Liebe Leserinnen und Leser,
zwei Konzerne, zwei Geschäftsberichte, zwei völlig gegensätzliche Reaktionen: Während Nike-Anleger am Freitag einen Kurssturz von über zehn Prozent verkraften mussten, feierte Oracle ein Kursplus von rund fünf Prozent. Der Grund? Bei Nike drücken schrumpfende Margen und ein schwaches China-Geschäft auf die Stimmung – bei Oracle sorgt die Beteiligung an einem milliardenschweren TikTok-Deal für Euphorie. Derweil kämpft der DAX weiterhin mit der psychologisch wichtigen 24.000-Punkte-Marke, während deutsche Verbraucher so viel sparen wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Ein Blick auf die Gewinner und Verlierer des Tages – und was das für Ihr Depot bedeutet.
Nike enttäuscht auf ganzer Linie – Adidas und Puma atmen auf
Der Sportartikelhersteller Nike hat am Donnerstagabend Zahlen vorgelegt, die selbst pessimistische Analysten überraschten. Zwar übertraf der Umsatz im zweiten Geschäftsquartal die Erwartungen leicht, doch die Details ernüchtern: Die Bruttomarge sank, weil steigende Zölle die Produktionskosten in die Höhe trieben. Noch schwerer wiegt jedoch der Ausblick: Für das laufende Quartal rechnet Nike mit einem Umsatzrückgang – vor allem das China-Geschäft, das rund 15 Prozent der Erlöse ausmacht, läuft weiterhin schwach. CEO Elliott Hill räumte in der Telefonkonferenz ein, man müsse den Ansatz für den chinesischen Markt „grundlegend überdenken“.
Die Reaktion der Börse fiel drastisch aus: Die Nike-Aktie brach im vorbörslichen Handel um über zehn Prozent ein und fiel unter die 60-Dollar-Marke – der niedrigste Stand seit Mai. Analysten wie Piral Dadhania von RBC bemängelten den „vorsichtigeren Ton“ des Managements und warnten vor einem „langsameren Erholungsverlauf als erwartet“. Auch die Marke Converse bleibt ein Problemfall, was die Herausforderungen für den US-Konzern zusätzlich verschärft.
Für die deutschen Konkurrenten Adidas und Puma bedeutet das zunächst Entlastung: Zwar gaben beide Aktien am Freitagmorgen zunächst nach – Adidas um bis zu zwei Prozent, Puma um bis zu 3,5 Prozent –, doch die Verluste fielen deutlich moderater aus als bei Nike. Jörg Philipp Frey von Warburg Research sieht darin eine Bestätigung der „überlegenen Markendynamik von Adidas“. Der Herzogenauracher Konzern wachse dynamischer und habe eine bessere Umsatzqualität als Nike, so der Analyst. „Wir sehen daher weiterhin erhebliches Potenzial für Adidas, Marktanteile von Nike zu gewinnen.“
Oracle feiert TikTok-Deal – und Analysten bleiben skeptisch
Während Nike strauchelt, kann Oracle jubeln: Der Software-Riese ist Teil eines US-Konsortiums, das das Geschäft der Video-App TikTok in den USA übernimmt. Nach Berichten des Wall Street Journal hält Oracle künftig 15 Prozent der neuen Gesellschaft, die ByteDance, der chinesische Mutterkonzern von TikTok, gründet, um das drohende Verbot in den USA abzuwenden. Weitere Partner sind die Private-Equity-Firma Silver Lake und MGX aus Abu Dhabi. Der Deal soll bereits am 22. Januar abgeschlossen werden.
Die Oracle-Aktie zog im vorbörslichen Handel um gut fünf Prozent an – eine willkommene Erholung nach den jüngsten Turbulenzen. Denn Oracle hatte in den vergangenen Wochen unter Sorgen über überhöhte KI-Bewertungen gelitten und war im Monatsverlauf um mehr als 18 Prozent abgestürzt. Der TikTok-Deal könnte nun helfen, die Nachfrage nach Oracles Cloud-Diensten zu stützen, die nicht direkt mit künstlicher Intelligenz zusammenhängen. Mizuho-Analysten sprachen von einer „Chance für Oracles nicht-KI-bezogenes, margenstarkes Cloud-Geschäft“.
