Die US-Notenbank Fed zeigt sich angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheiten in Geduldsmodus. Während neue Handelszölle die Inflationsaussichten verkomplizieren, kämpft der US-Immobilienmarkt mit den Folgen hoher Zinsen – und selbst Top-Manager verdienen Rekordsummen trotz wirtschaftlicher Abkühlung.
Fed-Chefökonomen warnen vor voreiligen Zinsentscheidungen
Fed-Gouverneur Christopher Waller betonte in einem Bloomberg-Interview, dass die Auswirkungen der Trump’schen Zollpolitik erst im zweiten Halbjahr 2024 klar erkennbar sein werden. "Bis Juli werden wir nicht genug Daten haben, um fundierte Entscheidungen zu treffen", so Waller. Die Zentralbank stehe vor der schwierigen Aufgabe, zwischen möglicher Inflation und Wachstumsschwäche abzuwägen.
Cleveland-Fed-Präsidentin Beth Hammack pflichtete bei: "Wir müssen die Daten genau beobachten." Eine Zinsanpassung bereits beim Mai-Treffen schloss sie jedoch aus. Die Fed befindet sich in einem Dilemma – während höhere Zölle die Preise treiben, könnten sie gleichzeitig Wachstum und Beschäftigung dämpfen.
Immobilienmarkt zeigt erste Ermüdungserscheinungen
Die Auswirkungen der hohen Zinsen zeigen sich deutlich am US-Immobilienmarkt. Die Verkäufe bestehender Häuser fielen im März um 5,9% – stärker als erwartet. Lawrence Yun, Chefvolkswirt der National Association of Realtors, sieht die Hauptursache in den "Erschwinglichkeitsproblemen durch hohe Hypothekenzinsen".
Besorgniserregend: Der Bestand an Häusern stieg auf 1,33 Millionen, der höchste Stand seit der Finanzkrise 2007. Gleichzeitig benötigen Eigentümer immer länger, um ihre Immobilien zu verkaufen – durchschnittlich 36 Tage im März gegenüber 33 Tagen im Vorjahr.
CEO-Gehälter erreichen trotz Unsicherheiten Rekordhöhen
Inmitten dieser Unsicherheiten erreichten die Gehälter von US-Spitzenmanagern neue Rekordwerte. Die mediane Vergütung stieg um 7,5% auf 16,8 Millionen Dollar – weit über der 4%-Lohnsteigerung bei Durchschnittsarbeitern. Besonders auffällig: Axon-Chef Patrick Smith erhielt 2024 satte 164,5 Millionen Dollar, hauptsächlich in Aktienpaketen.
Experten wie Roy Saliba von ISS-Corporate warnen jedoch vor der Diskrepanz zwischen diesen Zahlen und der aktuellen Marktlage: "Diese Vergütungen spiegeln nicht die heutige Unsicherheit wider." Die Entscheidungen seien bereits vor Beginn der aktuellen Handelskonflikte gefallen.
Globale Auswirkungen der US-Politik
Die Fed ist nicht die einzige Zentralbank, die sich auf turbulente Zeiten einstellt. Die EZB plant laut Bloomberg-Berichten, ihre Strategie zu überdenken, um flexibler auf Preisschocks reagieren zu können. Gleichzeitig sieht der IMF in China Spielraum für weitere Konjunkturstimuli, warnt aber vor den anhaltenden Problemen im Immobiliensektor.
Die internationale Finanzwelt steht vor einer Phase erhöhter Volatilität. Während die Fed abwartet, könnten die kommenden Monate entscheidend sein – sowohl für die Geldpolitik als auch für die Stabilität der globalen Märkte.