Die Euphorie um Künstliche Intelligenz bekommt erste Risse. Während Oracle mit einem dramatischen Kurssturz von 11 Prozent Zweifel an der Profitabilität massiver KI-Investitionen schürt, warnt die Bank of England vor wachsenden Finanzstabilitätsrisiken durch die rasant zunehmende Verschuldung im KI-Sektor. Die Kreditaufnahme für KI-Rechenzentren explodierte 2025 von 15 auf 125 Milliarden Dollar – doch zahlt sich der Goldrausch wirklich aus?
Orakel mit düsterer Prognose erschüttert Märkte
Der Donnerstag brachte eine kalte Dusche für Tech-Investoren: Oracles schwache Umsatzprognose und explodierende Ausgaben für KI-Infrastruktur lösten den größten Tagesverlust seit Januar aus. Die Aktie verlor seit ihrem September-Hoch mittlerweile 42 Prozent – damals hatten sie sich auf der Welle eines 300-Milliarden-Dollar-Deals mit OpenAI fast verdoppelt. Die Reaktion an den Kreditmärkten war noch alarmierender: Credit Default Swaps auf Oracle-Anleihen, eine Art Ausfallversicherung, schossen auf den höchsten Stand seit 2009.
Die Nervosität ist berechtigt. Moody’s hatte bereits im September potenzielle Risiken in Oracles neuen Verträgen identifiziert, ohne allerdings das Rating anzutasten. Doch die Schuldenlast des Unternehmens gerät zunehmend in den Fokus – besonders vor dem Hintergrund, dass Hedge-Fonds-Manager Boaz Weinsteins Saba Capital Management zuletzt Kreditderivate auf Oracle und Microsoft verkaufte, um Kreditgebern Absicherung gegen Ausfälle zu bieten.
Schuldenfinanzierte KI-Wette wird zum Systemrisiko
Das Oracle-Desaster ist kein Einzelfall, sondern Symptom einer besorgniserregenden Entwicklung. Nach Schätzungen von UBS sind die Finanzierungsdeals für KI-Rechenzentren von mickrigen 15 Milliarden Dollar Anfang 2024 auf 125 Milliarden Dollar bis Ende 2025 hochgeschnellt. Die Bank of England schlägt Alarm: Die wachsende Rolle von Schulden im KI-Infrastruktur-Boom könnte Finanzstabilitätsrisiken erhöhen, sollten die aufgeblähten Bewertungen korrigieren.
Christopher Kramer von Neuberger Berman beschreibt einen strukturellen Wandel: „Die größten Technologieunternehmen waren bisher keine Schwerpunkte auf unserem Markt bei der Schuldenemission – das ändert sich gerade dramatisch.“ Im September und Oktober allein emittierte Oracle Anleihen im Wert von 18 Milliarden Dollar, Meta legte 30 Milliarden nach, und Alphabet kündigte neue Kreditaufnahmen an. JP Morgan schätzt, dass KI-nahe Unternehmen mittlerweile 14 Prozent seines Investment-Grade-Index ausmachen – mehr als US-Banken.
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Die Ausweitung erfasst auch den Hochzinsbereich. Die Emission von Junk-Bonds im Tech-Sektor erreichte Rekordniveau. Auch Private Credit, vergeben von Investmentfirmen statt Banken, steigt massiv ein: UBS schätzt, dass sich Private-Credit-Darlehen für KI binnen zwölf Monaten nahezu verdoppelt haben. Morgan Stanley prognostiziert sogar, dass Private Credit über die Hälfte der 1,5 Billionen Dollar liefern könnte, die bis 2028 für den Rechenzentrum-Ausbau benötigt werden.
