Seit den Marktturbulenzen im vierten Quartal 2018 hört man von den Institutionen so einige Dinge. Dinge die man eigentlich nur in einer schweren Krise hören würde. Dazu zählen negative Zinsen, Defizite sollten einem keine Sorgen bereiten, Erneuerung von QE, Festsetzung der Anleihe Rendite durch die Fed und so weiter. Dinge die einem das Vertrauen in das Geld nehmen können. Dinge die unbeabsichtigte Konsequenzen nach sich ziehen werden.
Der IWF bewirbt seit einiger Zeit die Idee von negativen Zinsen und der Möglichkeit diese durchsetzen zu können. Ein Vorschlag ist es, die Währung eines Landes in zwei zu teilen. Auf der einen Seite elektronisches Geld (e-Money) und auf der anderen Seite Bargeld. Während auf das sogenannte e-Money ohne weiteres negative Zinsen erhoben werden können, ist das bei dem Bargeld ein wenig schwieriger.
Um den Effekt auf das Bargeld zu erweitern schlägt der IWF vor, einen Wechselkurs zwischen Bargeld und dem e-Money zu etablieren, bei dem die negativen Zinsen enthalten sind.
Ein solcher Weg ist durchaus möglich, doch finde ich, dass hier die Rechnung ohne den Wirt gemacht wird. Auch ist es fraglich wie die Pensions- und Rentensysteme, wie auch die Versicherungen damit überleben sollen. Die Hatz nach Rendite würde quadriert.
Das vom IWF verfolgte Ziel
Without cash, depositors would have to pay the negative interest rate to keep their money with the bank, making consumption and investment more attractive. This would jolt lending, boost demand, and stimulate the economy.
[…]
Cash would thereby be losing value both in terms of goods and in terms of e-money, and there would be no benefit to holding cash relative to bank deposits.
This dual local currency system would allow the central bank to implement as negative an interest rate as necessary for countering a recession, without triggering any large-scale substitutions into cash.
Quelle: IWF – https://blogs.imf.org/2019/02/05/cashing-in-how-to-make-negative-interest-rates-work/#.XHxcHYzUlAM.twitter
Jolt Lending, boost demand and stimulate the economy, ein famoses Ziel. Ist es aber erreichbar?
Versetzen wir uns einmal in die Lage mit stark negativen Zinsen konfrontiert zu sein.
Negativzinsen im Lala-Land
Wir wissen in dieser Lage das
- Unser „e-Money“ & Bargeld an Wert verliert.
- Wenn wir uns Geld leihen, dann müssen wir rein theoretisch weniger zurückzahlen.
In einer solchen Situation ist es natürlich logisch, sich Geld zu leihen und dieses in Sachen zu tauschen. Wird sich jedoch jeder Bürger einen Fuhrpark zulegen oder jede Wand im Haus mit TV-Geräten zu hängen? Ich denke nicht.
Diejenigen die bereits zu wenig besitzen, werden noch stärker gegen die Wand gedrückt und zunehmend von steigenden Gebühren bedrängt. Bankdienstleistungen würden bestimmt teurer. Es ist auch nicht gesagt, dass die Zinsen von Konsumentenkrediten oder Kreditkarten sinken werden. Als in der Schweiz zum Beispiel negative Zinsen eingeführt wurden, stiegen sogleich die Zinssätze für Immobiliendarlehen an.
Es ist jedenfalls unwahrscheinlich, dass die „zurückgelassenen Nichtprofiteure“, dadurch mehr konsumieren werden oder sogar investieren. Wie sollte sowas auch gehen, wenn ihnen nicht mehr zum Leben zur Verfügung steht.
Nein, die Wohlstandslücke würde bestimmt anwachsen, denn wer kein Geld benötigt hat die beste Chance es von der Bank zu bekommen. Und was wird damit gemacht? Genau, es wird in Immobilien und Aktien investiert.
So war es jedenfalls bisher, doch bei solchen Experimenten sind die Unbeabsichtigte Konsequenzen nicht zu verachten, denn:
- Wie Dr. Duisenberg bei seiner Aachener Rede schon sagte, Geld ist eine Art Gesellschaftsvertrag.
