Lebensversicherungen – Gefahr für den Kapitalmarkt

Dass die Versicherungswirtschaft Probleme hat benötigte Erträge an den Kapitalmärkten zu verdienen ist allgemein bekannt. Doch was bedeutet dieser Umstand eigentlich für die Kapitalmarktstabilität?

 

Die klassische Lebensversicherung war über Jahrzehnte eine der beliebtesten Anlageformen der deutschen Sparer. Die Chance auf hohe Erträge gepaart mit garantierter Verzinsung sorgte für eine hohe Nachfrage von Kleinanlegern und Sparern nach kapitalbildenden Produkten aus dem Versicherungsbereich. Und auch wenn das klassische Geschäft dem fondsgebundenen Versicherungsgeschäft gewichen ist, so verwalten die Lebensversicherer auch heute noch riesige Anlagebeträge. Doch die Gefahr aus alten Verträgen wächst seit Jahren. So schreibt die Bundesbank in ihrem Finanzstabilitätsbericht 2018:

Ein sehr starker Zinsanstieg könnte eine Kündigungswelle von Lebensversicherungsverträgen auslösen und zu Liquiditätsabflüssen führen. Insgesamt überwiegen die Finanzstabilitätsrisiken aus einem Szenario sehr niedriger Zinsen. So reichen die laufenden Kapitalerträge bei vielen Lebensversicherern derzeit nicht aus, um die handelsrechtlich geforderten Rückstellungen zu finanzieren.

Und genau hier liegt das Problem.

 

Stabilität der Märkte im Fokus

 

Das beste Szenario für Versicherer ist also ein sehr langsamer Zinsanstieg, um die Ertragskraft wieder zu verbessern. Zu schnell sollte er allerdings nicht erfolgen, da sonst mit Kündigungen in Größenordnung zu rechnen ist. Allerdings sollten die Zinsen auch nicht so tief bleiben und auf keinen Fall wieder fallen. Damit gibt es nur einen möglichst glatten Verlauf, mit dem die Versicherer wahrscheinlich umgehen könnten. Die anderen Wege wären eher heikel. Ganz zu schweigen von der Situation, dass ein Versicherer sogar in Zahlungsschwierigkeiten kommen und in die Hände von Protektor Lebensversicherungs-AG fallen könnte.

 

Protektor Lebensversicherungs-AG

Die Protektor Lebensversicherungs-AG ist die Sicherungseinrichtung der deutschen Lebensversicherer.

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Auch ein solches Szenario würde wohl eine Kündigungswelle hervorrufen. Doch warum ist der Umstand um die Lebensversicherer und Pensionseinrichtungen so wichtig für die Märkte? Eine Antwort gibt auch hier der Finanzstabilitätsbericht. Die Branche verwaltete zuletzt ein Anlagevolumen von 1,8 Billionen Euro. Diese Zahl entspricht einem Volumen von 12 % der finanziellen Aktiva aller Finanzintermediäre. Eine unglaubliche Summe. Die Vorstellung, dass es nicht nur einen Bankenrun sondern auch einen Run auf Versicherungen geben könnte, lässt unter dem Wissen um diesen gigantischen Betrag durchaus aufhorchen.

In jedem Falle kann man heute eines sagen – die Auswirkungen der Geldpolitik mit den ultratiefen Zinsen am langen Ende der Zinsstrukturkurve zeigen sich immer mehr in der Finanzwirtschaft. Sowohl Ertragsschwäche im Bankensektor wie die Probleme im Versicherungsbereich dürften uns in das Jahr 2019 begleiten.

Crash der Lebensversicherungen?

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