Liebe Leserinnen und Leser,
was für ein Mittwoch! Während die Anleger gespannt auf Jackson Hole blicken, wo sich morgen die Notenbanker treffen, brennt es lichterloh im Tech-Sektor. Die Kurse purzeln, die Nervosität steigt – und plötzlich mischt sich auch noch die US-Politik massiv ins Geschäft der Chipkonzerne ein. Dazu kommt: Bitcoin rutscht unter die psychologisch wichtige 113.000-Dollar-Marke, und bei den deutschen Rüstungswerten herrscht nach dem Washington-Gipfel weiter dicke Luft.
Tech-Aktien im freien Fall: Wenn aus Liebe Angst wird
Die Palantir-Aktie erlebt gerade ihre dunkelste Stunde seit Monaten. Sage und schreibe sechs Verlusttage in Folge – das gab’s zuletzt im Frühjahr 2023. Gestern sackte der Kurs um über acht Prozent auf 145 Dollar ab, die Verluste der vergangenen Woche summieren sich auf brutale 20 Prozent.
Was ist da los? Die Antwort liegt nicht bei Palantir selbst, sondern in einer toxischen Mischung aus überhitzten Bewertungen und wachsenden Zweifeln an der KI-Story. Der Auslöser kam ausgerechnet von OpenAI-Chef Sam Altman höchstpersönlich, der vor einer Überbewertung im Sektor warnte. Das sitzt. Wenn selbst die Hohepriester der KI-Revolution zur Vorsicht mahnen, werden Anleger hellhörig.
Dabei trifft es nicht nur Palantir. Der gesamte Tech-Sektor ächzt unter Gewinnmitnahmen. Nach dem spektakulären Höhenflug der vergangenen Monate nutzen viele Investoren die noch hohen Kurse zum Ausstieg. Ein klassisches Muster: Erst feiert die Börse eine Technologie als Heilsbringer, dann folgt die Ernüchterung. Die Frage ist nur: Ist das eine gesunde Korrektur oder der Beginn eines längeren Abschwungs?
Intel-Drama: Wenn der Staat zum Aktionär wird
Noch dramatischer geht es bei Intel zu. Der einstige Chip-König, der seine Krone längst an Taiwan Semiconductor und Nvidia abgeben musste, könnte bald einen neuen Großaktionär bekommen: die US-Regierung.
Commerce Secretary Howard Lutnick prüft ernsthaft, die milliardenschweren Subventionen aus dem CHIPS Act nicht einfach zu verschenken, sondern in Unternehmensanteile umzuwandeln. Bernie Sanders, der linke Senator aus Vermont, applaudiert bereits. Seine Logik: Wenn der Steuerzahler schon 10,9 Milliarden Dollar in Intel pumpt, sollte er auch am Erfolg beteiligt werden.
Das klingt nach Sozialismus? Vielleicht. Aber es zeigt vor allem, wie verzweifelt die Situation bei Intel ist. Der Konzern braucht dringend Geld für den Ausbau seiner Fertigungskapazitäten, hat aber gleichzeitig den Anschluss an die KI-Revolution verpasst. Die Aktie notiert bei mageren 25 Dollar – ein Bruchteil dessen, was Nvidia-Papiere kosten.
Parallel dazu sucht Intel händeringend nach privaten Investoren, die bereit sind, zu einem Discount einzusteigen. Nach der 2-Milliarden-Spritze von SoftBank am Montag laufen die Gespräche auf Hochtouren. Das Problem: Je mehr Anteile Intel ausgibt, desto stärker verwässern die bestehenden Aktionäre. Ein Teufelskreis.
Bitcoin taucht ab: Die 113.000-Dollar-Marke wackelt
Auch am Kryptomarkt herrscht Katerstimmung. Bitcoin ist auf ein Zwei-Wochen-Tief gefallen und kratzt gefährlich an der 113.000-Dollar-Marke. Seit dem Rekordhoch bei über 124.000 Dollar vergangene Woche ging es um satte zehn Prozent bergab.
