Liebe Leserinnen und Leser,
stellen Sie sich vor, die US-Regierung würde plötzlich zum Großaktionär bei einem der wichtigsten Tech-Konzerne des Landes. Genau das ist gestern bei Intel passiert – und die Börse feierte erstmal. Doch während Washington seine Chipkarten neu mischt, sorgt Tesla mit einer paradoxen Preiserhöhung für Kopfschütteln und der Kryptomarkt zeigt, wie schnell aus einem Höhenflug eine Bruchlandung werden kann. Zeit für einen genauen Blick auf die Märkte, die uns dieses Wochenende besonders beschäftigen.
Intel: Uncle Sam greift zu – aber reicht das?
9,9 Prozent an Intel für 8,9 Milliarden Dollar – was nach einem klassischen Private-Equity-Deal klingt, ist in Wahrheit ein historischer Moment. Die US-Regierung wird zum größten Einzelaktionär des kriselnden Chip-Giganten. Die Intel-Aktie sprang prompt um 5,5 Prozent nach oben. Doch die Euphorie könnte verfrüht sein.
Das Konstrukt ist durchaus raffiniert: Washington erhält Stammaktien mit Stimmrechten, verpflichtet sich aber, im Einklang mit dem Vorstand abzustimmen. Ein stiller Teilhaber also, der nicht reinregiert – zumindest vorerst. Zusätzlich sichert sich der Staat eine Option auf weitere fünf Prozent für 20 Dollar je Aktie, falls Intel mehr als 49 Prozent seiner Foundry-Sparte abstoßen sollte. Eine Art Notbremse gegen einen Ausverkauf der heimischen Chip-Produktion.
Präsident Trump, der die Subventionen seines Vorgängers eigentlich als Geldverschwendung brandmarkte, vollzieht hier eine bemerkenswerte Kehrtwende. Statt auf Importzölle zu setzen, macht er den Staat zum Miteigentümer. Das Signal ist klar: Die geopolitischen Spannungen um Taiwan und die Abhängigkeit von asiatischen Chip-Fabriken wiegen schwerer als ideologische Bedenken.
Für Intel selbst bleibt die Lage dennoch kritisch. Der Konzern, der einst den Halbleitermarkt dominierte, hat sechs Quartale in Folge Verluste geschrieben. Im KI-Geschäft läuft Nvidia davon, bei PC-Prozessoren nagt AMD am Marktanteil. Die verzweifelte Suche nach externen Kunden für die hauseigene Chip-Fertigung läuft schleppend – Probleme mit der Ausbeute bei den neuesten Prozessen schrecken potenzielle Abnehmer ab.
Analyst Stacy Rasgon bringt es auf den Punkt: „Die Beteiligung hilft Intel, die Subventionen zu bekommen. Aber sie bringt keine neuen Kunden.“ Und genau die bräuchte Intel dringend, um die ambitionierten Pläne für neue Fabriken in Arizona zu rechtfertigen. Die für Magdeburg geplante Mega-Fab wurde bereits gekippt – ein Warnsignal für europäische Chip-Ambitionen.
Tesla: Preiserhöhung als Verzweiflungstat?
Während Intel staatliche Stütze bekommt, geht Tesla einen anderen Weg – und der wirkt zunehmend verzweifelt. Der Cybertruck „Cyberbeast“ kostet ab sofort 114.990 Dollar, satte 15.000 Dollar mehr als bisher. Eine Preiserhöhung um 15 Prozent, während die Verkaufszahlen einbrechen? Das riecht nach Panik.
Die Strategie dahinter ist durchschaubar: Tesla versucht, die verbliebene Nachfrage maximal abzuschöpfen. Wer unbedingt einen Cybertruck will, zahlt offenbar jeden Preis. Doch die Rechnung könnte nicht aufgehen. Der Truck, der als Revolution des Pickup-Marktes angepriesen wurde, entpuppt sich als Ladenhüter. In Europa und China fehlt die Straßenzulassung, in den USA stockt der Absatz.
Die Meldungen über eine angebliche Einigung zwischen USA und EU, die dem Cybertruck den Weg auf europäische Straßen ebnen soll? Reine Spekulation ohne belastbare Grundlage. Die regulatorischen Hürden bleiben bestehen, und das aus gutem Grund: Das kantige Monster passt schlicht nicht zu europäischen Sicherheitsstandards und Straßenverhältnissen.