Produktivität bleibt aus – Spekulationsblase wächst
Doch wo sind die Erträge? Al Cattermole von Mirabaud Asset Management bringt die Skepsis vieler Investoren auf den Punkt: „Bis wir sehen, dass Rechenzentren termingerecht und budgetkonform geliefert werden, die versprochene Rechenleistung bringen und tatsächlich Nachfrage besteht, ist das ungetestet. Deshalb sollte man wie bei Aktien entschädigt werden – nicht wie bei Schulden.“
Die großen US-Cloud-Anbieter werden 2025 voraussichtlich über 400 Milliarden Dollar in KI investieren. Doch konkrete Belege für Produktivitätsgewinne oder Gewinnsteigerungen bleiben Mangelware. Broadcom, das sich als Nvidia-Konkurrent positioniert, warnte nach seinen jüngsten Quartalszahlen, dass die Margen trotz eines 73-Milliarden-Dollar-Auftragsbestands unter dem Einfluss der KI-Umsätze schrumpfen würden – ein weiteres Warnsignal.
Der Markt für Asset-Backed Securities (ABS), die Vermögenswerte wie Kredite oder – im KI-Kontext – Mieteinnahmen von Rechenzentren bündeln, expandiert rasant. BofA beziffert den Anteil digitaler Infrastruktur am 1,6-Billionen-Dollar-US-ABS-Markt auf 82 Milliarden Dollar – eine Verneunfachung in weniger als fünf Jahren. Rechenzentren stellen 63 Prozent dieses Segments. Für 2026 erwartet BofA zusätzliche Emissionen von 50 bis 60 Milliarden Dollar. Dass ABS seit der Finanzkrise 2008 mit Vorsicht betrachtet werden – damals entpuppten sich Milliarden als wertlos –, macht die Entwicklung nicht weniger brisant.
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Europäische Märkte trotzen Tech-Sorgen
Während die Wall Street am Freitag mit gemischten Vorzeichen startete – S&P-500-Futures minus 0,2 Prozent, Nasdaq-Futures minus 0,5 Prozent –, zeigten sich europäische Börsen widerstandsfähiger. Der STOXX 600 kletterte auf ein Monatshoch, gestützt durch die jüngste Zinssenkung der US-Notenbank. Die Fed hatte am Mittwoch die Zinsen um 25 Basispunkte gesenkt, wobei Händler trotz pausierter weiterer Senkungen optimistisch auf 2026 blicken.
Der Dollar kämpft derweil mit dem dritten wöchentlichen Rückgang in Folge. Der Dollar-Index notiert bei 98,46 und liegt damit auf dem niedrigsten Niveau seit fast acht Wochen. Das Pfund Sterling gab leicht nach, nachdem Daten zeigten, dass die britische Wirtschaft in den drei Monaten bis Oktober um 0,1 Prozent schrumpfte – was Erwartungen an eine Zinssenkung der Bank of England nächste Woche zementiert.
Niederländischer Weckruf und globale Zentralbankwoche
Einen ganz anderen Ton schlägt ein von der niederländischen Regierung in Auftrag gegebener Bericht an: Ex-ASML-CEO Peter Wennink fordert 176 Milliarden Dollar für Technologie-Investitionen über die nächste Dekade. Seine Diagnose ist harsch: Die Niederlande werden „fett, dumm und glücklich“, während Niedriglohn-Jobs in Zeitarbeitsfirmen, Schlachthöfen und Reinigungsfirmen wachsen. Wennninks Empfehlungen – darunter kürzeres Arbeitslosengeld und mehr Kündigungsfreiheit für Unternehmen – dürften die laufenden Koalitionsverhandlungen beeinflussen.
Die kommende Woche verspricht weitere Marktbewegungen: Bank of England, Europäische Zentralbank und Bank of Japan treffen Zinsentscheidungen. Während die BoE eine Senkung erwägt, spekulieren Händler plötzlich über mögliche EZB-Erhöhungen 2026. Die BoJ hingegen dürfte die Zinsen anheben – Gouverneur Kazuo Ueda hat dies praktisch vorweggenommen. Reuters erfuhr von drei Quellen, dass die BoJ ihr Versprechen weiterer Zinserhöhungen aufrechterhalten, aber betonen wird, dass das Tempo von den wirtschaftlichen Reaktionen abhängt.
Die Frage bleibt: Platzt die schuldenfinanzierte KI-Blase, bevor sie Erträge abwirft? Oracle, Broadcom und die Warnung der Bank of England liefern wenig Grund zu Euphorie.
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