Trading-Treff

Jahresrückblick Börse: Was war Top und was Flop und wie geht es weiter?

Die Finanzmärkte zum Jahresende zeigen ein sehr gemischtes Bild. Die Luft ist erstmal raus, doch es lebe der Optimismus! Lass uns gemeinsam auf den Verlauf und meine Gedanken zum Neuen Jahr blicken.

Der Boom ist erstmal vorbei aus bekannten Gründen. Baustellen versperren den Weg in der Einbahnstraße Richtung Norden. Einige der großen Themen in diesem Jahres lauten: Pandemie, Krieg, Energiekrise, Klimawandel, Inflation. 

Der DAX pendelt derzeit um die 14.000 Punkte. Immerhin verweilt der deutsche Leitindex noch auf hohem Niveau. Ende September ist er kurz unter die 12.000er Marke abgetaucht um anschließend wieder satte 2.000 Punkte zu steigen.  

Statt V-Formation: dieses Jahr eher ein nicht allzu eiliger Abwärtstrend mit immer wieder stattfindenden Erholungen. Den Chart haben wir sicher alle vor Augen:

DAX-Verlauf im Jahr 2022
DAX-Verlauf im Jahr 2022

Quelle: wallstreet:online

Mein Rundumblick zum Jahresende führt mich zu verschiedenen Gedanken, die ich gerne  mit Ihnen teile.

Nationale und internationale Indizes im Überblick

Eine Übersicht ist beispielsweise auf Boerse.de zu den Indizes gut ersichtlich. 

Mit dem Stand vom 26.12.2022 ergaben sich diese Entwicklungen:

Top und Flop im DAX  (Zeitraum 1 Jahr, Quelle: onvista):

Edelmetalle und weitere Rohstoffe

Auch dieser Sektor ist spannend. Die Veränderungen habe ich hier aufgelistet:

Ganz schwach: Kryptowährungen

Wir sahen hier regelrechte Panikverkäufe zwischenzeitlich und dann seit einigen Wochen nunmehr kaum Bewegung. Damit gehen diese Veränderungen zum Jahresende einher:

Welche Assetklasse ist nunmehr für 2023 zu favorisieren?

Zum Jahreswechsel darf jeder mal in die Glaskugel schauen.

Aktien für das Jahr 2023

Die Grundrichtung ist weiterhin klar seit den 70er Jahren aufwärts gerichtet.

Die Wertpapierbörse ist nichts anderes als ein großer Marktplatz  – und gehandelt wird immer zu den jeweiligen Öffnungszeiten.

Jedes Jahr gibt es Gewinner und Verlierer – sowohl  bei Unternehmen als auch bei den Marktteilnehmern. Manche Unternehmen sind profitabel, andere stagnieren, wieder andere befinden sich auf dem absteigenden Ast. In diesem Jahr dürften besonders Unternehmen den Reibach machen, die mit Krieg, Vorratshaltung und Energie geschäftlich zu tun haben.

Krisen kommen und gehen. Manche verschwinden bald wieder, andere bleiben über einen längeren Zeitraum bestehen und der Mensch lernt mit ihnen zu leben. Die Welt steht nicht still und die Dinge verändern sich. Welche Zuverlässigkeit oder Aussagekraft haben Prognosen, die auf Grundlage vergangenheitsbezogener Statistiken, Modelle, Daten erstellt wurden? 

Krisen an den Aktienmärkten – ist das immer schlecht? Anleger, die auf herben Verlusten sitzen, da sie nicht rechtzeitig ausgeparkt haben und zum Beispiel eine strikte Buy and Hold Strategie fahren oder Aktien zu Höchstpreisen gekauft haben, die könnten das durchaus so empfinden beim Blick ins Depot. Aus anderer Sicht bieten Abstürze oder Preisrückgänge bei heiß-gelaufenen Werten oft Chancen für Neu- oder Wiedereinsteiger. Der Kauf von soliden Einzelaktien, vorzugsweise mit attraktiven jährlichen Dividendenausschüttungen, zum Aufbau eines  breit gestreuten Portfolios oder als Einmalanlage in einen Korb. Häppchenweise kaufen und die Gunst der Stunde nutzen kann die Devise sein, die mit etwas Geduld und Glück zur Renditeerwirtschaftung führt.  

Drehen die Märkte jetzt so langsam wieder nach oben trotz Zinserhöhungen und der ganzen Krisen? Who knows. Ein Index beinhaltet verschiedene Unternehmen, die unterschiedlich gewichtet sind und performen, so dass schwächere quasi mitgetragen werden in der Gesamtbetrachtung. Ein weiteres weltbewegendes negatives Ereignis sollten die aktuell nervösen und richtungssuchenden Märkte nicht so gut verkraften. 

