Die globalen Finanzmärkte zeigen sich dieser Tage als Spiegelbild der zunehmenden Handelsspannungen. Während sich erste Anzeichen einer möglichen Deeskalation im US-China-Handelsstreit abzeichnen, dokumentiert die jüngste Fed-Studie bereits deutliche wirtschaftliche Verwerfungen durch die Zollpolitik der Trump-Administration.
Börsen jubeln über Entspannungssignale
An den US-Börden ging es am Mittwoch kräftig nach oben: Der Dow Jones legte 1,09% auf 39.612 Punkte zu, der S&P 500 sprang um 1,73% und der Nasdaq sogar um 2,79%. Auslöser waren Äußerungen von Finanzminister Scott Bessent, der die aktuellen Strafzölle zwischen den USA und China als "nicht nachhaltig" bezeichnete. "Es scheint Licht am Ende des Tunnels zu geben", kommentierte Peter Cardillo von Spartan Capital Securities die Entwicklung.
Besonders auffällig: Tesla-Aktien schossen trotz enttäuschender Quartalszahlen um 8,1% nach oben, nachdem Elon Musk angekündigt hatte, sich künftig stärker auf sein Unternehmen zu konzentrieren. Boeing profitierte mit einem Plus von 6,6% von einem geringeren Verlust als erwartet.
Fed warnt vor wirtschaftlichen Folgen
Ganz anders tönt es aus dem aktuellen Beige Book der US-Notenbank. "Die wirtschaftliche Aussicht hat sich in mehreren Distrikten erheblich verschlechtert", heißt es in dem Bericht, der auf Daten bis zum 14. April basiert. Als Hauptgrund wird die "allgegenwärtige Unsicherheit" rund um die Zollpolitik genannt.
Konkrete Auswirkungen zeigen sich bereits:
- Unternehmen berichten von täglich wechselnden Preisen bei Lieferanten
- Investitionsentscheidungen werden verschoben
- Erste Anzeichen für bevorstehende Entlassungen mehren sich
- Verbraucherpreise steigen spürbar
"Flach" beschreibt die Fed die Wirtschaftslage in Cleveland, während in Richmond von "chaotischen" Bedingungen die Rede ist. Ein Kaffeeröster meldet historische Kostensteigerungen, ein Stahlverarbeiter klagt über Planungsunsicherheit.
Währungs- und Rohstoffmärkte unter Druck
Die Unsicherheit schlägt sich auch auf anderen Märkten nieder:
- Der Dollar-Index stieg um 0,32% auf 99,88 Punkte
- Der Euro verlor 0,88% auf 1,1319 US-Dollar
- Gold als klassischer Sicherheitshafen fiel um 3% auf 3.281,60 Dollar je Unze
- Ölpreise gaben nach: US-Rohöl verlor 2,2% auf 62,27 Dollar
Kenneth Griffin, Chef des Hedgefonds Citadel, warnte vor möglichen Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit US-amerikanischer Staatsanleihen. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen blieb mit 4,389% nahezu unverändert.
Internationale Reaktionen und Ausblick
Während die EU mit Gegenmaßnahmen droht, falls bis zum 9. Juli keine Einigung erzielt wird, zeigt sich Großbritanniens Finanzministerin Rachel Reeves gelassen: "Wir werden kein Abkommen überstürzen", betonte sie in Washington. Die Bank of England warnt indes vor Wachstumsrisiken durch die Handelskonflikte.
Finanzminister Bessent rechnet mit Klarheit über die endgültige Zollhöhe bis zum dritten Quartal. Bis dahin dürften die Märkte weiterhin auf jedes Signal aus Washington reagieren – sei es mit Erleichterungsrallys oder neuen Verlusten. Die Fed hat bereits signalisiert, ihre Zinspolitik an die sich wandelnden Bedingungen anzupassen, sobald sich der Staub der Handelskonflikte gelegt hat.