Die globalen Finanzmärkte zeigen sich zu Wochenbeginn in Warteposition. Während Anleger auf die mit Spannung erwartete Jackson-Hole-Konferenz der US-Notenbank blicken, prägen geopolitische Entwicklungen und schwächelnde Konjunkturdaten die Stimmung. Die Börsen bewegen sich in engen Bandbreiten – ein Zeichen dafür, dass Investoren größere Positionierungen vor den entscheidenden Ereignissen der Woche meiden.
Zinserwartungen bestimmen die Marktrichtung
Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht Jerome Powells Rede beim traditionellen Notenbanker-Treffen in Jackson Hole. Die Märkte preisen bereits eine 85-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im September ein. Diese Erwartungshaltung drückt sich in verschiedenen Marktsegmenten unterschiedlich aus: Während kurzlaufende US-Staatsanleihen von den Zinssenkungserwartungen profitieren, stehen längere Laufzeiten unter Druck – die Zinskurve zeigt ihre steilste Form seit 2021.
"Wir sehen drei Zinssenkungen in den USA in diesem Jahr bei langsamerem BIP-Wachstum, aber ohne Rezession", erklärt Mark Matthews von der Julius Bär Bank. Diese Kombination könnte die Aktienrally weiter stützen, auch wenn sich bereits erste Ermüdungserscheinungen zeigen.
Immobilienbranche als Frühindikator
Besonders deutlich zeigt sich die wirtschaftliche Unsicherheit am US-Immobilienmarkt. Der Hausbauerindex fiel überraschend auf 32 Punkte zurück – das niedrigste Niveau seit Ende 2022. Mehr als ein Drittel der Bauunternehmen senkte bereits die Preise, 66 Prozent bieten Anreize für potenzielle Käufer. Diese Entwicklung verdeutlicht, wie stark noch immer hohe Hypothekenzinsen die Nachfrage dämpfen.
"Erschwinglichkeit bleibt die größte Herausforderung für den Immobilienmarkt", betont NAHB-Präsident Buddy Hughes. Obwohl die durchschnittlichen Hypothekenzinsen mit 6,58 Prozent den niedrigsten Stand seit Oktober erreichten, warten viele Käufer auf weitere Rückgänge. Die Erwartung sinkender Fed-Zinsen nährt diese Hoffnung.
Geopolitische Spannungen überschatten Märkte
Parallel zur Geldpolitik beschäftigen geopolitische Entwicklungen die Anleger. Präsident Trumps Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj könnte neue Impulse für eine Lösung des Ukraine-Konflikts bringen, nachdem die Gespräche mit Putin kein Ergebnis erzielten. Die Unsicherheit spiegelt sich in den Rohstoffmärkten wider: Öl zeigt sich wenig verändert, während Gold leicht anzieht.
In Kanada warten Investoren auf die Inflationsdaten vom Dienstag. Ökonomen erwarten einen Rückgang auf 1,8 Prozent – ein Signal, das die Bank of Canada zu weiteren Zinssenkungen ermutigen könnte. Der TSX-Index gab 0,17 Prozent nach, wobei Energietitel unter Druck standen.
Unternehmensgewinne als Stütze
Trotz der makroökonomischen Unsicherheiten zeigen sich die Unternehmensgewinnne robust. Die S&P-500-Unternehmen steigerten ihre Ergebnisse im zweiten Quartal um 11 Prozent, 58 Prozent hoben ihre Jahresprognosen an. Besonders die großen Technologiekonzerne überzeugten mit einem Gewinnwachstum von 26 Prozent.
Diese Woche stehen mit Home Depot, Target und Walmart wichtige Einzelhändler im Fokus – ihre Zahlen werden Aufschluss über die Konsumentenstimmung geben. Gleichzeitig kämpft Air Canada mit den Folgen eines Streiks: Die Aktie fiel 2,6 Prozent, nachdem das Unternehmen seine Gewinnprognosen zurückzog.
Ausblick auf eine entscheidende Woche
Die nächsten Tage werden zeigen, ob die Märkte ihre Rekordnähe halten können. Neben Powells Rede stehen wichtige Konjunkturdaten an, die das Bild über die wirtschaftliche Entwicklung vervollständigen werden. Während Asiens Börsen bereits neue Höchststände erreichten, warten Europa und die USA noch auf den entscheidenden Impuls aus Jackson Hole.
Die Mischung aus expansiver Geldpolitik, soliden Unternehmensgewinnen und geopolitischen Unsicherheiten prägt das aktuelle Marktumfeld. Anleger positionieren sich vorsichtig für eine Woche, die wegweisend für die weitere Marktentwicklung werden könnte.