Immer mehr Hedgefonds schließen – Welche Auswirkungen sind denkbar?

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass immer mehr Hedgefonds die Türen für immer schließen. Eine Branche die Jahre lang als Aushängeschild der Finanzindustrie gefeiert wurde, stößt an ihre Grenzen. Welche Auswirkungen kann dieser Trend haben?

 

Die schlechte Performance ist schon lange ein Thema in den Hedgefonds. Erst war es der Mangel an Volatilität, dann der Vergleich mit passiven Produkten und nun auch noch der Mangel an Liquidität durch die Interventionen der Notenbanken. Aber egal was die Investoren zum Abzug ihrer Gelder bringt (Auch das Handelsblatt berichtet darüber), es ist ein Trend der sich fortsetzen könnte.

Sichtbar wird das desinvestieren auch durch freiwillige Auszahlungen und die Schließung einiger Hedgefonds. Immer mehr Manager trauen sich in diesem Marktumfeld nicht zu dauerhafte Renditen zu erzielen. Doch was bedeutet ein solcher Abzug von Geldern aus eine Branche, die komplex und oftmals kreditfinanziert ist?

 

Marktverwerfungen bleiben wahrscheinlich

 

Erste Auswirkungen des Desinvestment-Trends konnten wir bereits ab Anfang 2018 sehen. Die Märkte verhalten sich oftmals völlig unberechenbar und ruckartig. Vor allem an den Terminmärkten kommt es regelmäßig zu Ereignissen, die mathematisch extrem unwahrscheinlich sind. Nicht ohne Grund betont Philippe Jabre, ebenfalls ein Manager der einige Hedgefonds schließt, dass der Markt immer schwerer zu prognostizieren ist. Der Einsatz von Technologie löst den klassischen Investor immer mehr ab.

Märkte werden immer irrationaler in einer Zeit, in der die Zentralbanken den Aktien- und Rentenmärkten viel Liquidität entzogen haben. Trends können gnadenlos und gegen jede Vorstellung von Investoren verlaufen. Mit wirtschaftlicher Realität hat das nicht mehr viel zu tun.

Natürlich waren Kapitalmärkte noch nie dauerhaft logisch, doch der Trend des Hedgefonds-Sterbens zeigt deutlich auf, dass fähige Köpfe die viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, erfolgreich an den Märkten agieren konnten nun an ihre Grenzen stoßen. Dabei ist das Schließen einiger Hedgefonds etwas völlig anderes als das eines offenen Investmentfonds. Immerhin sind viele diese Kapitalgiganten zusätzlich gehebelt unterwegs. Ob nun durch die Marginanforderung der Terminbörsen oder durch zusätzliche Kredite – Das investierte Volumen eines Hedgefonds kann das eingelegte Geld um ein vielfaches übersteigen. Zusätzlich zu den großen Volumina die oftmals bewegt werden, investieren viele Hedgefonds auch in wenig liquide Märkte. Diese müssen durch die Tendenz zur Auflösung ebenfalls mit deutlichen Verwerfungen rechnen.

Fazit – Die Gefahr von Sigma Ereignissen wächst

 

Allein dieser Umstand zeigt auf, dass die Gefahr von Ereignissen die sehr selten sind wächst. Mathematiker umschreiben diese Dinge mit dem Begriff Sigma. Ein sogenanntes 4-Sigma-Ereignis etwa sollte nur einmal in mehr als 100 Jahren vorkommen. Ein 5-Sigma-Ereignis ist dagegen schon völlig unwahrscheinlich. Nähere Informationen zum 5-Sigma finden Sie hier.

Allerdings zeigt schon die Geschichte der letzten Jahre, dass die Märkte sich nicht an diese Theorien halten wollen. Und ein Absterben der großen Hedgefonds, die auch für Marktliquidität und Meinungsvielfalt sorgten könnte diesen Zustand nochmals verschlimmern. Immerhin steigt dadurch die Dominanz der passiven Investments nochmals deutlich an. Und genau dieser Trend zu passiven Investments erschafft dann zusätzliche Gefahren. Aber das ist eine andere Geschichte.

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