Liebe Leserinnen und Leser,
320 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung – so viel stand bei Micron Technology auf dem Spiel, als der Speicherchip-Hersteller am Mittwochabend seine Quartalszahlen vorlegte. Nach tagelangem Tech-Ausverkauf, ausgelöst durch Zweifel an der Rentabilität gigantischer KI-Investitionen, hing die Stimmung am seidenen Faden. Dann kam die Überraschung: Micron lieferte nicht nur Rekordergebnisse, sondern einen Ausblick, der selbst optimistische Analysten sprachlos machte. Die Aktie schoss vorbörslich um über 14 Prozent nach oben. Gleichzeitig kletterte der DAX über die psychologisch wichtige 24.000-Punkte-Marke, während Silber auf ein neues Allzeithoch bei fast 67 Dollar je Unze stieg – ein Plus von rund 25 Prozent seit Jahresbeginn. Drei Märkte, drei Geschichten, eine Botschaft: Die Nervosität weicht vorsichtigem Optimismus.
Micron: Der Befreiungsschlag für den Tech-Sektor
Als Micron Technology seine Zahlen für das erste Geschäftsquartal präsentierte, war die Erleichterung an der Wall Street mit Händen zu greifen. Der Konzern aus Idaho übertraf die Erwartungen deutlich: Umsatz von 13,64 Milliarden Dollar statt erwarteter 12,83 Milliarden, Gewinn je Aktie von 4,78 Dollar statt prognostizierter 3,94 Dollar. Doch das war nur der Auftakt. Für das laufende Quartal bis Ende Februar stellt Micron Erlöse zwischen 18,3 und 19,1 Milliarden Dollar in Aussicht – Analysten hatten lediglich 14,4 Milliarden auf dem Zettel. Die Bruttomarge soll auf rekordverdächtige 68 Prozent klettern.
Morgan Stanley bezeichnete die Überraschung als „wahrscheinlich die beste Umsatz- und Gewinn-Überraschung in der Geschichte der US-Halbleiterindustrie“ – nur von Nvidia übertroffen. Der Grund für die Euphorie: Micron liefert den Beweis, dass die Nachfrage nach Speicherlösungen für KI-Anwendungen nicht nur intakt ist, sondern sogar schneller wächst als gedacht. Die Versorgungsengpässe bei DRAM- und NAND-Chips dürften bis weit ins Jahr 2027 anhalten, so das Management. Das bedeutet: steigende Preise, stabile Margen, robuste Gewinne.
Für den deutschen Anleger ist das ein doppeltes Signal. Erstens: Die KI-Story ist nicht vorbei, sie verlagert sich nur von reiner Rechenleistung hin zu Speicher- und Infrastrukturlösungen. Zweitens: Nach dem jüngsten Ausverkauf bei Oracle, Broadcom und anderen Tech-Werten könnte Micron den Startschuss für eine Stabilisierung geben. Die Aktie legte vorbörslich um über 14 Prozent zu, andere Chip-Werte wie Western Digital (+5,8 Prozent) und SanDisk (+9,1 Prozent) zogen mit. Selbst Nvidia erholte sich leicht.
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DAX über 24.000: Rückenwind aus zwei Richtungen
Der deutsche Leitindex profitierte am Donnerstag von zwei Entwicklungen: Zum einen von der Tech-Erholung aus Übersee, zum anderen von überraschend günstigen US-Verbraucherpreisen. Die Inflation in den USA stieg im November nur um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr – Ökonomen hatten 3,1 Prozent erwartet. Die Kernrate lag bei 2,6 Prozent statt befürchteter 3,0 Prozent. Das verschafft der US-Notenbank mehr Spielraum für weitere Zinssenkungen, was wiederum die Stimmung an den Aktienmärkten hob.
Der DAX gewann ein Prozent auf 24.200 Punkte. Besonders gefragt waren Finanzwerte: Die Deutsche Bank legte um 3,2 Prozent zu, getragen von der Hoffnung auf ein stabileres Zinsumfeld. Siemens Energy, das als KI-Profiteur gilt, stieg um 3,5 Prozent. Auch die Entscheidung der EZB, die Leitzinsen bei 2,00 Prozent zu belassen und gleichzeitig die Wachstumsprognosen für die Eurozone leicht anzuheben, wirkte stützend.
Auf der Verliererseite standen erneut Automobilwerte. Volkswagen verlor 0,2 Prozent, BMW 0,5 Prozent, Mercedes-Benz 0,7 Prozent. Die Branche kämpft weiterhin mit schwacher Nachfrage, hohen Produktionskosten und der Unsicherheit über künftige Regulierungen. Zwar wurde das Verbrenner-Aus 2035 in der EU vorerst entschärft, doch die neuen Vorgaben zur nachhaltigen Produktion könnten die Preise weiter in die Höhe treiben – ein Risiko, das Anleger nicht ignorieren.
