Fed-Kurs und Trump-Politik setzen Märkte unter Druck

Schwache US-Arbeitsmarktdaten und Eskalation im Handelsstreit mit Indien erhöhen die Volatilität an den globalen Märkten. Die Fed signalisiert weitere Zinssenkungen.

FALLBACK Aktie
Kurz & knapp:
  • US-Arbeitsmarkt mit enttäuschenden 73.000 neuen Stellen
  • Fed erwägt mehr Zinssenkungen als geplant
  • Trump droht Indien mit drastischen Zollerhöhungen
  • Dollar stabilisiert sich nach starken Verlusten

Die globalen Finanzmärkte durchleben eine Phase erhöhter Volatilität, in der sich schwache US-Arbeitsmarktdaten, Unsicherheiten über die Geldpolitik der Federal Reserve und Trumps aggressive Handelspolitik zu einem brisanten Mix verbinden. Während die Wall Street nach dem jüngsten Ausverkauf wieder Boden gut macht, stehen Währungen und internationale Märkte unter Druck.

US-Arbeitsmarkt sendet Warnsignale

Der US-Arbeitsmarkt zeigt deutliche Schwächezeichen, die weitreichende Konsequenzen für die Geldpolitik haben könnten. Mit nur 73.000 neu geschaffenen Stellen im Juli verfehlte der Arbeitsmarkt die Erwartungen drastisch. Besonders alarmierend sind die massiven Korrekturen der Vormonatsdaten: Die Beschäftigungszahlen für Mai und Juni wurden um insgesamt 258.000 Stellen nach unten revidiert.

Mary Daly von der San Francisco Fed bringt die Lage auf den Punkt: "Ich war bereit, noch einen Zyklus zu warten, aber ich kann nicht ewig warten." Die Fed-Vertreterin sieht zunehmend Belege für eine Abschwächung des Arbeitsmarkts und hält weitere Zinssenkungen für wahrscheinlicher als ursprünglich geplant. Möglicherweise seien sogar mehr als die zwei für dieses Jahr anvisierten Zinsschritte nötig.

Märkte setzen auf aggressive Fed-Lockerung

Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im September ist auf 84 Prozent gestiegen. Investoren preisen mittlerweile mindestens zwei Zinssenkungen um je 25 Basispunkte bis Jahresende ein, mit einer 40-prozentigen Chance auf einen dritten Schritt.

Diese Erwartungen trieben die US-Börsen am Montag zu den stärksten Tagesgewinnen seit Ende Mai. Der Dow Jones kletterte um 1,34 Prozent auf 44.173 Punkte, während der S&P 500 um 1,47 Prozent und der Nasdaq um beeindruckende 1,95 Prozent zulegten. "Das zeigt ein gesundes Zeichen von Leuten, die nach Gelegenheiten suchen, einzusteigen", kommentierte Mike Dickson von Horizon Investments die Erholung.

Trump verschärft Handelsdruck auf Indien

Parallel zu den geldpolitischen Unsicherheiten eskaliert Präsident Trump den Handelskonflikt mit Indien. Der Vorwurf: Neu-Delhi kaufe nicht nur massive Mengen russischen Öls, sondern verkaufe diese auf dem freien Markt mit erheblichen Gewinnen weiter. "Deshalb werde ich die von Indien an die USA zu zahlenden Zölle erheblich erhöhen", drohte Trump.

Indien weist die Vorwürfe als "ungerechtfertigt und unvernünftig" zurück und kündigt Gegenmaßnahmen an. Das Land importiert etwa 1,75 Millionen Barrel russisches Öl pro Tag und ist damit der größte Abnehmer russischer Seefrachtöl. Trotz der Regierungsrhetorik haben Indiens Hauptraffinerien bereits letzte Woche den Kauf russischen Öls pausiert, nachdem Trump mit hohen Zöllen gedroht hatte.

Dollar erholt sich nach schwerem Wochenausklang

Der Dollar zeigte sich am Montag stabilisiert, nachdem er am Freitag schwer unter Druck geraten war. Die Kombination aus schwachen Arbeitsmarktdaten, dem Rücktritt der Fed-Gouverneurin Adriana Kugler und Trumps Entlassung der Statistikchefin Erika McEntarfer hatte die Währung um über 2 Prozent gegenüber dem Yen und 1,5 Prozent gegen den Euro einbrechen lassen.

Gegen den Euro gewann der Greenback leicht auf 1,1568 Dollar zurück, während er gegenüber dem Schweizer Franken um 0,5 Prozent auf 0,8078 Franken anzog. Besonders der Franken steht unter Druck, nachdem Trump die Schweiz mit besonders hohen Zöllen belegt hatte.

Asiatische Märkte zeigen gemischte Signale

Während die Philippinen mit einer Jahresinflation von nur 0,9 Prozent im Juli den niedrigsten Wert seit Oktober 2019 verzeichneten, zeigt sich Japan in einer anderen Verfassung. Der japanische Dienstleistungssektor wuchs im Juli so stark wie seit fünf Monaten nicht mehr, getrieben von robuster Inlandsnachfrage.

Die Bank of Japan bereitet weitere Zinserhöhungen vor, sofern Wachstum und Inflation weiter im Rahmen der Schätzungen steigen. Allerdings zeigen sich die Währungshüter vorsichtig angesichts der Unsicherheiten um US-Handelszölle. "Die BOJ würde wahrscheinlich Zinserhöhungen vorerst pausieren lassen", zitieren die Sitzungsprotokolle ein Ratsmitglied, "sie muss aber auch flexibel reagieren".

Die Gemengelage aus schwächelnden US-Daten, aggressiver Handelspolitik und divergierenden internationalen Entwicklungen dürfte die Märkte auch in den kommenden Wochen beschäftigen. Investoren müssen sich auf anhaltende Volatilität einstellen, während die Zentralbanken ihre Politik an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen.

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Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.