Doch nicht alle teilen die Euphorie: Beim Krypto-Börsen-Betreiber Coinbase, der ebenfalls neue Produkte vorstellte, blieb Mizuho bei seiner neutralen Einschätzung. Die Analysten lobten zwar die Strategie, sich über das reine Krypto-Geschäft hinaus zu diversifizieren, warnten aber vor Risiken durch die zunehmende Verbreitung von Prognosemärkten und möglicher Kannibalisierung des margenstärkeren Retail-Geschäfts. Die Coinbase-Aktie verlor am Donnerstag über zehn Prozent.
DAX unter 24.000 Punkten – Konsumflaute belastet
Auch in Deutschland sorgen Quartalszahlen für Bewegung: Der DAX schloss am Freitag knapp unter der 24.000-Punkte-Marke, nachdem er zwischenzeitlich um 0,4 Prozent zugelegt hatte. Belastend wirkten vor allem die Konsumwerte: Douglas verlor 3,4 Prozent, Zalando 2,9 Prozent. Der Grund: Der GfK-Konsumklima-Indikator für Januar brach um weitere 3,5 Punkte auf minus 26,9 Punkte ein – der niedrigste Stand seit der Finanzkrise. Alexander Krüger, Chefvolkswirt von Hauck Aufhäuser Lampe, sprach von einem „heftigen Nackenschlag zur Weihnachtszeit“. Die Sparneigung der Deutschen sei so hoch wie seit 2008 nicht mehr.
Positiv entwickelten sich dagegen Bankenwerte: Die Commerzbank legte um 1,8 Prozent zu, nachdem S&P Global Ratings den Ausblick auf „positiv“ angehoben hatte. Auch Siemens Energy (+0,5 Prozent) und Thyssenkrupp Marine Systems (+3,3 Prozent) profitierten von Aufträgen und positiven Analystenstimmen. Bei Siemens Healthineers ging es hingegen um 0,6 Prozent abwärts – Jefferies zufolge erwartet der Konzern einen „recht langsamen Start“ ins neue Jahr.
Micron und Nvidia treiben US-Tech-Sektor – aber die Skepsis bleibt
Jenseits des Atlantiks sorgte Micron Technology für Aufwind: Die Aktie des Speicherchip-Herstellers sprang am Donnerstag um über zehn Prozent nach oben, nachdem das Unternehmen eine „Blockbuster“-Gewinnprognose vorgelegt hatte. Morgan Stanley bezeichnete die Zahlen als die „besten in der Geschichte der US-Halbleiterindustrie außerhalb von Nvidia“. Micron ist für das gesamte Jahr 2026 praktisch ausverkauft – ein Zeichen für die weiterhin hohe Nachfrage nach KI-Chips.
Auch Nvidia profitierte von dieser Stimmung und legte um 2,8 Prozent zu. Ein Bericht von Reuters, wonach die Trump-Administration erwäge, Nvidia-Chips der zweiten Generation erstmals nach China zu exportieren, half zusätzlich. Dennoch bleiben die Sorgen über die Nachhaltigkeit der KI-Rallye bestehen: Oracle hatte erst in der Vorwoche mit schwacher Guidance die Märkte erschüttert, und die Frage, wann sich die massiven Investitionen in KI-Infrastruktur auszahlen, bleibt unbeantwortet.
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Für deutsche Anleger bedeutet das: Die Tech-Rallye ist noch nicht vorbei – aber die Volatilität dürfte hoch bleiben. Wer in diesem Umfeld investiert, sollte genau hinsehen, welche Unternehmen tatsächlich von KI profitieren und welche nur vom Hype getragen werden.
Ausblick: Was die kommende Woche bringt
In den nächsten Tagen rücken vor allem makroökonomische Daten in den Fokus: Am Mittwoch beginnt die „Santa Claus Rally“-Periode, in der der S&P 500 historisch betrachtet im Schnitt 1,3 Prozent zulegt. Ob das auch 2025 gelingt, hängt stark von den US-Arbeitsmarktdaten ab, die in der kommenden Woche veröffentlicht werden. Zudem bleibt die Frage, wie die Federal Reserve auf die jüngsten Inflationsdaten reagiert – der Markt preist derzeit eine Zinssenkung im April mit fast 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein.
In Europa wird die Konsumflaute in Deutschland weiterhin Thema bleiben – und damit die Frage, ob die EZB ihre Zinspolitik anpassen muss. Für Anleger heißt das: Wachsamkeit ist geboten. Die Märkte sind gespalten – zwischen Tech-Euphorie und Konjunktursorgen, zwischen KI-Hype und realen Geschäftszahlen. Wer jetzt investiert, sollte genau wissen, auf welche Seite er sich schlägt.
Einen erfolgreichen Start ins Wochenende wünscht Ihnen
Andreas Sommer


