Schwellenländer-Währungen waren in der Corona-Pandemie dramatisch abgestürzt – und fangen sich nun wieder. Daher stelle ich, Manuel Heyden, mir die Frage: Lohnt sich ein Investment in Lira, Peso, Real und Rand?
Aktuelle Lage am Währungsmarkt
Strikte Ausgangssperre außer zum Einkaufen und ein komplettes Alkoholverbot. Südafrika hatte in den ersten Monaten der Corona-Pandemie die wohl härtesten Restriktionen weltweit. Genutzt hat es nicht viel. Anders als in den meisten anderen afrikanischen Staaten schnellte die Zahl der Infizierten hoch – und die Wirtschaft stürzte, wenig überraschend, trotzdem ab. Mit ihr im freien Fall nach Süden, passend zur Lage auf dem Globus, war der Kurs des südafrikanischen Rands. Erhielt man noch vor einem knappen Jahr nur 15,5 Rand pro Euro, waren es Anfang August schon 21. Aus Sicht eines Euro-Besitzers erfreulich, für Rand-Inhaber eine Abwertung von einem Drittel. Gepaart mit einer drastischen Wirtschaftskrise plus Corona und Restriktionen also eine Vierfachbelastung für das einzige Schwellenland Schwarzafrikas.
Ähnlich ist es im Corona-Jahr anderen Schwellenland-Währungen gegangen: Mexikanischer Peso, Türkische Lira Rand und Brasilianischer Real haben gegenüber Dollar und Euro noch einmal kräftig abgewertet, teilweise um 50 Prozent. In den vergangenen fünf Jahren hat die Türkische Lira mehr als zwei Drittel ihres Wertes verloren, allein in diesem Jahr ein Drittel. Nun mehren sich jedoch die Anzeichen, dass die rasante Talfahrt dem Ende zugegangen ist. Einerseits liegt das an den Corona-Impfstoffen, deren Genehmigung und Einsatz kurz bevorsteht. Hinzukommen wirtschaftliche und finanzpolitische Faktoren vor Ort: Statt 21 müssen Südafrikaner nun lediglich knapp 18 Rand für einen Euro auf den Tisch legen. Auch Real, Peso und Lira haben im Wert inzwischen zugelegt. Höchste Zeit also für risikoaffine Investoren, einen Einstieg in Betracht zu ziehen.
Alles dreht sich um den Impfstoff
Getrieben wird der weltweite Aufschwung durch die angekündigten Impfstoffe, die eine Erholung der Weltwirtschaft und Touristenströme – wichtige Einnahmequellen für die betroffenen Länder – erhoffen lassen. So schrieb der Chefvolkswirt des internationalen Bankenverbandes „Institute for International Finance (IIF)“, Robin Brooks, auf Twitter: „Ein Impfstoff wird eine Rally der Schwellenländer-Währungen gegenüber dem Dollar entfesseln.“ Für den Euro gilt dies ebenso, auch wenn er derzeit in stärkerer Verfassung als der Dollar ist. Schon registrieren Marktbeobachter eine höhere Risikobereitschaft von Investoren, die den entsprechenden Währungen einen Schub geben könnte. Die Chancen auf Wachstum stehen umso besser, da die jeweiligen Volkswirtschaften deutlicher eingebrochen sind, als jene der USA und der Euro-Zone. Südafrikas BIP etwa wird in diesem Jahr um fast 20 Prozent sinken, das der USA wohl lediglich um vier. Nur die türkische Konjunktur läuft gut – überraschend angesichts der vielfältigen innen- und außenpolitischen Belastungen, die Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan der Türkei aufgebürdet hat. Allerdings herrschte in Südafrika schon vor der Pandemie eine Rezession. Die staatliche Luftfahrtgesellschaft South African Airways steht vor dem Kollaps und hat ihren Betrieb bis Ende des Jahres eingestellt.
