Die globalen Märkte zeigen bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit trotz steigender Handelsspannungen. Während US-Präsident Donald Trump seine Zollpolitik verschärft, reagieren asiatische Länder mit strategischen Gegenmaßnahmen und Diversifizierungsstrategien. Die Börsen verzeichnen dennoch Rekordstände – ein Zeichen dafür, dass Investoren auf eine Beilegung der Konflikte setzen.
Asiatische Märkte bleiben stabil
Die asiatischen Aktienmärkte zeigen sich überraschend robust. Der MSCI Asia-Pacific Index außerhalb Japans erreichte sein höchstes Niveau seit Ende 2021, während die Wall Street erneut Rekordstände markierte. Diese Entwicklung unterstreicht die Anpassungsfähigkeit der Märkte an das neue Handelsumfeld.
Malaysia verzeichnete im zweiten Quartal ein Wirtschaftswachstum von 4,5 Prozent, was die Prognosen von 4,2 Prozent übertraf. Trotz schwächelnder Exporte stützen robuste Inlandsnachfrage und starke Bautätigkeit die Konjunktur. Allerdings warnen Analysten vor einer Verlangsamung, da Malaysia ohne Handelsabkommen bis zum 1. August einem 25-Prozent-Zoll auf seine US-Exporte gegenübersteht.
Diplomatische Bemühungen intensivieren sich
Indonesien konnte bereits erste Erfolge erzielen. Das Land handelte eine Reduzierung der geplanten US-Zölle von 32 auf 19 Prozent aus und verhandelt nun über weitere Ausnahmen für Palmöl und Nickel – Schlüsselexporte der größten Volkswirtschaft Südostasiens. Als Gegenleistung will Jakarta Boeing-Jets für die nationale Fluggesellschaft Garuda kaufen und US-Energieimporte steigern.
China signalisiert unterdessen Gesprächsbereitschaft. Handelsminister Wang Wentao betonte, dass beide Seiten aufeinander angewiesen seien und eine "erzwungene Entkopplung" unmöglich sei. Mit einem aktuellen Zollniveau von 53,6 Prozent auf chinesische Waren bleibt der Handelskonflikt jedoch angespannt. Peking hat bis zum 12. August Zeit, um eine Einigung mit Washington zu erzielen.
Diversifizierungsstrategien gewinnen an Bedeutung
Kanada treibt die Diversifizierung seiner Handelsbeziehungen voran. Handelsminister Maninder Sidhu bestätigte Gespräche mit dem südamerikanischen Mercosur-Block sowie verstärkte Bemühungen um Abkommen mit ASEAN-Ländern. Die kanadischen Exporte in die USA sanken im Mai auf 68 Prozent der Gesamtausfuhren – den niedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen.
Diese Entwicklung spiegelt einen globalen Trend wider: Unternehmen und Regierungen suchen aktiv nach Alternativen zu traditionellen Handelspartnern. Die Strategie der Risikominimierung durch geografische Streuung gewinnt an Momentum.
Politische Risiken belasten Japan
Während andere asiatische Märkte florieren, kämpft Japan mit innenpolitischen Unsicherheiten. Vor der Oberhauswahl am Sonntag verlor der Yen an Wert und notierte bei 148,54 je Dollar. Premierminister Shigeru Ishiba könnte seine Mehrheit verlieren, was die Verhandlungsposition gegenüber den USA schwächen würde.
Die anhaltend hohe Inflation – trotz einer Verlangsamung im Juni blieb sie über dem Zwei-Prozent-Ziel der Zentralbank – belastet Ishiba zusätzlich. Die steigenden Lebenshaltungskosten, einschließlich der explodierenden Reispreise, sorgen für Unmut in der Bevölkerung.
Märkte setzen auf Entspannung
Trotz der Handelsspannungen bleiben die Investoren optimistisch. Netflix übertraf die Gewinnerwartungen für das zweite Quartal, auch dank eines schwächeren Dollars, der Exporteuren zugutekommt. Der schwächelnde Dollar könnte amerikanischen Unternehmen helfen, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.
Die Ölpreise stiegen nach Drohnenangriffen auf irakische Ölfelder um einen Dollar, was die anhaltenden geopolitischen Risiken unterstreicht. Gold hingegen konnte sich nicht von den Handelsturbulenzen profitieren und verzeichnete wöchentliche Verluste.
Ausblick: Verhandlungen entscheiden über Marktrichtung
Die kommenden Wochen werden entscheidend für die globale Handelspolitik. Mit mehreren Fristen bis Anfang August stehen kritische Verhandlungen an. Die Märkte preisen bereits eine teilweise Entspannung ein, wie die anhaltenden Rekordstände zeigen.
Die Anpassungsfähigkeit der asiatischen Volkswirtschaften an das neue Handelsumfeld wird zum Schlüsselfaktor für die globale Konjunktur. Während einige Länder wie Indonesien bereits erste Erfolge erzielen, stehen andere vor schwierigen Verhandlungen. Die Diversifizierungsstrategien könnten langfristig zu einer multipolareren Weltwirtschaft führen – unabhängig vom Ausgang der aktuellen Handelskonflikte.