Es ist nun schon ein paar Wochen her, als die Spitze des Federal Reserve System, Janet Yellen, das letzte Mal einen für die Wirtschaftswelt solch wichtigen Tag vor sich hatte. Dabei geht es nicht nur um die Zinsentscheidung für das Federal Reserve System an sich, nein – Janet Yellen wird gerade in der Pressekonferenz wohl deutlicher werden, als es zuletzt der Fall war.
Janet Yellen und der Zins
Noch befindet sich der Leitzins im Federal Reserve System weiterhin im historisch niedrigen Bereich. Es ist tatsächlich so, dass sich Janet Yellen in einer sonderbaren Situation befindet. Auf der einen Seite sind die makroökonomischen Rahmendaten auf dem Papier in jedem Falle ausreichend, um einen Zinsschritt zu rechtfertigen. Auf der anderen Seite ist die Ökonomische Realität etwas komplexer, als es ein Blick auf die Wirtschaftsstatistiken zeigt. Immer wenn ich mir Statistiken ansehe, lässt mein Querdenkerblick mich aufhorchen und sagt: Hüte dich vor dem Durchschnitt!
Hüte dich vor dem Durchschnitt
Natürlich steigen zuletzt Kennziffern wie die durchschnittlichen Stundenlöhne. Doch wer sagt mir, ob es nicht analog zur Vermögensverteilung eher ein Anstieg von einigen wenigen Löhnen ist, die sich am oberen Ende der Lohnskala befinden und so den Durchschnitt nach oben ziehen?
Auch bei den neu geschaffenen Stellen wird diese Frage relevant. Sind es vor allem Jobs im Niedriglohnsegment oder tatsächlich gut bezahlte Jobs für qualifizierte Arbeiter?
Diese Art der Fragen bleibt beim Blick auf makroökonomische Kennziffern zumeist unbeantwortet. Trotzdem sind Zinserhöhungen aktuell mehr als nur wahrscheinlich. Gerade im Jahr 2017 dürfte die Zinsentwicklung nach oben zeigen. Einzig externe Schocks oder unvorhergesehene Ereignisse, können Janet Yellen noch „stoppen“.
Federal Reserve System vs. Europäische Zentralbank
Für uns Europäer wird damit allerdings ein aufs andere Mal die Frage aufgeworfen, wann die EZB sich dem Druck, der durch den größten Währungsraum der Welt entsteht, beugen muss und die weiterhin andauernde ultralockere Geldpolitik beendet. Noch macht Mario Draghi keine Anstalten, die Rhetorik scharf zu ändern. Aber es gibt genügend Anhaltspunkte, dass spätestens nach der nächsten Zinserhöhung in Amerika damit zu rechnen ist. Damit dürfte auch in der Eurozone eine neue Realität aufkommen und der Zins am langen Ende dauerhaft die Nulllinie verlassen.
Der Ausblick
Sollten sie als Leser also eher im Zinsmarkt heimisch sein, können sie für Neuanlagen so langsam vorsichtig optimistisch auf die nächsten Monate schauen. Eventuell wird es schon im Jahr 2018 wieder möglich sein, zumindest am „langen Ende“ der Zinsstrukturkurve einen positiven Realzins zu erzielen.
https://trading-treff.de/wirtschaft/amerikanische-renditen-legen-zu