Die Wirtschaft auf der Welt läuft. Es gibt immer einzelne Regionen oder Branchen, bei denen Sand im Getriebe ist, die Probleme haben – und immer wieder hört man von Firmen, die es leider nicht schaffen. Dabei kommt mir gerade die deutsche Photovoltaikbranche in den Sinn, die eine schwere Krise hatte vor ungefähr 12 Jahren und am Ende gingen die deutschen Aktiengesellschaften Bankrott. Asiatische Firmen konnten günstiger produzieren und damit den Markt dominieren – und die Filetstücke Made in Germany wurden wahrscheinlich gerne herausgekauft aus der Insolvenzmasse. In heutigen Zeiten der Energiewende, in der sich die Menschen eine PV-Anlage aufs Dachen bauen lassen sollen, könnte die einst vorhandene heimische Industrie wahrscheinlich gut gebraucht werden und in Sachen Geldanlage könnten Anleger Aktien kaufen von börsengelisteten deutschen Aktiengesellschaften der PV-Branche. 

Krise hin oder her: es gibt Menschen, die können Geld sparen und ausgeben. Warum? Sie verdienen gut, haben geerbt, an den boomenden Finanzmärkten verdient etc. Die Spargelder fließen in Versicherungen, Bausparverträge, Wertpapiere, Edelmetalle, Kryptos, Immobilien, alternative Anlageformen… und bleiben teilweise auf dem Konto als Reserve. 

Vermögensverwalter, gewerbliche Firmen/Beteiligungsfirmen, vermögende Privatpersonen sowie Versicherungen und Pensionskassen, die einen bestimmten Teil in Aktien anlegen können gemäß ihren Bedingungen, dürften stattliche Geldsummen zu verwalten haben. Gelder, die gewinnbringend angelegt werden wollen, denn die Kundschaft ist meist an steigenden Kursen interessiert. Nehmen wir den Aktienmarkt: ist die Stimmung gut, scheint die Sonne, werden keine Gelder abgezogen aus Furcht vor Verlusten und frische Gelder fließen rein. Stichwort: Gebühren und Provisionen.

Edelmetalle in 2023: Sicherer Hafen in der Krise oder Knappheit?

Der Goldpreis ist Mitte 2019 gestiegen und die 2.000er Marke wurde im Sommer 2020 kurzweilig überschritten. Dann ging es preislich wieder ein Stück zurück und seitdem läuft der Goldpreis mehr oder weniger seitwärts und notiert derzeit um die 1.800 USD. 

Der Silberpreis hat im Sommer 2020 gezündet und ist dann jedoch wieder zurückgekommen. Bei 26/28 scheint ein Widerstand zu sein. Aktuell notiert der Silberpreis um die 24 USD. 

Wo sind die massiv steigenden Preise bei Gold und Silber? Ich kann nicht feststellen, dass die Preise  up to the moon gelaufen sind trotz Krisen und auch die Inflation ist mittlerweile beim Endverbraucher angekommen.  Dieser Umstand dürfte mehrere Ursachen haben und das ganze sollte sich eine Weile hinziehen bis zur Rückkehr auf altes Niveau. Krieg, hohe Energiekosten, schwacher Euro, stockende Lieferketten, längerfristige Gelddruckerei, ausgeweitete Geldmenge usw. bleiben nicht folgenlos. 

Von Edelmetallfans lese ich seit Jahren über steigende Preise und Knappheit. Der Löwenanteil des Goldbestandes dürfte eher nicht bei Kleinanlegern liegen sondern bei großen Parteien. Es kann sich die Frage gestellt werden, ob bei Auflösung der Krisen und Rückkehr der Zinsen Anleger ihre Edelmetallbestände reduzieren werden und umschichten. 

Freilich, die Industrie braucht immer Metalle und Material. Barren und Münzen zu Anlagezwecken sind auch stets gefragt bei eifrigen Sammlern. In Edelmetallshops gibt es nach wie vor Münzen und Barren zu kaufen. Minengesellschaften können für Nachschub sorgen und eine Vielzahl von Explorationsgesellschaften, speziell im Pennystock Segment, stehen an der Startrampe.

Beim Kauf von Gold und Silber für Anlagezwecke in Form von Barren und Münzen ist man gut beraten auf die Steuer zu achten. Der Kauf von Gold zu Anlagezwecken ist hierzulande immer noch mehrwertsteuerfrei. Gewinne sind nach einem Jahr Haltedauer ebenfalls steuerfrei (physische Bestände). Beim Kauf von Silberbarren und Silbermünzen fällt 19% Mehrwertsteuer an. Die Regelung der bisherigen Differenzbesteuerung wurde geändert. Handelt es sich nicht um den Kauf von Sammlerstücke, ist der volle Mehrwertsteuersatz von 19% zu bezahlen (statt bisher 7%). 

