Liebe Leserinnen und Leser,
als die Börsenglocke in New York am zweiten Weihnachtstag schloss, war eines klar: Selbst zwischen den Jahren schläft das Kapital nicht. Während die meisten Trader noch die Weihnachtsgans verdauen, sorgt Nvidia mit einem rätselhaften 20-Milliarden-Deal für Stirnrunzeln bei Analysten. Gleichzeitig schießen Silber, Gold und Platin auf Allzeithochs – und der japanische Yen kämpft gegen Interventionsdrohungen. Was auf den ersten blick wie eine ruhige Feiertagswoche aussah, entpuppt sich als Woche der großen Fragezeichen.
Der Deal, den niemand versteht
Nvidia zahlt angeblich 20 Milliarden Dollar in bar für eine nicht-exklusive Lizenz an Groqs Inferenz-Technologie. Klingt nach einem typischen Tech-Deal? Nicht ganz. Denn Nvidia erwirbt weder das Unternehmen selbst noch exklusive Rechte – sondern nur eine Lizenz und ein paar Führungskräfte, darunter Groq-Gründer Jonathan Ross, den Mann hinter Googles Tensor Processing Unit.
D.A. Davidson brachte es auf den Punkt: „Wir haben Schwierigkeiten, die Logik zu erkennen.“ Die Analysten stellen fest, dass Groqs aktuelle Chips nur 230 MB SRAM-Kapazität bieten – „unglaublich niedrig“ im Vergleich zu Nvidias HGX B300 mit 288 GB HBM3E pro Chip. Diese Speicherbegrenzung macht Groqs Technologie nur für einen kleinen Teil der Inferenz-Workloads geeignet, nicht aber für die kommenden Frontier-Modelle, die Terabytes an Speicher benötigen.
Ist es ein defensiver Schachzug? Ein technologischer Coup? Oder zahlt Nvidia einfach 20 Milliarden für Talent und potenzielle Konkurrenzabwehr? Die Analysten geben zu: „Wir sind geneigt, Jensen Huang das Vertrauen zu schenken.“ Die Nvidia-Aktie reagierte mit einem leichten Plus von 0,7 Prozent – die Anleger scheinen ähnlich ratlos, aber optimistisch.
BofA Securities sieht darin immerhin ein Signal: Nvidia erkennt an, dass GPUs zwar das Training dominieren, die schnelle Verlagerung hin zur Inferenz aber möglicherweise spezialisierte Chips erfordert. Rosenblatt wertet den Deal sogar als strategischen Gewinn, der Nvidias CUDA-Entwicklungstools auf Groqs Language Processing Units ausweiten könnte.
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Wenn Edelmetalle durchdrehen
Während Tech-Analysten grübeln, feiern Edelmetall-Trader Rekorde am laufenden Band. Silber durchbrach erstmals die 75-Dollar-Marke und legte um 3,8 Prozent zu. Gold kletterte auf 4.530 Dollar – ein neues Allzeithoch. Platin sprang um 5,8 Prozent auf 2.448 Dollar, ebenfalls Rekord. Selbst Palladium zog um 7 Prozent an.
Was treibt diese Rallye? Eine explosive Mischung aus dünner Liquidität zum Jahresende, Erwartungen weiterer US-Zinssenkungen, einem schwächelnden Dollar und aufflammenden geopolitischen Risiken. Kelvin Wong von OANDA sieht Gold in der ersten Hälfte 2026 auf dem Weg zur 5.000-Dollar-Marke, Silber könnte sogar 90 Dollar erreichen.
Besonders bemerkenswert: Silber hat 2025 bisher 158 Prozent zugelegt und übertrifft damit Golds ohnehin beeindruckende 72 Prozent deutlich. Strukturelle Defizite, die Einstufung als kritisches Mineral in den USA und robuste industrielle Nachfrage treiben den Preis. Gold verzeichnet sein stärkstes Jahr seit 1979 – getrieben von Fed-Lockerungen, geopolitischer Unsicherheit, starker Zentralbanknachfrage und anhaltender De-Dollarisierung.
