Die globalen Finanzmärkte stehen vor tiefgreifenden Veränderungen. Während Präsident Trump mit Japan ein milliardenschweres Handelsabkommen geschlossen hat, kämpfen Zentralbanken weltweit mit neuen Herausforderungen – von klimabedingten Arbeitsmarktrisiken bis hin zu politischer Unsicherheit.
Japans teurer Handelsdeal setzt Yen unter Druck
Das überraschend angekündigte Handelsabkommen zwischen den USA und Japan bringt die Währungsmärkte in Bewegung. Trump verkündete eine "massive" Vereinbarung, die Japan zu Investitionen von 550 Milliarden Dollar in die USA verpflichtet – bei einem Zolltarif von 15 Prozent auf japanische Exporte. Der Dollar gab daraufhin gegen den Yen nach und handelte bei 146,65 Yen.
Die politische Krise in Japan verstärkt den Druck auf die Währung zusätzlich. Nach der Wahlschlappe von Ministerpräsident Ishiba steht die Regierung vor schwierigen Koalitionsverhandlungen. Opposition und Wähler fordern niedrigere Steuern und höhere Staatsausgaben – eine explosive Mischung für die ohnehin angespannte Haushaltslage.
Besonders brisant: Die Bank of Japan sitzt in der Zwickmühle. Während anhaltende Inflation über dem Zwei-Prozent-Ziel eigentlich Zinserhöhungen rechtfertigen würde, könnte politische Instabilität den Yen weiter schwächen und die Importkosten in die Höhe treiben. Experten erwarten bei einem Absturz unter 150 Yen je Dollar eine baldige Zinswende.
Klimarisiken bedrohen Arbeitsmarkt-Stabilität
Parallel warnt eine neue Studie der London School of Economics vor einem blinden Fleck der Geldpolitik: klimabedingte Arbeitsmarktschocks. Bis zu 1,2 Milliarden Beschäftigte in 182 Ländern sind gefährdet, da Hitze die Produktivität in Landwirtschaft und Baugewerbe drastisch senken könnte.
Die Herausforderung ist global ungleich verteilt. Während reiche Länder hauptsächlich unter dem Strukturwandel weg von umweltschädlichen Industrien leiden, drohen ärmeren Regionen physische Risiken wie Überschwemmungen und Dürren. Diese Divergenz könnte Arbeitsmärkte in Industrieländern weiter anspannen, während sie in Schwellenländern entspannt werden.
Nur 15 von 114 untersuchten Zentralbanken haben Beschäftigung explizit in ihrem Mandat verankert – darunter die Bank of England und die US-Notenbank. Dies könnte diesen Institutionen Spielraum für aktivere Maßnahmen gegen klimabedingte Arbeitsmarktrisiken geben.
Lohndruck in Europa lässt nach
Während Japan und die USA mit Handelsturbulenzen kämpfen, zeigt sich in Großbritannien eine andere Entwicklung: Die Lohnabschlüsse im Privatsektor stagnierten drei Monate in Folge bei drei Prozent. Nach einem Jahr lag die Rate noch bei 4,8 Prozent – ein deutlicher Rückgang.
"Nach historisch hohen Abschlüssen als Reaktion auf die Inflation sehen wir nun die Rückkehr zur Lohnzurückhaltung der Arbeitgeber", erklärt Sheila Attwood von Brightmine. Bei einer Inflationsrate von 3,6 Prozent bedeutet das reale Lohnverluste für viele Beschäftigte.
Die Situation spiegelt die komplexe Lage wider, in der sich Zentralbanken weltweit befinden. Während sie Inflationsrisiken im Blick behalten müssen, drohen gleichzeitig neue Schocks durch Handelskonflikte, Klimawandel und politische Unsicherheit ihre bisherigen Modelle zu sprengen.
Rohstoffmärkte signalisieren Trendwende
Ein weiterer Indikator für die sich verändernde Marktdynamik kommt vom Ölmarkt. Die wöchentlichen US-Rohölbestände sanken überraschend um 0,577 Millionen Barrel – ein drastischer Rückgang nach einem vorherigen Anstieg von 19,1 Millionen Barrel.
Diese unerwartete Nachfragestärke könnte die Ölpreise antreiben und zusätzlichen Inflationsdruck erzeugen. Für Zentralbanken bedeutet das eine weitere Variable in ihrer ohnehin komplexen Gleichung aus Wachstum, Preisstabilität und neuen globalen Risiken.
Die Märkte stehen vor einer Zeitenwende: Handelskonflikte, Klimarisiken und politische Instabilität zwingen Zentralbanken zu grundsätzlichen Überlegungen über ihre Rolle und Instrumente. Ob die bisherigen geldpolitischen Rezepte ausreichen, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.