Nordex, RWE & Bitcoin: Wenn Windkraft auf Krypto-Dominanz trifft
Liebe Leserinnen und Leser,
während sich die großen Tech-Giganten gerade eine Verschnaufpause gönnen, spielen sich die wirklich spannenden Geschichten woanders ab: In deutschen Windparks, wo Nordex-Aktien förmlich durch die Decke schießen, und in der Krypto-Arena, wo Bitcoin seine Vormachtstellung mit eiserner Hand verteidigt. Heute zeige ich Ihnen, warum ausgerechnet die vermeintlich langweiligen Energiewerte zu den Stars der Woche wurden und weshalb der nächste große Sprung bei Altcoins länger auf sich warten lassen könnte als gedacht.
Nordex: Der stille Überflieger entfesselt sich
24 Euro – diese magische Marke hat Nordex am Freitag geknackt und damit das beste Wochenergebnis im gesamten TecDAX eingefahren. Mit einem Plus von 6,5 Prozent lässt der Windanlagenbauer selbst gehypte Tech-Werte alt aussehen. Doch was noch bemerkenswerter ist: Seit dem Februar-Tief hat sich der Kurs glatt verdoppelt.
Die Analysten der Deutschen Bank hatten schon bei 16,66 Euro ein Kursziel von 19 Euro ausgerufen – eine Prognose, die Nordex mittlerweile um satte 26 Prozent übertroffen hat. Der RSI schreit zwar „überkauft“, aber wer bei Nordex in den letzten Monaten auf technische Warnsignale gehört hat, der hat eine der beeindruckendsten Rallyes am deutschen Markt verpasst.
Was treibt diese Dynamik? Es ist die perfekte Mischung aus politischem Rückenwind und handfesten Auftragseingängen. Die Energiewende ist keine ferne Vision mehr, sondern knallhartes Geschäft. Und Nordex sitzt mittendrin.
RWE: Der DAX-Champion zeigt allen, wie’s geht
Bleiben wir beim Thema Energie: RWE hat in der vergangenen Woche bewiesen, dass auch Schwergewichte tanzen können. Die Aktie durchbrach erstmals seit Monaten wieder die 40-Euro-Marke und etablierte sich dort mit einem Wochenplus von knapp 3 Prozent als Top-Performer im DAX.
Seit Anfang September hat das Papier aus Essen satte 20 Prozent zugelegt. Das mag nach viel klingen, aber der wahre Clou liegt in der Stabilität dieser Bewegung. Während andere DAX-Werte wild hin und her schwanken, marschiert RWE beharrlich nach oben – Schritt für Schritt, Euro für Euro.
Die Unterstützungszone hat sich mittlerweile bei 38 Euro etabliert. Ein Rücksetzer in der kommenden Woche wäre aus technischer Sicht durchaus gesund, würde aber vermutlich sofort neue Käufer auf den Plan rufen. Denn eines ist klar: Die Transformation des Energiesektors ist kein Sprint, sondern ein Marathon – und RWE läuft ganz vorne mit.
SAP: Wenn KI-Euphorie auf Realität trifft
Von der Energie zur Digitalisierung: SAP hat beim „Connect“-Event in Walldorf groß aufgetrumpft. Der neue KI-Assistent „Joule“ soll Geschäftsprozesse revolutionieren, Partnerschaften mit Google und Databricks wurden verkündet – eigentlich alles, was das Anlegerherz begehrt. Trotzdem reagierte die Börse mit einem Schulterzucken, die Aktie gab sogar nach.
Dieses Paradoxon zeigt, wie anspruchsvoll die Märkte mittlerweile geworden sind. KI-Ankündigungen allein reichen nicht mehr. Investoren wollen Zahlen sehen, echte Umsätze, greifbare Erfolge. Alle Augen richten sich nun auf den 22. Oktober, wenn SAP seine Quartalszahlen präsentiert. Erst dann wird sich zeigen, ob die Vision auch in der Bilanz ankommt.
Bitcoin: Der König verteidigt seinen Thron
Während sich die traditionellen Märkte noch sortieren, herrscht in der Krypto-Welt relative Klarheit: Bitcoin dominiert mit 59,6 Prozent Marktanteil so deutlich wie lange nicht mehr. Bei einem Kurs von über 111.000 Dollar zeigt die Ur-Kryptowährung, wer hier das Sagen hat.
Diese Dominanz ist kein Zufall. In Zeiten der Unsicherheit – und davon haben wir gerade reichlich – flüchten Krypto-Anleger in das, was sie für den sichersten Hafen halten. Und das ist nun mal Bitcoin, nicht irgendein experimenteller Altcoin.