Zu berücksichtigen wäre noch, dass sich laut Medienberichten die EU-Staaten auf eine Bargeldobergrenze von 10.000 Euro verständigt haben. Bekämpfung von Geldwäsche. Von neuen Vorschriften in diesem Bereich dürfte u.a. auch die Kryptobranche betroffen sein. Inwieweit wird es in Zukunft möglich sein bei Transaktionen anonym zu bleiben?

Kryptomarkt: Sicherer Hafen? Krisensicheres Investment? Alternative zu gesetzlichen Zahlungsmitteln? 

Die Kryptowährungen sind dieses Jahr massiv abgestürzt.  Woran liegt das?

Neben Gewinnmitnahmen, da der Markt 2021 gut gelaufen ist, könnte ein möglicher Grund sein, dass Anleger aufgrund der Krisenzeiten Cash benötigen oder bevorzugen und deshalb Gelder abzogen haben oder die Nachschusspflicht. Setzt sich erstmal eine Verkaufsspirale in Gang, kann es mit den Preisen weit nach unten gehen. 

Zudem turbulente Zeiten in der Kryptowelt. In Medien war zu lesen von Pleiten, Verlusten und Personalentlassungen in der Branche, vermutlich als Konsequenz der rückläufigen Preise. Aktuell notiert der Bitcoin um die 16.800 USD. 

Generell kann die Frage gestellt werden, wie viele Menschen Bitcoin & Co. überhaupt als Zahlungsmittel nutzen und wie viele Leute diese virtuellen Assets überwiegend oder ausschließlich für Spekulationszwecke nutzen.  

Nach dem Kursverlauf dieses Jahr dürfte es Anleger oder Spekulanten geben, die enttäuscht sind und mit herben Verlusten ausgestiegen sind. Anleger, die Chancen wittern für die nächsten Jahre, halten ihre Bestände oder kaufen zu. Das große Warten auf die nächste Welle. Kleine Flammen können sich neu entzünden, müde Herden können wieder munter werden und losrennen.  

Im Grunde war das eine Wiederholung, denn bereits im Jahr 2017 erfolgte eine kräftige Preissteigerung des Bitcoins und Anfang 2018 war alles wieder vorbei. Weitere zwei Jahre später, um den Dreh rum, nachdem das Thema bei vielen durch war und einige sich die Wunden geleckt haben dürften, startete die zweite Welle nach oben. Diesmal in enormem Ausmaß bis über 60.000 USD beim BTC. Der helle Wahnsinn. Warum also sollte es keine dritte Welle geben? Das ist ein volatiler und unberechenbarer Markt. Wieviel Gelder sind bei den Crashs eigentlich verbrannt worden und kommt ein nächster Boom?

Inwieweit einzelne Staaten Kryptowährungen unterstützen bzw. rechtliche Rahmenbedingungen dafür erlassen werden oder ob es künftig erhebliche Einschränkungen geben wird, die Investments in diese Anlageklasse unattraktiv machen, also es bleibt spannend. 

Es mag dem Ursprungsgedanken dieser Branche entgegenstehen, aber Regulierungen wären förderlich um beispielsweise Transparenz zu schaffen. Regeln, und damit ein gewisses Maß an Sicherheit, könnten dazu führen, dass Vertrauen in die Sache reinkommt und auch Anleger investieren, die bisher noch keine Berührungspunkte damit hatten. Banken und Finanzinstitute könnten ihren Kunden Zugang verschaffen zum Handel, die Verwahrung übernehmen und kryptobasierte Finanzprodukte anbieten, damit alle Kunden mitmachen können. 

Vor einigen Jahren war es zumindest für mich ungewiss, wie diese Kryptowährungen sich in Krisenzeiten verhalten werden. Meine Beobachtung: die laufen mit den Aktienmärkten mit. Fallen die Aktien, sinken auch die Preise der Kryptowährungen und umgekehrt. 

Das gute an der Sache: Gewinne sind nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei. Das ganze fällt in die Kategorie private Veräußerungsgeschäfte. 

Der gute alte Freistellungsauftrag kommt dennoch auch bei klassischen Sparern wieder zum Einsatz und zwar durch die Rückkehr der Zinsen. Geparkte Gelder auf Tagesgeld- und Festgeldkonten sind nach langer Zeit wieder verzinst. Zwar weit unter der Inflationsrate, aber immerhin  gibt es etwas auf Erspartes. Auf den Anleihemarkt lohnt sich ebenfalls wieder einen Blick zu werfen.

