Die Leitzins-Entscheidungen der Zentralbanken sind meistens unspektakulär. In den meisten Fällen vermutet der Markt eine Richtung die nicht enttäuscht wird. Auch an diesem Dezembertermin sollte es zu einer Zinserhöhung kommen. Doch es gibt dieses Mal viel mehr zu gewinnen oder verlieren für die Notenbanker.
Zinserhöhung oder nicht, das ist hier die Frage. Doch viel wichtiger ist die Frage ob es, vorausgesetzt es kommt zu einer Erhöhung, eventuell sogar die letzte sein wird. Eines kann man nämlich im Vorfeld der heutigen Entscheidung zum Leitzins um 20 Uhr sagen: Die Fed kann viel falsch machen.
Inflationsdaten werden sich entspannen
Der Aktienmarkt ist seit Anfang 2018 immer wieder nervös geworden. Immer mehr Wirtschaftsdaten deuten auf eine leichte Abkühlung der Wirtschaft hin. Der Ölpreis signalisiert bereits, dass sich die kommenden Daten zur Inflation deutlich entspannen werden. Der reale Druck die Zinsen zu erhöhen, sollte daher kaum noch vorhanden sein. Und auch der Immobilienmarkt kühlt sich bereits ab. Der NAHB-Hauspreisindex spricht bereits eine deutliche Sprache.
Außerdem haben die Notenbanken die sonst so liquiden Rentenmärkte ausgetrocknet und so zusätzliche Risiken geschaffen. Statt „normaler Volatilität“, mit der die Risikomodell der großen Marktteilnehmer noch klarkommen könnten, kommt es immer öfter zu echter Sprungvolatilität.
Als Sprungvolatilität bezeichne ich echte Ausreißer in der Kursstellung, die aus Sicht von Risikomodellen so selten sein sollte, dass wir diese normal gar nicht erleben sollten. Auch die gefürchteten Flashcrashs sind Ausprägungen davon.
Renditen deuten auf Zinspause
Auch die Renditen in Amerika deuten auf eine kommendes Ende der Zinserhöhungen. Während die Staatsanleihen im 10 Jahresbereich bei 2,80 % notieren, liegen die 2 jährigen Papiere bei 2,65 %. Der Unterschied ist in der Tat nur noch minimal. Doch damit nicht genug. Der 3-Monats-Libor etwa liegt bereits bei 2,80 %. Diese Art der Zinsstruktur ist nicht das erste Mal ein deutliches Warnzeichen für eine schwierige Lage an den Märkten. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed ein „weiter so“ kommunizieren wird, dürfte viel geringer sein als der Markt aktuell erwartet. Die Bedingungen für echte Überraschungen in den nächsten Monaten sind damit gegeben. Selbst Zinssenkungen im Jahr 2019 halte ich nicht mehr für ausgeschlossen. Denn eines sollte man immer im Hinterkopf haben: Der Kapitalmarkt beeinflusst die wirtschaftliche Entwicklung direkt. Aktien- und Rentenmärkte die einbrechen, sehen keine Rezessionen voraus, sondern erzeugen sie.
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Sicherlich haben Sie auch schon mal von dem „Vorlauf der Märkte“ gehört. Dabei wird eine Art Zukunftsblick unterstellt. Das Gegenteil ist allerdings der Fall. Es handelt sich nicht um einen Blick in die Zukunft, sondern um reale Gestaltung dieser. Und das ist der Grund, warum wir dichter an Zinssenkungen stehen könnten, als viele Marktteilnehmer sich das vorstellen können. Wir sind nur noch eine echte Korrektur der Märkte davon entfernt. Ob diese Korrektur kommen wird steht natürlich in den Sternen. Allerdings sind Diskussionen wie die über einen möglichen Shutdown sicherlich nicht gerade hilfreich.
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