Die globalen Finanzmärkte durchleben eine Phase erhöhter Volatilität, in der sich schwache US-Arbeitsmarktdaten, Unsicherheiten über die Geldpolitik der Federal Reserve und Trumps aggressive Handelspolitik zu einem brisanten Mix verbinden. Während die Wall Street nach dem jüngsten Ausverkauf wieder Boden gut macht, stehen Währungen und internationale Märkte unter Druck.
US-Arbeitsmarkt sendet Warnsignale
Der US-Arbeitsmarkt zeigt deutliche Schwächezeichen, die weitreichende Konsequenzen für die Geldpolitik haben könnten. Mit nur 73.000 neu geschaffenen Stellen im Juli verfehlte der Arbeitsmarkt die Erwartungen drastisch. Besonders alarmierend sind die massiven Korrekturen der Vormonatsdaten: Die Beschäftigungszahlen für Mai und Juni wurden um insgesamt 258.000 Stellen nach unten revidiert.
Mary Daly von der San Francisco Fed bringt die Lage auf den Punkt: "Ich war bereit, noch einen Zyklus zu warten, aber ich kann nicht ewig warten." Die Fed-Vertreterin sieht zunehmend Belege für eine Abschwächung des Arbeitsmarkts und hält weitere Zinssenkungen für wahrscheinlicher als ursprünglich geplant. Möglicherweise seien sogar mehr als die zwei für dieses Jahr anvisierten Zinsschritte nötig.
Märkte setzen auf aggressive Fed-Lockerung
Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im September ist auf 84 Prozent gestiegen. Investoren preisen mittlerweile mindestens zwei Zinssenkungen um je 25 Basispunkte bis Jahresende ein, mit einer 40-prozentigen Chance auf einen dritten Schritt.
Diese Erwartungen trieben die US-Börsen am Montag zu den stärksten Tagesgewinnen seit Ende Mai. Der Dow Jones kletterte um 1,34 Prozent auf 44.173 Punkte, während der S&P 500 um 1,47 Prozent und der Nasdaq um beeindruckende 1,95 Prozent zulegten. "Das zeigt ein gesundes Zeichen von Leuten, die nach Gelegenheiten suchen, einzusteigen", kommentierte Mike Dickson von Horizon Investments die Erholung.
Trump verschärft Handelsdruck auf Indien
Parallel zu den geldpolitischen Unsicherheiten eskaliert Präsident Trump den Handelskonflikt mit Indien. Der Vorwurf: Neu-Delhi kaufe nicht nur massive Mengen russischen Öls, sondern verkaufe diese auf dem freien Markt mit erheblichen Gewinnen weiter. "Deshalb werde ich die von Indien an die USA zu zahlenden Zölle erheblich erhöhen", drohte Trump.
Indien weist die Vorwürfe als "ungerechtfertigt und unvernünftig" zurück und kündigt Gegenmaßnahmen an. Das Land importiert etwa 1,75 Millionen Barrel russisches Öl pro Tag und ist damit der größte Abnehmer russischer Seefrachtöl. Trotz der Regierungsrhetorik haben Indiens Hauptraffinerien bereits letzte Woche den Kauf russischen Öls pausiert, nachdem Trump mit hohen Zöllen gedroht hatte.
Dollar erholt sich nach schwerem Wochenausklang
Der Dollar zeigte sich am Montag stabilisiert, nachdem er am Freitag schwer unter Druck geraten war. Die Kombination aus schwachen Arbeitsmarktdaten, dem Rücktritt der Fed-Gouverneurin Adriana Kugler und Trumps Entlassung der Statistikchefin Erika McEntarfer hatte die Währung um über 2 Prozent gegenüber dem Yen und 1,5 Prozent gegen den Euro einbrechen lassen.
Gegen den Euro gewann der Greenback leicht auf 1,1568 Dollar zurück, während er gegenüber dem Schweizer Franken um 0,5 Prozent auf 0,8078 Franken anzog. Besonders der Franken steht unter Druck, nachdem Trump die Schweiz mit besonders hohen Zöllen belegt hatte.
Asiatische Märkte zeigen gemischte Signale
Während die Philippinen mit einer Jahresinflation von nur 0,9 Prozent im Juli den niedrigsten Wert seit Oktober 2019 verzeichneten, zeigt sich Japan in einer anderen Verfassung. Der japanische Dienstleistungssektor wuchs im Juli so stark wie seit fünf Monaten nicht mehr, getrieben von robuster Inlandsnachfrage.
Die Bank of Japan bereitet weitere Zinserhöhungen vor, sofern Wachstum und Inflation weiter im Rahmen der Schätzungen steigen. Allerdings zeigen sich die Währungshüter vorsichtig angesichts der Unsicherheiten um US-Handelszölle. "Die BOJ würde wahrscheinlich Zinserhöhungen vorerst pausieren lassen", zitieren die Sitzungsprotokolle ein Ratsmitglied, "sie muss aber auch flexibel reagieren".
Die Gemengelage aus schwächelnden US-Daten, aggressiver Handelspolitik und divergierenden internationalen Entwicklungen dürfte die Märkte auch in den kommenden Wochen beschäftigen. Investoren müssen sich auf anhaltende Volatilität einstellen, während die Zentralbanken ihre Politik an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen.