Die globalen Finanzmärkte zeigten sich diese Woche von einer durchwachsenen Seite, nachdem die US-Notenbank erstmals seit Dezember die Zinsen senkte. Der erwartete Viertelpunkt-Schritt auf eine Spanne von 4,00 bis 4,25 Prozent sorgte für gemischte Reaktionen an den internationalen Börsen.
Aktienmärkte: Rekorde trotz verhaltener Aussichten
An der Wall Street feierten alle drei Hauptindizes neue Höchststände. Der Dow Jones kletterte um 0,37 Prozent auf 46.315 Punkte, der S&P 500 legte 0,49 Prozent auf 6.664 Punkte zu. Besonders stark präsentierte sich die Nasdaq mit einem Plus von 0,72 Prozent auf 22.631 Punkte.
Doch die Euphorie hat ihre Grenzen. „Der Markt war in den vergangenen Wochen ganz auf die Fed-Entscheidung fokussiert“, erklärt Michael Farr von Farr, Miller & Washington. „Es gab genug in der Entscheidung, um alle leicht enttäuscht, aber grundsätzlich zufrieden zu lassen.“
Die Notenbank hatte weniger aggressive Zinssenkungen signalisiert als von vielen erhofft. Jerome Powell betonte den datenabhängigen Ansatz und dämpfte Erwartungen einer schnellen Zinswende.
Währungsdrama: Dollar stark, Pfund schwach
Während US-Aktien feierten, sorgte der Devisenmarkt für Überraschungen. Der Dollar-Index stieg den dritten Tag in Folge um 0,33 Prozent auf 97,67 Punkte. „Was wir unseren Kunden sagen: Das ist nur eine Gegenbewegung“, so Marc Chandler von Bannockburn Forex.
Besonders unter Druck geriet das britische Pfund mit einem Minus von 0,64 Prozent auf 1,3467 Dollar. Auslöser waren drastisch gestiegene Staatsausgaben, die die ohnehin angespannte Haushaltslage weiter verschärften. „Trotz besserer Einzelhandelsdaten haben die schlechten Verschuldungszahlen die Schwierigkeiten von Finanzministerin Rachel Reeves verdeutlicht“, analysiert Jane Foley von der Rabobank.
Immobiliensektor: Hoffnung auf niedrigere Hypothekenzinsen
Eine der Gewinnerbranchen könnten Immobilienaktien werden. Der PHLX Housing Index sprang im laufenden Quartal bereits über 16 Prozent nach oben. DR Horton legte sogar mehr als 30 Prozent zu, KB Home und Toll Brothers jeweils über 20 Prozent.
„Wenn man die Hypothekenzinsen senken kann, haucht das dem Wohnungsmarkt vielleicht wieder etwas Leben ein“, hofft Jack Janasiewicz von Natixis Investment Managers. Die Mortgage Bankers Association meldete bereits einen Rückgang der 30-Jahres-Zinsen auf 6,39 Prozent.
Doch Vorsicht ist geboten: Die Fed-Zinsen beeinflussen Hypothekenzinsen nicht direkt. Diese orientieren sich eher an den Renditen 10-jähriger Staatsanleihen, die aktuell bei 4,1 Prozent notieren.
Europäische Märkte: Durchwachsene Bilanz
Europas Börsen zeigten sich weniger begeistert. Der STOXX 600 schloss praktisch unverändert, der deutsche DAX konnte von der Fed-Entscheidung kaum profitieren. Immerhin sorgten Technologieaktien für Aufhellung – sie wurden zum Wochengewinner mit einem Plus von 4,9 Prozent.
In London belasteten fiskalische Sorgen die Stimmung zusätzlich. Der FTSE 100 verlor 0,12 Prozent, nachdem Daten zeigten, dass Großbritanniens Neuverschuldung die offiziellen Prognosen deutlich übertroffen hatte.
Fed-Insider: Uneinigkeit über den Kurs
Besonders interessant war die erste Sitzung von Stephen Miran, dem neuen Fed-Gouverneur aus dem Trump-Lager. Er stimmte als einziger für eine größere Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte und prognostizierte weitere aggressive Schritte. „Ich sehe keine bedeutende Tarifsinflation und erwarte Disinflation durch die Grenzpolitik“, rechtfertigte er seine Position.
Unterstützung erhielt er von Minneapolis-Fed-Chef Neel Kashkari: „Ich glaube, das Risiko eines starken Anstiegs der Arbeitslosigkeit rechtfertigt weitere Maßnahmen zur Unterstützung des Arbeitsmarktes.“
Ausblick: Volatilität programmiert
Die kommenden Wochen dürften spannend werden. Mit der Berichtssaison im Oktober rücken Unternehmenszahlen in den Fokus. „Wir müssen sehen, ob sich Zölle tatsächlich in den Gewinnen niederschlagen“, warnt Analyst Farr.
Die Fed hat deutlich gemacht: Der Weg der Zinssenkungen wird holprig und datenabhängig. Für Anleger bedeutet das: Die Party an den Börsen könnte schneller vorbei sein als gedacht, sollten die Wirtschaftsdaten eine andere Sprache sprechen.