Der Mensch braucht cash bzw. liquide Mittel, die schnell verfügbar sind, ob Inflation oder nicht. An der Stelle nochmal der Hinweis auf die Bargeldobergrenze. Eine völlige Abschaffung des Bargeldes kann ich mir nicht vorstellen innerhalb der nächsten Jahre. Abgesehen vom rechtlichen und erforderlichen technischen Umsetzungen: dafür hängen die Deutschen immer noch zu sehr am Bargeld – und Bargeld verbinden viele Menschen mit Freiheit. Alles digital und virtuell? Zu berücksichtigen wäre, dass ein Teil der Gesellschaft, insbesondere ältere Menschen, oftmals  elektronische Sachen nicht bedienen können und schlichtweg vieles nicht verstehen. Das Filialgeschäft Vor-Ort ist bislang und in absehbarer Zukunft unabdingbar, so wie auch die Scheinchen im Portemonnaie. Im Hinblick auf Wählerstimmen, die Parteien auch nicht einfach so zufliegen, müsste den wahlberechtigten Menschen schon etwas geboten werden. Die Renten sind jedenfalls in diesem Jahr kräftig gestiegen und aufgrund der Energiekrise gab es ein paar Scheine gratis mehr in die Haushaltskasse.

Immobilien: Einstieg oder Ausstieg?

Immobilienpreise sind gestiegen in den vergangenen Jahren und Mieten wurden angepasst. Nun sind Kredite teurer für die Anschaffung von Objekten und Banken dürften als Mitfinanzierer auf ausreichend vorhandenes Eigenkapital des künftigen Immobilienbesitzers Wert legen. 

Das traute Eigenheim? Der Mieter zahlt die Wohnung ab? Cash-Flow generieren? Wieviel Rendite kann man jetzt aufgrund der gestiegenen Zinsen erzielen?

Zu beobachten in gängigen Portalen: es stehen mehr Wohnungen zum Verkauf als noch vor einiger Zeit. Je nach Lage und Zustand kann man als Kaufinteressent vielleicht verhandeln über den Preis, da der Markt sich wohl etwas abgekühlt hat. 

Im Zuge der sogenannten Nullzinspolitik haben sich in den vergangenen Jahren Leute Immobilien gekauft als Kapitalanlage oder zu eigenen Wohnzwecken. Wahrscheinlich nicht selten mit kaum Eigenkapital und hohem Fremdkapitalanteil. Jetzt sind die Zinsen höher, die Inflation ist da und  Energiekosten sind gestiegen. Als Folge dürfte bei einigen der Geldbeutel knapper sein. Laufen Zinsbindungen aus, kann der Kapitaldienst merklich teuer werden. Es kann sich die Frage stellen nach der Rückzahlungskraft der Kunden und ob die Banken neue Bewertungen vornehmen werden. Mögliche Folgen: Kapital nachschießen, Notverkauf, Zwangsversteigerung.  

Immobilien sind unbeweglich. Im Gegensatz zu börsennotierten Aktien kommt man aus der Nummer nicht mehr so schnell raus. Kosten fallen an und man muss sich kümmern. Einige Beispiele: Wertverlust durch allgemeine Preisrückgänge am Markt je nach Lage und Zustand der Immobilie. Kosten für Anschaffung, Verkauf, Verwaltung, laufende Instandhaltung. Möglicher Leerstand des Objekts. Probleme mit dem Mieter. Gesetze und Verordnungen, die zu beachten sind. Grundsteuerreform. Kapitalbedarf für anstehende energetische Sanierungen.  

Ich persönlich habe dieses Jahr paar Aktien und ein Hebelzertifikat Dax (long) gekauft und ich spare regelmäßig in Sparpläne (Fonds, ETFs, Krypto), Renten- und Pflegeversicherung, Bausparvertrag. Aus früheren Zeiten liegen noch Explorer in meinem Depot, Depotleichen. Da bleibt nur die Hoffnung auf Reaktivierung. Bei meinem  Kryptoportfolio warte ich auf die nächste Welle und hoffe, dass ich diese Winterzeit problemlos überstehen werde bis hin zur Auszahlung. Im Übrigen habe ich mir angewöhnt in Bewertungsportalen zu lesen. 

Im Einkauf liegt der spätere Gewinn. Die Realität: manchmal gibt es keine Gewinne sondern Unsicherheiten kommen auf oder der Verlustfall tritt ein, was zu stressiger eigener Aufwandsbetreibung führen kann verbunden mit Kosten. 

Kommen Sie gut ins Neue Jahr und bleiben Sie gesund,

Ihre Anita Görner

Hinweis: Dieser Beitrag beinhaltet meine persönliche Meinung als privater Anleger, Hobby-Börsianer, Börseninteressierter und wurde von mir auf Freizeitbasis erstellt ohne Gewähr auf Richtigkeit und/oder Vollständigkeit. Keine Anlageberatung, keine Handelsempfehlung.

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