Silber auf Rekordjagd: Der stille Star des Jahres
Während Gold mit einem Plus von 66 Prozent seit Jahresbeginn bereits für Schlagzeilen sorgte, hat Silber das Edelmetall längst überholt. Mit einem Anstieg von rund 25 Prozent seit Januar erreichte der Silberpreis am Donnerstag ein Intraday-Hoch von fast 67 Dollar je Unze – nur knapp unter dem bisherigen Allzeithoch. Damit ist Silber der heimliche Gewinner unter den Rohstoffen.
Die Gründe sind vielfältig. Zum einen profitiert Silber von seiner Doppelrolle als Industrie- und Edelmetall. Mehr als die Hälfte der Nachfrage stammt aus der Industrie – von Elektronik über Solarmodule bis hin zu Elektrofahrzeugen. Der KI-Boom und die grüne Energiewende treiben den Bedarf zusätzlich an. Zum anderen hat Silber in diesem Jahr auch als sicherer Hafen an Attraktivität gewonnen. Russland, Indien und Saudi-Arabien tätigten substanzielle Käufe, was die Nachfrage weiter anheizte.
Das Angebot kann mit der Nachfrage nicht Schritt halten. Zum fünften Mal in Folge verzeichnet der Markt ein strukturelles Defizit. Die Lagerbestände in London sind von rund 31.000 Tonnen im Jahr 2022 auf etwa 22.000 Tonnen im März 2025 gefallen – Tendenz weiter sinkend. Analysten erwarten, dass die Versorgungsengpässe bis 2027 anhalten werden. Ein Silberpreis von 100 Dollar je Unze bis Ende 2026 gilt inzwischen nicht mehr als unrealistisch.
Für deutsche Anleger, die sich aus dem überhitzten Goldmarkt heraushalten wollen, bietet Silber eine interessante Alternative. Die höhere Volatilität ist Fluch und Segen zugleich: Wer das Timing beherrscht, kann überproportional profitieren. Wer langfristig denkt, setzt auf die Kombination aus industrieller Nachfrage und monetärer Absicherung.
Rheinmetall: Rüstung bleibt, Auto geht
Während die Märkte auf Makrodaten und Tech-Zahlen starrten, vollzog Rheinmetall einen strategischen Schwenk. Der Düsseldorfer Konzern gab bekannt, sein ziviles Autozuliefergeschäft verkaufen zu wollen. Mit zwei Bietern laufen bereits Verhandlungen, eine Vertragsunterzeichnung wird für das erste Quartal 2026 angestrebt. Gleichzeitig sicherte sich Rheinmetall einen Milliarden-Auftrag der Bundeswehr für Weltraum-Satelliten im Wert von 1,7 Milliarden Euro.
Die Botschaft ist klar: Rheinmetall konzentriert sich auf das, was funktioniert – Verteidigungstechnik. Das Autogeschäft litt unter der Branchenkrise und erzielte Gewinnmargen auf einem Zehnjahrestief. Die Börse quittierte die Nachricht zunächst verhalten, die Aktie legte um 1,5 Prozent zu. Händler warnten allerdings, dass der Verkaufspreis angesichts der schwachen Marktlage enttäuschen könnte.
Novo Nordisk: Nächster Anlauf im Abnehmmarkt
Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk hat bei der US-Gesundheitsbehörde FDA die Zulassung für CagriSema beantragt – eine wöchentliche Kombinationsspritze aus dem Wegovy-Wirkstoff Semaglutid und dem experimentellen Amylin-Analogon Cagrilintid. In Studien verloren Teilnehmer durchschnittlich 22,7 Prozent ihres Körpergewichts. Die Aktie reagierte verhalten und verlor 0,94 Prozent, da frühere Studiendaten die Erwartungen verfehlt hatten. Eine FDA-Entscheidung wird für 2026 erwartet.
Was jetzt zählt
Die kommenden Tage werden zeigen, ob Microns Befreiungsschlag ausreicht, um den Tech-Sektor nachhaltig zu stabilisieren. Am Freitag richtet sich der Blick auf weitere Konjunkturdaten aus den USA und die Reaktion der Märkte auf die EZB-Entscheidung. Für Silber bleibt die Frage, ob die 70-Dollar-Marke noch vor Jahresende fällt. Und Rheinmetall wird daran gemessen werden, ob der Verkauf des Autogeschäfts tatsächlich den erhofften Fokus auf Rüstung bringt.
Eines ist sicher: Die Märkte bleiben nervös, aber nicht panisch. Die Balance zwischen Hoffnung und Realität wird täglich neu ausgehandelt.
Bis morgen,
Andreas Sommer