Die Altcoin-Revolution lässt auf sich warten
Apropos Altcoins: Die USA haben tatsächlich die ersten Spot-ETFs für XRP und Dogecoin zugelassen. Man hätte erwarten können, dass die Kurse explodieren. Stattdessen: verhaltene Reaktionen. XRP dümpelt bei 0,42 Dollar herum, nachdem es kurzzeitig über 10 Prozent zulegte. EOS konnte zwar ebenfalls zweistellig steigen, aber von den Allzeithochs ist man Lichtjahre entfernt.
Das Problem? Die großen institutionellen Gelder, die bei Bitcoin-ETFs für Furore sorgten, bleiben bei Altcoins noch zurückhaltend. Ein Dogecoin-ETF mag für Schlagzeilen sorgen, aber ob Pensionsfonds und Versicherungen tatsächlich in Meme-Coins investieren? Da bin ich skeptisch.
Cardano zeigt exemplarisch das Dilemma vieler Altcoins: Bei 0,69 Dollar klebt ADA wie festgenagelt. Das vielgepriesene Hydra-Upgrade hat technisch geliefert, aber der Kurs? Der wartet immer noch auf seinen Durchbruch. Die 0,85-Dollar-Marke wirkt wie eine Betondecke, an der sich die Bullen die Hörner ausrennen.
China pokert hoch – und die Märkte zittern
Besonders brisant wird es beim Blick nach Fernost. China kontrolliert den Großteil der weltweiten Seltene-Erden-Produktion und nutzt dies zunehmend als geopolitisches Druckmittel. Die neuen Exportbeschränkungen treffen vor allem die Chip-Industrie – also genau den Bereich, in dem der Westen seine technologische Überlegenheit verteidigen will.
Taiwan, Heimat von TSMC und damit Herzstück der globalen Chip-Produktion, gibt sich gelassen. Man beziehe das meiste aus Europa, USA und Japan, heißt es. Doch diese Zuversicht könnte trügerisch sein. Denn wenn China wirklich Ernst macht, werden die Lieferketten schneller unter Druck geraten, als man „Halbleiterkrise“ sagen kann.
Gleichzeitig bietet Peking Washington einen Deal an: Eine Billion Dollar Investment gegen Lockerung der Tech-Sanktionen. Trump und Xi könnten sich beim APEC-Gipfel treffen. Die Märkte wittern bereits Entspannung, aber Vorsicht: In diesem Pokerspiel geht es um nichts weniger als die technologische Vorherrschaft der kommenden Jahrzehnte.
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Apropos Chip-Krieg: Wer sich fragt, wie Anleger aus den massiven Investitionen in Halbleitertechnologie profitieren können, sollte einen Blick auf den aktuellen Spezialreport zur „neuen Nvidia“ werfen. Dort wird ein europäischer Chip-Player vorgestellt, der im Zentrum der globalen Neuordnung der Tech-Lieferketten steht – und laut Branchenanalysten vor einem ähnlichen Wachstumsschub stehen könnte, wie Nvidia vor rund zehn Jahren.
Brennstoffzellen: Die totgeglaubte Technologie erwacht
Während alle Welt auf KI starrt, passiert im Energiesektor etwas Bemerkenswertes: Brennstoffzellen-Aktien explodieren förmlich. Bloom Energy hat sich im Depot 2030 bereits verdoppelt, und das könnte erst der Anfang sein.
Der Grund? KI-Rechenzentren sind Stromfresser der Extraklasse. Sam Altman warnt bereits, dass Energie „sehr bald die einzige“ Limitierung für KI-Entwicklung sein könnte. Brennstoffzellen könnten hier eine Lösung bieten – dezentral, skalierbar und ohne die Schwankungen erneuerbarer Energien. Ein Comeback, mit dem niemand gerechnet hätte.
Der Blick nach vorn
Die kommende Woche wird spannend. SAPs Quartalszahlen am 22. Oktober könnten den Ton für den gesamten Tech-Sektor vorgeben. Bei den Energiewerten dürfte sich zeigen, ob Nordex und RWE ihre Höhenflüge fortsetzen können oder ob erste Gewinnmitnahmen einsetzen.
In der Krypto-Welt bleibt die große Frage: Schaffen es die Altcoins, aus Bitcoins Schatten zu treten? Die neuen ETFs könnten der Katalysator sein – oder eben auch nicht. Manchmal braucht es eben mehr als nur neue Finanzprodukte, um einen Markt zu bewegen.
Was mich besonders nachdenklich stimmt: Während wir uns über Kursgewinne freuen, brauen sich am geopolitischen Himmel dunkle Wolken zusammen. Die Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffen könnte sich als Achillesferse der westlichen Tech-Industrie erweisen. Kluge Anleger sollten dies im Hinterkopf behalten.
Herzliche Grüße und eine erfolgreiche Woche
Andreas Sommer