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Inflation in der Türkei – lässt sie sich stoppen?

Die Frage der Inflationsbekämpfung ist seit langer Zeit ein Thema unter Volkswirten, Wissenschaftlern und Politikern. Die Rezepte der Lehrbücher sind größtenteils bekannt. Doch sind diese Rezepte für die Türkei scheinbar keine Option.

 

Recep Tayyip Erdoğan machte seine Haltung zu Zinsen bereits mehr als einmal deutlich. In der Vergangenheit machte er immer wieder klar, dass er nicht nur die Inflation bekämpfen will, sondern auch den hohen Zins. Doch existiert an dieser Stelle ein deutlicher Interessenskonflikt.

 

Zinsen und Inflation bekämpfen

Ökonomen dürften sich einig sein – Erdogans Plan beide Elemente zur selben Zeit zu bekämpfen ist ein schwieriges Unterfangen. Es ist allgemein anerkannt, dass die Erhöhung von Zinsen die Inflationsrate dämpfen kann. Dieser Umstand erklärt sich mit dem Mangel an Investitionsfreude bei hohen Zinsen und der damit eingebremsten wirtschaftlichen Aktivität. Zusätzlich sollten erhöhte Zinsen nicht nur die direkte Preissteigerungen bremsen, sondern gegebenenfalls durch einen Zinsvorteil die Währung des Landes stützen. Auch eine starke Währung würde vor allem die importierte Inflation bremsen und die Verbraucher vor weiter steigenden Preisen stützen. Doch lassen sich beide gewünschten Ziele von Erdoğan so nicht gleichzeitig erreichen – oder doch?

 

Fallende Zinsen und sinkende Inflation

Eine Möglichkeit beide Ziele in Einklang zu bringen gäbe es allerdings. Diese Variante ist eher unüblich und schwer durchsetzbar. Allerdings dürfte diese Lösung in der Türkei aufgrund der Machtstruktur machbar sein. So könnte der türkische Präsident die Geldmengenausweitung durch Neukredite und so die Giralgeldschöpfung an den Zinssatz koppeln. Je tiefer der Zins, desto weniger Neukreditvergabe sollte den Banken erlaubt sein. Auf den ersten Blick klingt diese Idee wohl ein wenig widersprüchlich. Allerdings wäre es in der Tat so, dass eine Zinssenkung in dem Falle keine weitere Abwertung des Türkischen Lira zur Folge hätte. Immerhin wäre die Reduzierung der Neukreditvergabe ein Element, welches die Inflation in Schach halten kann.

Das dieser Vorschlag denkbar ist zeigt ein bekanntes Beispiel in der Wirtschaft – Japan. Japan kämpft seit langem mit sehr tiefen Inflationsraten. Besonders interessant an diesem Umstand ist, dass Japan über Jahre in einer Nullzinspolitik gefangen war. Die einheimische Währung Yen galt trotzdem über Jahre als eine der stärksten Währungen der Welt. Dieser Umstand passte nicht zur Zinsdifferenz zwischen Yen und anderen Währungsräumen, allerdings war das substanzielle Geldmengenwachstum aus der Giralgeldschöpfung gebremst und machten die Währung daher attraktiv und stark. Auch die japanische Zentralbank selbst konnte diesen Zustand nicht durchbrechen. Ähnlich wie bei der EZB heute, bedeutete die Schaffung von mehr Zentralbankgeld nicht zwingend Inflation.

 

Auch die Türkei könnte beide Ziele erreichen

Damit stellt sich die Frage ob die Türkei gegen die allgemeine Auffassung dennoch beide Ziele, die auf den ersten Blick im direkten Konflikt stehen, erreichen könnte. Die Verbindung des Leitzins mit der Geldmengenexpansion könnte Erdoğan in die Lage versetzen, sowohl Inflation wie auch Zinssätze zu reduzieren. Gleichzeitig könnte die Türkische Lira sich durchaus erholen. Allerdings sind mögliche Auswirkungen auf die türkische Wirtschaft nur schwer absehbar. Eine Unterversorgung mit Geld würde Neuinvestitionen bremsen. Auf diese Weise würde man zwar zwei oder drei Baustellen versorgen, allerdings auch neue erschaffen. Ob die gleichzeitige Beseitigung von Inflation und Zins wirklich wünschenswert ist bleibt im Raum stehen. Allerdings werden die nächsten Wochen in jedem falle spannend und wir werden sehen, ob der türkische Präsident die Lira stabilisieren und die Inflation bekämpfen kann.

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