Die Gründe? Ein ganzer Cocktail an Unsicherheiten. Die Märkte warten nervös auf Signale von Fed-Chef Jerome Powell in Jackson Hole. Wird er die Zinssenkungshoffnungen bestätigen oder dämpfen? Dazu kommen massive Abflüsse aus den Bitcoin-ETFs: Allein gestern zogen Anleger über eine halbe Milliarde Dollar ab. Das ist der höchste Tageswert seit Wochen.
Interessant ist allerdings, was in China passiert. Peking denkt ernsthaft über Yuan-gedeckte Stablecoins nach – ein radikaler Schwenk für ein Land, das Kryptowährungen bisher mit spitzen Fingern anfasste. Der Staatsrat könnte noch diesen Monat grünes Licht geben. Das Ziel: Den digitalen Yuan zur globalen Währung machen und dem Dollar-dominierten Kryptomarkt Konkurrenz machen.
Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Palantir?
Christopher Waller von der Fed sieht das gelassen. Er glaubt sogar, dass Dollar-Stablecoins die Dominanz der US-Währung stärken könnten. Ein bemerkenswerter Sinneswandel bei den Notenbankern, die Krypto lange als Teufelszeug betrachteten.
Deutsche Unternehmen im Strudel
Der Tech-Ausverkauf trifft auch deutsche Werte mit voller Wucht. SAP verliert 1,3 Prozent, Infineon 1,6 Prozent. Besonders hart erwischt es Siemens Energy mit einem Minus von fast drei Prozent – das Unternehmen gilt als KI-Infrastruktur-Play und leidet entsprechend unter der Tech-Skepsis.
Bei Porsche bahnt sich derweil ein Desaster an. Der Sportwagenbauer will seine Batterie-Tochter Cellforce weitgehend abwickeln. 200 Jobs stehen auf dem Spiel, 295 Millionen Euro Abschreibungen drohen. Oliver Blume wollte Porsche zum Elektro-Vorreiter machen – jetzt investiert er wieder in Verbrennungsmotoren. Die E-Mobilität entpuppt sich als teurer Irrweg.
Novo Nordisk kämpft an anderer Front. Der Abnehm-Gigant hat einen weltweiten Einstellungsstopp verhängt. Wegovy läuft nicht mehr wie geschmiert, die Konkurrenz von Eli Lilly drückt auf die Margen. Die Aktie hat seit Juli 30 Prozent verloren – und ein Ende ist nicht in Sicht.
Rheinmetall und die Friedensdividende
Die Rüstungsaktien bleiben im Würgegriff der Friedenshoffnungen. Rheinmetall verliert weitere 0,7 Prozent, Renk sogar 1,4 Prozent. Die von Trump initiierten Gespräche über eine Ukraine-Lösung verunsichern die Anleger.
Dabei ist die Lage paradox: Die Auftragsbücher sind proppenvoll, die NATO-Staaten rüsten auf wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. Doch die Börse preist bereits ein Ende des Ukraine-Konflikts ein. Sollte es tatsächlich zu einem Waffenstillstand kommen, dürften die Kurse weiter unter Druck geraten. Langfristig bleiben die Fundamentaldaten aber intakt – geopolitische Spannungen verschwinden nicht über Nacht.
Was die Woche noch bringt
Der Mittwoch neigt sich dem Ende zu, doch die spannendsten Stunden stehen noch bevor. Heute Nachmittag kommen die Fed-Protokolle, morgen startet Jackson Hole, und am Freitag spricht Powell. Seine Worte werden darüber entscheiden, ob die Tech-Korrektur zur Krise wird oder sich die Märkte wieder fangen.
Die große Frage bleibt: Erleben wir gerade nur eine überfällige Atempause nach der Rally? Oder ist das der Beginn einer größeren Rotation – raus aus überteuerten Tech-Werten, rein in unterbewertete Sektoren? Die Signale sind widersprüchlich. Fest steht nur: Die ruhigen Sommertage sind vorbei. Die Volatilität ist zurück, und sie wird uns wohl noch eine Weile begleiten.
Bleiben Sie wachsam – und lassen Sie sich nicht von den wilden Kursschwankungen aus der Ruhe bringen. Manchmal sind es gerade die turbulenten Phasen, in denen sich die besten Chancen auftun.
Mit analytischen Grüßen aus der Börsenredaktion,
Andreas Sommer
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