Märkte: Zentralbanken drehen geldpolitisches Rad zurück

Ghana und Russland senken Leitzinsen deutlich, während Fed und Bank of Canada abwarten. Handelspolitische Spannungen belasten europäische Märkte.

NASDAQ Aktie
Kurz & knapp:
  • Ghana senkt Leitzins um 300 Basispunkte auf 25 Prozent
  • Russland verzeichnet zweite wöchentliche Deflation in Folge
  • US-Handelspolitik führt zu wirtschaftlichen Belastungen in Europa
  • Technologie- und Konsumwerte zeigen sich widerstandsfähig

Die globalen Finanzmärkte erleben eine bemerkenswerte Wende in der Geldpolitik. Während sich Zentralbanken weltweit von ihrer restriktiven Haltung verabschieden, sorgen gleichzeitig politische Spannungen und handelspolitische Unsicherheiten für Volatilität an den Börsen.

Historische Zinswende in Ghana und Russland

Ghana vollzog am Mittwoch die größte Zinssenkung seiner Geschichte. Die Zentralbank reduzierte den Leitzins um massive 300 Basispunkte auf 25 Prozent – deutlich mutiger als von Analysten erwartet, die nur mit 200 Basispunkten gerechnet hatten. Der Grund: Die Inflation ist so schnell gefallen wie nie zuvor und erreichte im Juni mit 13,7 Prozent den niedrigsten Stand seit Dezember 2021.

"Es ist der Beginn eines Lockerungszyklus, der sich über das Jahr fortsetzen sollte", prognostiziert Leslie Dwight Mensah vom Institute for Fiscal Studies. Razia Khan von Standard Chartered erwartet sogar weitere 700 Basispunkte Lockerung bis Jahresende.

Parallel dazu zeigt sich in Russland ein bemerkenswertes Phänomen: Zum zweiten Mal in Folge verzeichnete das Land wöchentliche Deflation. Der Verbraucherpreisindex fiel um 0,05 Prozent, während die Jahresinflation auf 9,02 Prozent sank. Die russische Zentralbank hatte bereits in der Vorwoche ihren Leitzins um 200 Basispunkte auf 18 Prozent gesenkt.

Fed und Bank of Canada halten inne

Während andere Zentralbanken bereits lockern, zeigen sich die nordamerikanischen Währungshüter zurückhaltender. Die US-Notenbank wird bei ihrer heutigen Sitzung voraussichtlich die Zinsen unverändert lassen, obwohl die Märkte eine 60-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Senkung im September einpreisen.

Das amerikanische BIP-Wachstum im zweiten Quartal übertraf zwar die Erwartungen, doch Experten bleiben skeptisch. "Das ist nicht wirklich die positivste Zahl, weil der Konsum ziemlich schwach war", kommentiert David Russell von TradeStation die Daten.

Auch die Bank of Canada hielt ihren Leitzins bei 2,75 Prozent stabil. Gouverneur Tiff Macklem betonte die "ungewöhnliche Unsicherheit" und kündigte an, Entscheidungen "eine nach der anderen" zu treffen. Besonders die Kerninflationsmaße bereiten Sorgen, da sie zuletzt um die 3-Prozent-Marke schwankten.

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Handelspolitik als Marktrisiko

Trumps aggressive Handelspolitik sorgt für zusätzliche Unsicherheit. Nach der Ankündigung von 25-prozentigen Zöllen auf indische Importe ab dem 1. August stehen nun weitere Handelspartner unter Druck. Finanzminister Scott Bessent zeigte sich jedoch optimistisch und ermutigte, "nicht in Panik zu geraten", falls bis zum Stichtag keine Deals zustande kommen.

Die europäischen Märkte spüren bereits die Auswirkungen: Italiens Wirtschaft schrumpfte im zweiten Quartal überraschend um 0,1 Prozent. Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti warnte vor einem kumulativen negativen BIP-Effekt von bis zu 0,5 Prozent durch die neuen US-Zölle.

Technologiewerte im Fokus

An der Wall Street bewegten sich die Indizes in engen Bandbreiten. Der Nasdaq legte leicht zu, während der Dow Jones minimal nachgab. Investoren warten gespannt auf die Quartalsergebnisse der Tech-Giganten Microsoft und Meta am Mittwochabend sowie Amazon und Apple am Donnerstag.

Überraschend stark zeigten sich Konsumwerte: Hershey gewann 2,3 Prozent nach übertroffenen Prognosen, VF Corp sprang um 9,3 Prozent hoch. Dies unterstreicht die anhaltende Widerstandsfähigkeit der amerikanischen Verbraucher trotz makroökonomischer Unsicherheiten.

US-Treasury stabilisiert Anleihenmärkte

Das amerikanische Finanzministerium kündigte an, die Auktionsgrößen für Staatsanleihen mindestens in den nächsten Quartalen stabil zu halten. Gleichzeitig werden die Rückkaufprogramme ausgeweitet, um die Marktliquidität zu verbessern – ein Schritt, der besonders den langen Laufzeiten zugutekommen dürfte.

Die geldpolitische Zeitenwende steht erst am Anfang, doch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Zentralbanken und die anhaltenden geopolitischen Spannungen werden die Märkte noch länger beschäftigen.

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Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.