Um zu verstehen, warum es jetzt wieder aufwärtsgehen könnte, sollten wir uns noch mal die allgemeinen Gründe der Währungskrisen anschauen. Zu ihnen traten Landesspezifische, hinzu: Der bisherige Absturz von BIP und Währungen hatte eine Ursache darin, dass diese Länder viel weniger Möglichkeiten hatten und haben, mit milliardenschweren Maßnahmen ihre Wirtschaft zu stützen. Schließlich werden die Pakete – wie der Staatshaushalt generell, besonders in Krisenzeiten – stark über eine massive Neuverschuldung oder Anleiheverkäufe finanziert. Für beides waren die Rahmenbedingungen eher schlecht. Käufer von hochriskanten Staatsanleihen gab es angesichts vielfältigen Alternativen kaum. Zudem notierten viele Schulden oft in US-Dollar, sowohl von Staat, Unternehmen, manchmal auch privaten Kreditnehmern. Angesichts einer weich gewordenen Heimatwährung macht dies die Rückzahlung komplizierter und die Kreditlast schwerer. All dies wirkte auf Investoren abschreckend. Glück im Unglück: zumindest der Dollar schwächelt derzeit. Bleibt dies so, wäre dies ein Vorteil für die Schwellenländer – genauso wie die Abwertung selbst. Sie macht aus Sicht der heimischen Wirtschaft Exporte günstiger, auch Urlaube von Ausländern mit Starkwährungen, und Importe entsprechend teurer. Viele westliche Fluggesellschaften steuern Südafrika wieder an. Safari-Touristen, die nun noch mehr für ihr Geld bekommen als vor Jahresfrist, kann das gebeutelte Land gut gebrauchen.
Schrittweiser Wiedereinstieg
Die Vorzeichen haben sich also gebessert. Fast möchte man rufen: „Es kann nur bergauf gehen.“ Wagemutige Investoren sollten daher einen Einstieg in die Währungen oder Staatsanleihen der Schwellenländer erwägen. Die Commerzbank sieht bei der Vierer-Riege die Türkei und Südafrika vorn. Wer auf Staatsanleihen statt auf Währungsgewinne setzen möchte: Die Verzinsung in der „Regenbogennation“ liegt bei 8,94 Prozent (10 Jahre Laufzeit), bei einem Rating allerdings von BB- (Standard & Poors). Wer im August in den Rand eingestiegen ist, konnte inzwischen Gewinne von knapp 14 Prozent verbuchen. Entscheidend ist jetzt, ob die Märkte wieder Vertrauen in die Geldpolitik fassen. Insgesamt war der Kurs über die vergangenen vier Jahre einigermaßen stabil – bis zu Ausbruch der Pandemie. Daher bietet ein – kurzfristiger – Kauf des Rands innerhalb der Erholungsphase Chancen. Der Erwerb von Staatsanleihen dort wie in den anderen Schwellenländern sollte zunächst begrenzt sein und schrittweise ausgebaut werden. Verpassen sollte man die Aufschwungphase – und bezogen auf die Währung gerade die – aber nicht. Vielleicht lohnt ein Blick auf die Aktionen der Experten wie von JRC Capital Management.
Kommen Sie gut und gesund durch die Vorweihnachtszeit,
viel Erfolg wünsche ich Ihnen bei Investments und vor allem Gesundheit,
Ihr Manuel Heyden
Anmerkung der Redaktion: Manuel Heyden (M. Sc. , Jahrgang 1980) ist Mitgründer und CEO von nextmarkets, Europas gebührenfreiem Neobroker aus Köln. Als CEO steht er Büros in Köln, Lissabon und Malta mit aktuell 35 Mitarbeitern vor. nextmarkets wird von führenden Wagniskapitalgebern wie Peter Thiel, Founders Fund, Christian Angermayer, Axel Springer, Falk Strascheg und der börsennotierten FinLab AG unterstützt. Neben einem der größten Angebote auf dem Markt und innovativen Finanzprodukten wie Fractional Trading oder dem eigens entwickelten Geldmarktprodukt, zeichnet nextmarkets der klare Fokus auf Börsenwissensvermittlung durch kostenlose Coaches aus.
Kommentar hinterlassen