Die beiden führenden Index Anbieter S&P Dow Jones Indices und MSCI werden die Zusammensetzung ihrer Indices ändern. Klingt harmlos, ist es aber nicht, denn an diesen Indizes hängt viel Geld. Durch das passive investieren, werden infolge der Re-Klassifizierung des Global Industry Classification Standard (GICS), große Kapitalsummen mit einem Schlag betroffen sein. Auch die Verschiebung einzelner „Tech“ Unternehmungen in andere Sektoren, wird einige Implikationen mit sich bringen, Stichwort Regulierung.
GICS Re-Klassifizierung – Google, Facebook und Co betroffen
Betroffen von den Veränderungen sind der Telecommunication and Service Sektor, der eine breitere Basis erhält und umbenannt wird. Zukünftig wird der Sektor Communication Service heißen. In diesem umbenannten Sektor werden demnächst alle Unternehmungen zusammengefasst, die im Bereich Kommunikation, Medien Inhalte und Information tätig sind.
Von dieser Veränderung werden viele Unternehmungen betroffen sein, denn Unternehmungen aus folgende Sektoren sind davon betroffen:
- Telecommunication
- Media Industry Group
- Internet and Direct Marketing Retail Sub-Industry
- und einige Unternehmungen aus dem Information Technology Sector
Diese hier genannten Gruppen werden in den Communication Service Sector einfließen. Darüber hinaus werden Online Marcetplaces for Consumer Products and Services ab dem 28 September 2018 dem Consumer Discretionary Sector zugeordnet.
Folgende Unternehmen könnten von diesen Änderungen besonders betroffen sein: Facebook, Netflix, Alphabet, Twitter Inc, Snap Inc, Walt Disney Co, DISH Network Corp, AT&T Inc und Verizon Communication.
Beeinflussung von Billionen an Anlegergeldern
Diese Änderungen der GICS betrifft Billionen von Anlegergeldern und es wird interessant sein zu sehen, wie diese Re-Klassifizierung von den ETF Anbietern gemanagt wird. Verbleiben die Gelder in den einzelnen Sektor ETF´s könnte es zu Verwerfungen kommen. Das liegt daran, dass in den auf die Informationstechnologie laufenden ETF´s wesentlich mehr Kapital investiert ist, als im Telekommunikationssektor.
Durch die Neuordnung, wenn sie nicht ordentlich vonstatten geht, kann es passieren, dass ein großer Verkaufsdruck bei den betroffenen Aktien aufkommt. Allein bei iShares US sind 4,2 Mrd. USD im US Technology ETF (IYW) investiert. Im Gegensatz dazu sind im Telecommunication ETF nur 324 Mio. USD investiert.
Bezieht man diesen Umstand nun auf die Aktie von Facebook, die im IYW mit 7,45% gewichtet ist, erkennt man das Problem. Würde die Gewichtung von Facebook im neuen Communication Sektor gleichbleiben würde die in diese Aktie investierte Summe von ca. 300 Millionen USD auf ca. 24 Millionen USD abstürzen. Das bedeutet nichts anderes, als dass allein bei dem genannten ETF Aktien im Wert von fast 280 Millionen USD verkauft werden müssten. Soweit mit dem Worst Case Szenario.
Die Unternehmungen wie BlackRock oder Vanguard werden aufpassen, dass es nicht zu dem oben beschriebenen Verkaufsdruck kommen wird. Jedenfalls werden sie es versuchen.
Jedoch werden die von den starken Unternehmungen befreite Sektoren wie die Information Technology und deren Indizes an Attraktivität verlieren. Die bisherigen Gewinnbringer des Sektors werden herausgelöst, damit werden die Investoren auch den betroffenen ETF´s den Rücken zukehren, denn GOOGL, FB, EA, ATVI und TTWO stehen für ca. 20% des Information Technology Sector.
Eine weitere Sache, die die Re-Klassifizierung mit sich bringt, ist die Gefahr neuer Regulierung.
Re-Klassifizierung = Neue Regularien?
Die Regulierung der Unternehmungen des Technologie Sektors ist bisher immer so eine Sache gewesen und normalerweise, wenn eine kam, verpuffte diese recht wirkungslos. Doch die Zeiten gehen langsam aber sicher vorbei. In der EU gelten ab Ende Mai 2018 neue Datenschutz Bestimmungen (GDPR) und auch in den USA wurde schon vor dem Facebook „Skandal“ um die richtige Regulierung gerungen.
Die Bestrebungen in den USA könnten nun mit der Re-Klassifizierung auf fruchtbaren Boden stoßen, denn dem Kongress und dem Senat kann so die Lage besser verdeutlicht werden. Wieso sollte für Facebook eine andere Regulierung gelten, als es für den Rest des Sektors der Fall ist?
Ein weiterer Ansatzpunkt, der schnell übersehen wird: Bisher ist der US Technologie Sektor, der mit der geringsten Regulierung belegte innerhalb des Landes und wohl auch auf der Welt. Es kann gut sein, dass es den Unternehmungen wie Alphabet/Google, Facebook und Co genau so ergeht wie der Biotechnologie Branche. Deren Boom-Phase an den Börsen durch neue Regularien beendet wurde.
Es wird spannend zu sehen, was in den kommenden zwei Jahren an neuen Regularien für Facebook, Alphabet und Co eingeführt werden und wie ihre Gewinnentwicklung davon betroffen sein wird.
Am 28. September wird die Neuordnung der Indizes stattfinden! Ein Termin den man im Auge behalten sollte.
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Update: Die Umstellungen starten am 24.09.2018 mit dem Telekomunikations Sektor, in dem einige Tech Titel (Facebook, Google, etc.) aufgenommen werden, wie das Extra Magazin (ETF) berichtete und enden am 28.09.2018. Diese Umstellungen können große Mengen an Kapital bewegen und den Tech Sektor im Ganzen belasten.