Ein weiterer sprunghafter Handelsmonat ist vergangen. Einer der die neue schnelle und nur schwer vorhersehbare Realität der Märkte deutlich zeigte. Während bei Risiken meist nur die Linke Seite der Verteilung beachtet wird, konnte in den vergangenen Monaten etwas beobachtet werden, was den Verdacht aufkommen lässt, dass auch die Rechte Seite bedacht werden muss.
Melt Up vs. Melt Down
Seit 1950 kam es nur einmal zu einem Absturz des S&P500 von über 50%, doch es kam mehrere Male vor, dass eine Rally den Index um weit mehr als nur 50% angehoben hat. Obwohl die krassen Ereignisse, wie z.B. 1987 wesentlich seltener vorkommen, als eine sehr stark ausgeprägte Rally, sind es diese extrem Ereignisse, die die Aufmerksamkeit der Medien erfahren. Das liegt auch daran, dass sie einen wesentlich größeren Schaden im Portfolio anrichten und diese Meldungen sich besonders gut verkaufen lassen.
Diese Aufmerksamkeit und die häufig extrem negativen Auswirkungen auf ein Portfolio sind die Ursache dafür, dass sich die Extremereignisse der Linken Seite nicht nur in der Psyche der Marktteilnehmer manifestieren. Auch bei den Optionsprämien auf Aktien und Aktienindizes ist dieser Bias erkennbar. Die Call Optionen sind in der Regel wesentlich günstiger, als vergleichbare Put Optionen.
Seit einiger Zeit, doch besonders seit 2016 und der Wahl Trumps zum Präsidenten, ist es immer wichtiger geworden, die Portfolien Beidseitig Konvex aufzustellen. Es liegt natürlich nicht nur allein an Trump, sondern vielmehr an der totalen Vernetztheit der Märkte untereinander und der sofortigen Verbreitung von Informationen. Das führt dazu, in Verbindung mit High Frequency Tradern und anderen Trading Bots, dass extreme Bewegungen, auf der Linken wie Rechten Seite der Verteilung, in einzelnen Assets oder auch dem gesamten Markt, ein ständiger Begleiter geworden sind.
Der Meltdown
Starke Bewegungen hin zum Tail der linken Seite der Verteilung werden häufig durch neue von den Erwartungen abweichenden Informationen hervorgerufen. Daneben kommt es natürlich auch immer häufiger zu Mini-Flash Crashs in einzelnen Underlyings, von denen der Rest des Marktes nicht berührt wird.
Beiden ist jedoch gemein, dass die Liquidität versiegt und damit der Spread enorm ansteigt. Die Marktteilnehmer werden verunsichert, da ihnen in dieser Situation der Handel nicht mehr zu jeder Zeit möglich ist. Es kommt zu einem Liquiditätsloch, einem Schwarzen Loch und der Markt muss sich neu ordnen.
Die Veränderung hin zu früher stellen die Trading Bots dar. Sie können wesentlich schneller und Effizienter agieren, als ihre Menschlichen Counterparts und beschleunigen damit die Bewegungen. Und bevor sich der Mensch neu geordnet hat, kommt es schon zu einer Erholung. Diese geht mittlerweile in einem rasanten Tempo von statten und ist in ihrer zeitlichen Ausdehnung kaum noch langsamer, als dass vorherige absacken.
Hier kommt es wiederum zu einem Meltup.
Die Geschwindigkeit des Meltups
Um die Geschwindigkeit der Meltups zu verdeutlichen, sollen einige Beispiele genannt werden.
- Der BREXIT Entscheid 2016: Das Ergebnis wurde deutlich und die Märkte sacken binnen kürzester Zeit durch, doch in den folgenden paar Tagen konnte das alte Niveau zurückerobert werden.
- Als Trump zum Präsidenten gewählt wurde, kam es an den Märkten zu einem Limit Down. Doch einige Stunden später war alles wieder in Ordnung.
- Nord Korea Schoss eine Rakete über Japan und das Absacken, wie auch die Erholung dauerten in diesem Fall nur einige Minuten, trotz der Heftigkeit der Bewegung.
- Im Januar diesen Jahres konnten die globalen Aktienmärkte zwischen 5% – 10% zulegen. Doch im Anschluss sackten sie binnen weniger Tage um 10% ab. Dabei verschwand nicht nur die Liquidität im Nirvana, sondern auch das ein oder andere Volatilitätsprodukt.
Doch was kann der Grund für diese Geschwindigkeit sein? Allein die HFT´s , Trading Bots und andere Algorithmen sind dafür nicht verantwortlich zu machen. Sie tragen zwar, zu einem guten Teil mit dazu bei, doch da steckt noch ein wenig mehr dahinter.
ETF´s veränderten den Markt
Die ETF´s sind nun mal aufgrund ihrer Einfachheit und ihrer günstigen Kostenstruktur sehr beliebt. Nicht nur bei den Privaten, sondern auch bei den Institutionellen Anlegern. Sie könnten der Grund dafür sein, dass ein ständiger Strom frischen Kapitals in die Märkte gepumpt wird, egal wie hoch die Bewertung der einzelnen Bestandteile und ihrer Indizes schon liegt.
Doch nur Trading Bots und ETF´s als Beschleuniger zu identifizieren ist zu einfach.
Buybacks als Beschleuniger
Viele Unternehmungen sind in den vergangenen Jahren dazu übergegangen die eigenen Aktien zurückzukaufen. Hier bieten sich natürlich die schnellen Absacker besonders gut an um zuzugreifen, was offensichtlich auch getan wird. Die negativen Seiten und Risiken die mit den Buybacks einhergehen wurden auf Trading-Treff schon zu genüge erörtert und ich möchte sie hier nicht weiter breittreten.
Insgesamt werden wohl die Trading Bots & HFT´s, ETF´s und Buyback Programme diese Meltup Phasen verursachen. Ein Umstand an den man sich als Trader und Investor auch erstmal gewöhnen muss.
Was könnte helfen?
Crisis Alpha, also die Linke Seite zu versichern reicht allein nicht aus. Zum einen sind die Bewegungen oft so kurzfristiger Natur, dass sie die langfristige Volatilität der Put Optionen nicht beeinflussen, zum anderen ist die Zeit oftmals nicht gegeben um das Maximum an Gewinn zu sichern.
Es könnte in Zukunft nützlich sein, sich beidseitig der Verteilung zu positionieren. Damit ist gemeint nicht nur OTM Puts zu kaufen, sondern auch OTM Calls mit aufzunehmen.
Viele der Long Volatility Hedge Funds, die im Eurekahedge Long Volatility Hedge Funds Index enthalten sind leiden genau unter den oben beschriebenen Bedingungen.
Auch mein Crisis Alpha wikifolio hat mit dieser Umgebung und der bisherigen Ausrichtung leichte Probleme, die aber im Vergleich zu den Hedge Funds die im Benchmark enthalten sind recht gering sind.
Bisher liegt die Jahresperformance des wikifolio´s bei -2,3%, nicht zufriedenstellend, jedoch im Vergleich zum Benchmark eine deutliche Outperformance. Dieser hat eine bisherige Jahresperformance von -4,89% erreicht, was die Probleme der enthaltenden HF´s verdeutlicht.
In Zukunft soll im Crisis Alpha Long Volatility verstärkt die Call Seite mit berücksichtigt werden, sobald sich dazu eine Chance ergibt. Dieses Vorgehen sollte die zukünftige Performance gegenüber dem Benchmark Index noch einmal steigern können.