Platin und Palladium, beide wichtig für Autokatalysatoren, profitieren von knappem Angebot, Zollunsicherheit und Rotation aus Gold-Investments. Platin legte 160 Prozent zu, Palladium über 90 Prozent seit Jahresbeginn.
Yen unter Druck trotz Zinserhöhung
Der japanische Yen schwächelte am Freitag weiter und notierte bei 156,44 zum Dollar – trotz der Zinserhöhung der Bank of Japan letzte Woche. Das Problem: Japans Regierung plant Rekordausgaben für das nächste Fiskaljahr, während die Inflation über dem 2-Prozent-Ziel der Notenbank bleibt.
BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda bekräftigte zwar die Bereitschaft zu weiteren Zinserhöhungen und betonte, dass die zugrundeliegende Inflation sich dem 2-Prozent-Ziel stetig annähert. Doch die expansive Fiskalpolitik konterkariert diese Bemühungen. Finanzministerin Satsuki Katayama schickte die bisher stärkste Warnung: Japan habe freie Hand bei übermäßigen Yen-Bewegungen – ein kaum verhüllter Hinweis auf mögliche Interventionen.
Der Yen hat sich von seinen jüngsten Tiefs erholt, bleibt aber unter Druck. Investoren preisen weiterhin zwei bis drei Fed-Zinssenkungen für 2026 ein, die erste möglicherweise im März. Der Dollar-Index stieg leicht auf 97,96, während der Euro um 0,04 Prozent auf 1,1782 Dollar zulegte.
Bitcoin im Niemandsland
Bitcoin bewegte sich am Freitag bei 88.288 Dollar – ein Plus von 0,5 Prozent, aber weit entfernt von den Höchstständen. Die Kryptowährung kämpft weiterhin mit der Frage, ob der aktuelle Rücksetzer eine Korrektur im Aufwärtstrend oder der Beginn einer längeren Schwächephase ist.
Die Funktionsweise bleibt unverändert: 21 Millionen Coins als Obergrenze, Proof-of-Work-Mining, Halbierung der Neuschöpfung alle vier Jahre. Doch die Volatilität macht Bitcoin zu einer heiklen Beimischung – geeignet nur für den chancenorientierten Teil des Portfolios und mit langem Anlagehorizont.
Für Anleger, die nicht selbst Wallets verwalten möchten, bieten börsengehandelte Produkte wie das 21shares Bitcoin Core ETP (CBTC) eine regulierte Alternative mit physischer Hinterlegung und niedrigen Gebühren von 0,10 Prozent jährlich. Doch auch hier gilt: Krypto-Investments sind hochvolatil und können zu erheblichen Verlusten bis hin zum Totalverlust führen.
Was bleibt
Drei Schlagzeilen, drei Fragezeichen: Nvidia kauft Technologie, die Analysten für begrenzt halten. Edelmetalle steigen auf Niveaus, die selbst optimistische Prognosen überraschen. Und der Yen schwächelt trotz Zinserhöhungen, während Interventionsdrohungen im Raum stehen.
Die kommenden Tage dürften dünn bleiben – viele Trader sind noch im Urlaubsmodus, die Liquidität niedrig. Doch genau in solchen Phasen können sich Trends verfestigen oder überraschend umkehren. Ob die „Santa Claus Rally“ – traditionell die letzten fünf Handelstage des Jahres plus die ersten beiden im Januar – diesmal kommt? Die Antwort gibt’s in wenigen Tagen.
Bis dahin: Genießt die Feiertage, behaltet die Märkte im Auge – und lasst euch von 20-Milliarden-Deals nicht die Ruhe rauben.
Beste Grüße und einen erfolgreichen Jahresausklang
Andreas Sommer


