger bedeutet das: Die Party an den Börsen könnte schneller vorbei sein als gedacht, sollten die Wirtschaftsdaten eine andere Sprache sprechen.

Über Felix Baarz 460 Artikel
Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.