Continental hat schon zum zweiten Mal in diesem Jahr die Prognosen gesenkt. Damit setzte am gestrigen Handelstag eine massive Verkaufswelle in diesem DAX-Wert ein. Doch warum reagieren die Anleger darauf so extrem?
Allein gestern sorgte der Kursrutsch der Continental-Aktie für das „Verschwinden“ von fast 5 Milliarden Euro. Das Unternehmen verbilligte sich an der Börse damit um mehr als 13 Prozent. Doch die wichtigste Frage, die sich nach der erneuten Gewinnwarnung für Anleger stellt, ist vielmehr: Kühlt sich die Konjunktur ab? Und wenn ja, betrifft es nur die Automobilindustrie?
Die Anzeichen mehren sich
Die Börse weiß oftmals schon ein paar Monate vor den offiziellen Zahlen, wann die Zeiten schlechter werden. Dabei steht nicht nur Continental unter Druck. Auch die Aktie von Leoni zeigt bereits zu Beginn des Jahres eine extreme Schwäche. Diese war allerdings nicht auffällig, da der Gesamtmarkt zu dieser Zeit korrigierte. Allerdings konnte sich der Automobilzulieferer Leoni anders als der Gesamtmarkt nicht wieder erholen. Die Aktie notiert, auch durch die Gewinnwarnung von Conti, fast 50 Prozent unter dem Hoch aus Anfang 2018. Damit deuten sich weiterhin erste Probleme im bereits sehr weit fortgeschrittenen Konjunkturzyklus an.
Deutlich besser sieht es dagegen bei dem Zulieferer Hella aus. Der auf Lichtsysteme spezialisierte Konzern hält sich in dem aktuellen Umfeld erstaunlich gut. Daher kann man bisher nicht von eindeutigen Signalen aus dem Automobilbereich sprechen. Dennoch sollten Anleger den für die Weltwirtschaft und vor allem Deutschland so wichtigen Bereich im Auge behalten. Die Anzeichen von größeren Problemen im Sektor der Autobauer nehmen seit längerem zu. So titelten die DWN bereits im April, dass über Amerika eine Insolvenzwelle im Bereich der Autokredite rollen könnte.
Fazit zur Weltwirtschaft
Auch wenn es immer wahrscheinlicher wird, dass dieser Konjunkturzyklus in Richtung Ende läuft, so klar ist dennoch, dass vor allem Trumps aktuelle Maßnahmen in der Wirtschaft nachhallen. Die protektionistischen Maßnahmen wie Strafzölle werden zwar mittelfristig belastend wirken, stützen allerdings die Zuversicht vieler Amerikaner in den letzten Monaten. Sie sehen „America First“ durch Trumps Politik bestätigt und schauen daher oftmals zuversichtlicher in die Zukunft.
Eine Abkühlung der Weltwirtschaft in den nächsten Monaten ist dennoch sehr wahrscheinlich. Immerhin befindet sich die Zentralbank FED auf dem Kurs der Geldpolitischen Straffung. Sollte Trump die Unabhängigkeit der Notenbank respektieren (was keinesfalls sicher ist), so wird die FED ihr Ziel auch erreichen. Früher oder später gewinnt eine Notenbank den Kampf gegen eine sich überhitzende Wirtschaft. Der alte Börsenspruch „Don´t fight the FED“ wird seine Zähne zeigen und den aktuellen konjunkturellen Zyklus beenden. Und es wäre nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich, dass vor allem die Autobauer dann Probleme bekommen könnten.
VW, Daimler und BMW – Automobilindustrie vor einer großen Krise?