Tesla-Chef Elon Musk setzt unterdessen auf Zukunftswetten wie Robotaxis und vollautonomes Fahren. Doch während er von der Mobilität von morgen träumt, kämpft das Unternehmen heute mit sinkenden Margen und wachsender Konkurrenz. Die Tesla-Aktie notiert weit unter ihren Höchstständen – die Preiserhöhung beim Cybertruck wirkt da wie der verzweifelte Versuch, wenigstens in einer Nische die Profitabilität zu retten.
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Krypto-Rally mit Bremsspuren
Apropos Höhenflüge und Abstürze: Der Kryptomarkt zeigt dieser Tage eindrucksvoll seine Volatilität. Der Top 10 Crypto ETP von finanzen.net, der die zehn wichtigsten Kryptowährungen abbildet, hat seit seiner Auflage im September 2024 beeindruckende 74 Prozent zugelegt. Doch die jüngsten Kursbewegungen mahnen zur Vorsicht.
Bitcoin markierte Mitte Juli ein neues Allzeithoch bei über 123.000 Dollar, nur um dann wieder deutlich nachzugeben. Die typische Krypto-Achterbahn eben. Interessant für deutsche Anleger: Der physisch hinterlegte ETP macht es möglich, diversifiziert in die wichtigsten Digitalwährungen zu investieren, ohne sich mit Wallets und Private Keys herumschlagen zu müssen. Die quartalsweise Anpassung sorgt dafür, dass man automatisch in den relevantesten Coins investiert bleibt.
Die zusätzlichen Staking-Rewards, die wie eine Art Dividende funktionieren, klingen verlockend. Doch Vorsicht: Die jüngste Konsolidierung zeigt, dass auch ein breit gestreutes Krypto-Investment hochriskant bleibt. Wer bei 16 Euro eingestiegen ist, sitzt aktuell auf ordentlichen Buchgewinnen. Wer erst beim Allzeithoch zugeschlagen hat, schaut in die Röhre.
Tech-Ausgaben: Die versteckte Botschaft
Während alle Welt auf KI-Investments starrt, offenbart eine aktuelle UBS-Analyse interessante Details über die Ausgabenintensität im Tech-Sektor. Meta und Intel führen die Liste mit einer kombinierten Ausgabenquote von 63 Prozent für Forschung und Investitionen an. Am anderen Ende: Mastercard und Uber mit mageren 6 Prozent.
Die Botschaft ist klar: Wer im KI-Rennen mitspielen will, muss massiv investieren. Doch hohe Ausgaben garantieren keinen Erfolg – siehe Intel. Nvidia hingegen zeigt, dass es auf die richtige Strategie ankommt. Der Grafikkarten-Spezialist dominiert den KI-Chip-Markt, obwohl die Ausgabenintensität nicht an der Spitze liegt.
Für Anleger bedeutet das: Blindes Vertrauen in hohe F&E-Ausgaben ist gefährlich. Die Qualität der Investments zählt mehr als die Quantität. Microsoft und Alphabet mögen Milliarden in KI pumpen, doch ob sich das auszahlt, wird sich erst zeigen, wenn konkrete Produkte Umsatz generieren.
Fazit: Zwischen Staatskapitalismus und Marktkapitalismus
Die Woche zeigt eindrucksvoll den Spagat zwischen staatlicher Intervention und freiem Markt. Bei Intel greift Washington direkt ein – ein Novum in dieser Form. Tesla versucht es mit klassischer Preispolitik und scheitert möglicherweise daran. Der Kryptomarkt tanzt weiter seinen volatilen Tanz, während institutionelle Produkte wie ETPs versuchen, etwas Ordnung ins Chaos zu bringen.
Kommende Woche wird spannend: Nvidia präsentiert am Dienstag seine Quartalszahlen – die Erwartungen sind astronomisch. Die Jackson-Hole-Konferenz hat die Zinswende eingeleitet, was Tech-Aktien weiteren Auftrieb geben könnte. Und Intel? Muss beweisen, dass staatliche Unterstützung mehr ist als ein Pflaster auf einer klaffenden Wunde.
Die Märkte befinden sich in einer Phase, in der alte Gewissheiten nicht mehr gelten. Staatskapitalismus trifft auf Marktkapitalismus, etablierte Konzerne kämpfen ums Überleben, während Kryptowährungen ihre Legitimation suchen. Spannende Zeiten für Anleger – wenn auch nicht unbedingt entspannende.
Genießen Sie das Wochenende und sammeln Sie Kraft für die nächste Börsenwoche!
Ihr Andreas Sommer
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