Ein Gesellschaftsvertrag
Was ist Geld? Wirtschaftswissenschaftler wissen, dass Geld durch die Funktionen definiert ist, die es erfüllt: als Tauschmittel, als Recheneinheit und als Wertaufbewahrungsmittel. Ebenso wichtig ist jedoch, dass Geld auch durch die Gemeinschaft definiert wird, für die es diese Funktionen erfüllt. Weil es ein wirtschaftliches Instrument für jeden seiner Benutzer ist, stellt es auch ein politisches und kulturelles Band zwischen ihnen allen dar. Betrachten wir folgende simple Tatsache: Wir sind jeden Tag bereit, Güter, Dienstleistungen und unsere Arbeit für etwas einzutauschen, das an sich keinen Wert hat. Dies tun wir nur, weil wir daran glauben, dass wir dieses Geld bei anderen wieder für mehr Güter oder Dienstleistungen eintauschen können. Diese Tatsache sagt viel darüber aus, welches Vertrauen wir in das Geld selbst setzen. Noch viel mehr sagt sie darüber aus, welches Vertrauen wir zueinander haben. Geld verkörpert also im Kern einen Gesellschaftsvertrag.
Rede von Dr. Willem Frederik Duisenberg – Quelle: https://www.karlspreis.de/de/preistraeger/der-euro-2002/rede-von-dr-willem-frederik-duisenberg
Könnte es nicht sein, dass genau so ein Schritt diesen Gesellschaftsvertrag vollends vernichtet?
War es nicht schon ein immenses Vergehen die Verluste der Great Financial Crisis zu sozialisieren, ohne dass auch nur einer der Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen wurde?
Ich denke mit einem Schritt, wie ihn der IWF vorschlägt würde der Bogen überspannt und das Vertrauen nicht nur in das Geld, sondern in alles was damit gemessen wird, vollends kollabieren. Die Bürger würden aktiv nach Möglichkeiten suchen, sich gegen eine solche „Enteignung“ zu wehren.
Und die Antwort hat der IWF auch schon in seinem Beitrag gegeben.
Mögliche Antwort der Bürger
Schauen wir nochmals oben auf den Ausschnitt vom IWF Beitrag. Dort steht geschrieben:
Cash would thereby be losing value both in terms of goods and in terms of e-money
Da uns e-Money aufgrund des Negativzinses nicht interessiert, können wir was tun?
Natürlich, Güter kaufen oder besser gesagt Rohstoffe. Wieso auch nicht, manche würden auf die Idee kommen sich ein Holzlager anzulegen oder die ein oder andere Stange NE Metall zu kaufen, anstatt das Geld für schlechte Zeiten zurückzulegen.
Insgesamt wären es wohl Dinge, die viele Bürger aus ihrem Hobby oder Beruf her kennen und dadurch etwas von dem Gut verstehen. Es wäre eine Möglichkeit solch einer Enteignung zu entkommen und sie würde vielen Menschen, zumindest in Deutschland, näher liegen, als in Aktien zu investieren.
Daneben besteht natürlich auch die Möglichkeit für den Erwerb von Edelmetallen wie Silber und Gold. Auch wenn immer wieder angemerkt wird das privater Besitz von Gold verboten werden kann, so ist dass in der EU eine andere Sache, als in den USA. In der Richtlinie 98/80/EG des Rates zur Ergänzung des gemeinsamen Mehrwertsteuersystems und zur Änderung der Richtlinie 77/388/EWG – Sonderregelung für Gold [Amtsblatt L 281 vom 17.10.1998] ist zu lesen:
Um die Verwendung von Gold als Finanzinstrument zu fördern, sieht diese Richtlinie eine Steuerbefreiung für Anlagegold vor.
Wieso Gold in der Euro Zone eine besondere Stellung inne hat, ist eine andere Geschichte, die in einem zukünftigen Beitrag einmal genauer beleuchtet werden soll.
Gold Re-Monetarisierung durch Basel III – De-Dollarisierung im Anflug?
Würde durch solche Handlungen aber die Wirtschaft als Ganzes profitieren? Ich denke nicht, es würden wohl nur Horte in Sachgütern entstehen aber diejenigen die unter den Bedingungen der vergangenen 10 Jahre zu leiden hatten, werden durch negative Zinsen nichts gewinnen können.
Mich würde es insgesamt nicht wundern, wenn wir als Konsequenz eines solchen Experiments nicht nur eine wirtschaftliche Stagnation erleben werden. Denn wenn Dr. Duisenberg recht hat mit seiner Vermutung das Geld einem Gesellschaftsvertrag gleichkommt, so wird dessen eklatanter Bruch schwere Konsequenzen nach sich ziehen.
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